Roter Faden Gotteswort

17. Okt 2012

Das II. Vatikanische Konzil stellte das Wort Gottes in das Zentrum seiner Planung und veränderte damit die Kirche, erklärte Pater Dr. Jakob Mitterhöfer im ersten Vortrag der St. Gabrieler Vortragsreihe.

Wie es vor 50 Jahren zum II. Vatikanischen Konzil kam stellte Pater Dr. Jakob Mitterhöfer SVD im ersten Vortrag der St. Gabrieler Vortragsreihe unter dem Titel „Ein Papst suchte Hilfe“ dar. Pater Mitterhöfer war damals Student in Rom und erlebte viele Ereignisse vor und während des Konzils selber mit.

Die St. Gabrieler Vortragsreihe zu „Religion und Gesellschaft“ beschäftigt sich in diesem Arbeitsjahr mit dem II. Vatikanischen Konzil unter der Perspektive „Erfüllte Erwartungen und unerfüllte Hoffnungen. Zur Interpretation des II. Vatikanischen Konzils“.

Pater Mitterhöfer erzählte von der Zeit vor Johannes XXIII., den damaligen Ausrichtungen der Theologie und den Veränderungen, die sich mit der „Théologie nouvelle“ und anderen Strömungen anbahnten, auch wenn sie offiziell unterdrückt wurden. Mit dem „Übergangspapst“ Johannes XXIII., von dem sich weite Kreise nicht viel erwartet hatten, begann aber eine entscheidende Wende. Diese Wende kam dadurch zustande, dass sich die Bischöfe der Kirche der ganzen Welt kennenlernten und einander begegneten. Pater Mitterhöfer strich heraus, dass die Konzentration auf das Hören und Umsetzen des Wortes Gottes der entscheidende Schlüssel für das Verständnis des ganzen Konzils ist. Dazu hatte es schon vorsichtige Öffnungen unter Pius XII. mit Enzykliken zur Offenbarung und Bibelinterpretation sowie zum Verständnis der Kirche gegeben, die dem II. Vatikanischen Konzil den Weg eröffneten.

Pater Mitterhöfer berichtete von seinen Erlebnissen in Rom Anfang der 1960er Jahre: Begegnungen mit Papst Johannes XXIII. bei verschiedenen Gelegenheiten, Teilnahme an Pressekonferenzen und Gesprächen mit Bischöfen und Theologen, manche wagemutigen Einführungen etwa der Konzelebration noch bevor manche der Neuerungen des Konzils offiziell verabschiedet und bekanntgegeben worden waren.

Abschließend wies Pater Mitterhöfer darauf hin, wie das Konzil angenommen wurde: Wie  seit spätestens dem neuen Kirchenrechtsbuch (CIC, 1983) und den Richtungsänderungen im Vatikan die Zielrichtung des II. Vatikanischen Konzils unterlaufen und behindert worden ist.

Die gut 40 interessierten TeilnehmerInnen am Vortrag erfuhren viele Hintergründe aus der Vorbereitungszeit des Konzils und erlebten einen engagierten Bericht eines Zeitzeugen des vielversprechenden Aufbruchs der Kirche, der viele Hoffnungen erweckte.

Christian Tauchner SVD