Fachtagung Weltkirche im Stift Lambach

25. Jul 2010

Bewusstseinsbildung und Zivilcourage haben sich die Ordensleute auf der Fachtagung Weltkirche vorgenommen, um den Menschen auf der Flucht zu begegnen.

Mit einem Aufruf zu Zivilcourage und Einsatz für eine menschenwürdige Behandlung der Flüchtlinge in unserem Land, an den Außengrenzen der EU und in ihren Herkunftsländern endete am Samstag, 24. Juli 2010, im Stift Lambach die zweitägige Fachtagung Weltkirche zum Thema "Flucht. Dimensionen eines Dramas", zu der die Ordensgemeinschaften Österreichs eingeladen hatten. Auch die Steyler Missionare unterstützten die Fachtagung und nahmen an ihr teil.

 

Vorträge und Erlebnisberichte über die Situationen und Gründe, die Menschen in die Flucht treiben, sowie ein ausführliches Rollenspiel machten die etwa 100 TeilnehmerInnen an der Fachtagung betroffen, welch unmenschlicher Behandlung Flüchtlinge ausgesetzt sind.

Erzbischof Rafael Cheenath SVD aus Orissa (Indien) berichtete über die Christenverfolgung durch fanatische Hinduparteien in den Jahren 2007 bis 2009.

Schwester Petra Bigge SSpS informierte über die Flüchtlingsbewegungen im Südsudan.

Elias Bierdel zeigte die Maßnahmen Europas auf, die jährlich zu 4.000 bis 5.000 Toten im Mittelmeer führen, auch weil ihnen nicht geholfen werden darf.

Diese Berichte machten klar, dass die wirklichen Gründe für Migration und Flucht oft nicht in religiösen Konflikten liegen, sondern in politischen und wirtschaftlichen Motivationen, die von außen Bevölkerungsgruppen auferlegt werden. Dazu kam die Erkenntnis, dass in Österreich und Europa eine tief greifende Verdrehung von Gesetzen und rechtsstaatlichen Grundlagen stattfindet, wenn zum Beispiel Solidarität mit Ertrinkenden als Schlepperei angeklagt wird, Flüchtlinge kriminalisiert und als terroristische Bedrohung bekämpft werden und die wirtschaftliche und politische Verantwortung für Zustände, die Menschen zur Flucht bewegen, in unseren Ländern ausgeklammert und ignoriert wird.

 

Die TeilnehmerInnen der Fachtagung verpflichteten sich zu Bewusstseinsbildung in ihren Gemeinschaften und in der Kirche sowie zu einer kritischen Teilnahme am gesellschaftlichen Diskurs über Flüchtlinge und zu aktiver Hilfestellung und solidarischem Handeln. Sie forderten auch eine parlamentarische und öffentliche Verantwortung und Kontrolle von Programmen wie Frontex und die Einstellung der menschenverachtenden Abwehrmechanismen an den EU Außengrenzen.

 

Die TeilnehmerInnen der Fachtagung bekräftigten ihre Hoffnung und Entschlossenheit, an der Gestaltung einer Gesellschaft mitarbeiten zu können, die sich auf Menschenwürde und Gerechtigkeit weltweit gründet und Leben in Fülle für alle erwarten kann.

Christian Tauchner SVD, Elke Grafl