Neue Klangwelten

23. Sep 2012

Angela Amodio eröffnete die 16. Maria Enzersdorfer Orgeltage mit einem hervorragenden Konzert und stellte die Orgel im neuen Klang vor.

Nach der Renovierung der Orgel im April dieses Jahres fand am Samstag, 22. September, das erste Orgelkonzert im Rahmen der „16. Internationalen Maria Enzersdorfer Orgeltage“ in der Heilig-Geist-Kirche in St. Gabriel statt. Die Hausorganistin Angela Amodio trug ein wunderbares Konzert vor, an dem etwa 100 begeisterte Zuhörer teilnahmen.

Das ausgefeilte und vielschichtige Allegro risoluto aus der Sonata in re minore Op. 36 (1879) von Giuseppe Martucci (1856-1909) eröffnete das Konzert. Martucci wurde berühmt durch seinen Schüler Ottorino Respighi (1879-1936), von dem die Organistin ein eher verhaltenes, ruhiges Präludium über ein Thema von Bach (aus dem Jahr 1910) vorstellte.

Ein Höhepunkt des Konzerts war sicher die Toccata und Fuge d-moll (BWV 565) von Johann Sebastian Bach (1685-1750), das Angela Amodio der Orgel sozusagen zu ihrem Geburtstag widmete – die Orgel wurde vor fast genau 30 Jahren gebaut und jetzt renoviert. Als Gegensatz zu diesem berühmten (und deswegen vielleicht auch etwas missbrauchten) Stück stellte die Organistin ein Duetto (BWV 805) vor, ein fein gearbeitetes Juwel Bachs.

Der folgende Block beeindruckte viele Zuhörer ob seiner Modernität: William Albright (1944-1998) komponierte mit seinem Finale: The Offering aus dem Organ Book III (1992) ein eindrucksvolles erdbezogenes, aufgeregtes und unruhiges Stück, das die Orgel in einer ganz anderen Klangwelt darstellte. Angela Amodio nutzte effektvoll die Möglichkeiten der mechanischen Orgel aus und nahm an einigen Stellen vorsichtig ein Register weg; damit verschwand die Melodie fast und löst den Klang dezent auf.

Zu Ehren des 100. Geburtstags von John Cage (1912-1992) setzte Angela Amodio mit seinem Souvenir (1983) einen ruhigen Gegenpol zu Albrights Stück. Es handelt sich dabei um eines der wenigen spielbaren Stücke von Cage, das in planetarische Weiten und Rhythmen weist.

Das Konzert fand seinen krönenden Abschluss mit dem Troisième Choral (a-moll) aus den „Trois Chorals“ (1890) von César Franck (1822-1890). Darin führte die Organistin die Klangmöglichkeiten der neu gestimmten Orgel vor, die jetzt besser für Musik wie von Franck geeignet ist als vor der Renovierung.

Das Konzert von Angela Amodio war ein gelungener Auftakt der Internationalen Maria Enzersdorfer Orgeltage.

Christian Tauchner SVD