Theologie zwischen drei Welten

19. Mai 2014

Mexikanischer Steyler Missionar promovierte an der Universität Wien über ein Thema aus Papua Neuguinea

In den 1990er Jahren hat der aus Mexiko gebürtige Steyler Missionar Pater Geovanne Bustos Delgado SVD an der Theologischen Hochschule St. Gabriel den Magister der Theologie erworben. Darauf folgten 10 Jahre Missionseinsatz am Sepik-Fluss im Tiefland Papua Neuguineas. Nun hat er, nach drei Jahren intensiven Forschens und Studierens, an der Katholischen Theologischen Fakultät der Universität Wien ein Doktoratsstudium in Pastoraltheologie mit Auszeichnung abgeschlossen. Im Mittelpunkt seiner Forschungen stand seine pastorale Erfahrung bei den Stämmen Kirimbit, Wombun und Indigai. Dort hat Pater Bustos das traditionelle Begräbnisritual für eine bedeutende Persönlichkeit, „Big Man“ genannt, in die Karfreitagsliturgie integriert. Spezielle Körperbemalungen, rituelles Wehklagen und Musik auf Bambusinstrumenten sind wesentliche Elemente der Feier des Leidens und Sterbens Jesu geworden. Für die Leute wurde so deutlich, um wen es bei der Karfreitagsliturgie geht: Um den „Big Man true true“, die bedeutendste Person überhaupt, den Erlöser. Diese Verbindung eines traditionellen Rituals mit der Liturgie der römisch-katholischen Kirche reflektierte Pater Bustos wissenschaftlich, begleitet von seinem „Doktorvater“ Univ. Prof.

Johann Pock und einer sehr

internationalen Gruppe von Doktoranden. Das theoretische Konzept hinter solchen Versuchen der Inkulturation ist die sogenannte „dynamische Äquivalenz“ – eine Vorgehenswiese, die vor allem der philippinische Benediktiner Ansgar Chapungco auf Prozesse der Inkulturation der Liturgie angewandt und propagiert hat.

Für Pater Bustos war es ein Anliegen, am Ort seiner früheren theologischen Studien diese wissenschaftliche Arbeit zu machen, auch wenn das Verfassen der Arbeit auf Deutsch eine große Mühsal darstellte und die tatkräftige Unterstützung von Mitbrüdern und Freunden verlangte. „Als ich nach Neuguinea kam, half mir die akademische westliche Theologie wenig für die Verkündigung“, erinnert sich Pater Bustos. „Ich musste zuerst die Kultur der Leute erlernen, und mich dafür wirklich intensiv auf sie und ihr Leben einlassen. Dabei entdeckte ich: Das sind keine Wilden, keine Menschfresser. ich weiß, so reden manche in Europa über die Menschen in Neuguinea. Ich habe das Gegenteil erfahren. Durch die Menschen in Neuguinea konnte ich den christlichen Glauben tiefer verstehen lernen, zum Beispiel über das Ritual des Big Man true true!“ Diese Erfahrung wollte Pater Bustos zurück vermitteln nach Österreich und über seine Studien der theologischen Wissenschaft zugänglich machen.

Mach Abschluss des Studiums freut er sich nun darauf, in Neuguinea als Theologieprofessor zu wirken. Gern würde er an der Divine Word University in Madang unterrichten, denn dort studieren Laien, Ordensleute und Seminaristen und es herrscht ein offener Geist. Andere Optionen sind das Melanesian Institut in Goroka oder das Nationale Priesterseminar in Bomana, Port Moresby. „Das entscheiden meine Oberen“, sagt er lächelnd. Als Steyler Missionar stellt er sich dort zur Verfügung, wo er am Meisten gebraucht wird.

Franz Helm SVD