Feier zum Gründungstag der Steyler Missionare

08. Sep 2008

Die Steyler Missionare feiern mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, mit denen sie die gleiche Mission teilen, den Gründungstag ihres Ordens vor 133 Jahren.

Rektor Pater Elmar Pitterle macht sich in seiner Predigt Gedanken über den Gründungsanfang bis zur Zukunft der Steyler Missionare:

 

Steyl, 8. September 1875 - Fest Mariä Geburt: Ein kleines Haus an der Maas wird eingeweiht! Es ist das erste deutsche Missionshaus. Ein lang gehegter Wunsch von Arnold Janssen geht in Erfüllung. Denn andere Länder hatten schon Missionshäuser, wie z.B. England, Frankreich, Italien und Belgien.

Was konnte man denn von einem solchen Anfang erwarten? Vielerorts wurde Arnold Janssen abgeraten, sich an die Spitze eines solchen Unternehmens zu stellen. Der Anfang war keineswegs vielversprechend, eher enttäuschend.

Auch seine Predigt am Tag der Gründung ist nicht dazu angetan, die Stimmung der Zuhörer zu heben. Nicht nur weil sie über eine Stunde dauert. Sondern weil er unter anderem sagt: "Wenn daraus nichts wird, müssen wir uns an die Brust klopfen und bekennen, wir waren der Gnade nicht wert." Wer fasst denn schon am Beginn eines Unternehmens ein mögliches Scheitern ins Auge? War das nicht in hohem Maße unklug?

 

Arnold Janssen ruderte gegen den Strom. Ein Bischof bezeichnet ihn als heilig oder verrückt. Ein anderer Bischof meint, es sei sinnlos, etwas Neues anzufangen, wenn alles darniederliege. Wir können wohl sagen, dass mit menschlichem Auge betrachtet, viele große Fragezeichen über der neuen Gründung standen.

Warum ist das Werk gelungen, warum hat es sich so rasch entwickelt? Weil Arnold Janssen offen war für die leise Stimme Gottes und in einer Situation des dramatischen Umbruchs die Zeichen der Zeit erkannte. Er hat an das Wirken des Geistes geglaubt, als der Kirche der Wind ins Gesicht blies und sich vielerorts Resignation breit machte.

Das Gebet gab ihm Kraft, viele Widerwärtigkeiten zu überwinden. Enorm wichtig war für ihn, mit Gottes Willen im Einklang zu stehen. Wenn er ihn erkannt hatte, dann war er nicht mehr zu bremsen. Gott war ihm ein zentrales Anliegen, die Ausbreitung seines Reiches, das Heil der Menschen.

Arnold hat in seinem Leben viele Schritte getan. Von der Enge in die Weite: von Goch nach Bocholt, von Bocholt nach Kempen, von Kempen nach Steyl. Das war mehr als nur eine geographische Veränderung. Sein Herz wurde immer weiter für die großen Anliegen der Kirche.

Er war eine große missionarische Gestalt, ein Visionär, einer der weltweit dachte. Wir schauen heute zurück auf den Anfang, aber gleichzeitig schauen wir auch nach vorne. Was wird die Zukunft bringen?

Die Familie der Steyler umfasst heute an die 10 000 Mitglieder in über 70 Ländern. Wir wachsen, vor allem in Asien. Aber es besteht kein Grund zur Euphorie. Die Zahl der Steyler in Europa nimmt nämlich seit Jahren kontinuierlich ab. Provinzen schließen sich zusammen, wie es z.B. in Deutschland geschehen ist. Es sind in den nächsten Jahren dramatische Einschnitte zu erwarten, da braucht man kein großer Prophet zu sein. Die Reihen lichten sich, auch hier in St. Gabriel.

 

Aber es gibt auch Dinge, die hoffnungsfroh stimmen: Seit über 20 Jahren nehmen Jugendliche die Einladung an, den Glauben mit anderen zu teilen und grenzüberschreitende Solidarität zu üben. Ich denke weiters an das Zeitschriftenapostolat: es hat eine sehr wichtige Funktion, nämlich die, Brücken zu schlagen zu anderen Völkern und Kulturen und zu helfen, über den eigenen Kirchturm hinauszuschauen. Durch die missionarische Bewusstseinsbildung öffnet sich unser Blick für eine Kirche, die weltumfassend ist und im Dienste der Welt steht. Die Laien werden immer stärker eingebunden in unsere Missionsarbeit. Ohne sie wäre diese Arbeit nicht mehr vorstellbar und nicht realisierbar.

 

Vieles wird sich ändern im Laufe der Zeit, aber das Grundanliegen des Arnold Janssen wird bestehen bleiben: sein Traum von einer missionarischen, dynamischen Kirche, die nicht um sich selbst kreist, sondern aus sich herausgeht und auf andere zugeht. Die christliche Botschaft hat nicht an Aktualität eingebüßt, es ist nach wie vor vordringlich, sie zu verkünden in einer zerrissenen Welt, in der die Bresche zwischen Arm und Reich größer wird, in der viele Menschen, welche die Armut und den Hunger satt haben, ihr Leben aufs Spiel setzen, um nach Europa zu kommen und wo hohe Mauern gebaut werden, um sich vor unliebsamen Menschen zu schützen. Es gilt Gottes Liebe sichtbar und spürbar zu machen in einer Welt, in der die Menschlichkeit nur allzu oft auf der Strecke bleibt. Was zählt denn ein Menschenleben? Herzlich wenig...

 

Missionarisch tätig sein zu dürfen, für das Reich Gottes seine besten Kräfte zur Verfügung stellen zu können, das ist ein Geschenk, ein Privileg. Wir dürfen uns einklinken in ein Werk, das von Gott selbst ausgeht, von seiner leidenschaftlichen Liebe für die Welt. Im Zentrum steht Gott, dessen Geist weht, wo er will. Das kann schon manchmal schmerzhaft sein, denn irgendwie möchten wir dem lieben Gott schon ein wenig vorschreiben, wo er zu wirken hätte. Im Mittelpunkt steht Gott d.h. der Akzent liegt nicht auf dem, was wir leisten können oder müssen. Das kann eine gewisse Gelassenheit geben inmitten der Sorgen. Gott helfe uns nach vorne zu schauen und die Vergangenheit nicht zu verklären.

 

Klaus Hemmerle, der allzu früh verstorbene Bischof von Aachen, hat bei einem Vortrag vor Steyler Missionaren im Jahre 1986 Folgendes gesagt: "Es geht nicht darum, zu sagen : Was mag ich jetzt , was mag ich nicht? Die entscheidende Frage ist : Was hat jetzt den Geschmack des Geistes?" Gott schenke uns seinen Geist, er schenke uns ein weises Herz und den Mut, Entscheidungen zu treffen, die notwendig sind. Mögen sie im Einklang stehen mit dem, was er für uns in der heutigen Zeit will.

Pater Elmar Pitterle SVD , Elke Grafl