zum Tod von P. Heinrich Heekeren SVD

20. Dez 2004

Ansprache von P. Generalsuperior Antonio Pernia SVD beim Requiem in der Oberkirche von Steyl am 18. Dezember 2004

Ein Geschenk des Geistes für die SVD

Liebe Angehörige, Verwandte und Freunde von P. Heekeren, liebe Mitbrüder, liebe Schwestern!

Es ist schwierig, an einem Anlaß wie heute, die richtigen Worte zu finden. Wir stehen alle noch unter dem Schock des plötzlichen Todes unseres lieben Mitbruders Pater Heinrich Heekeren. Es scheint, dass Schweigen die angemessene Antwort ist - ein Schweigen aus Trauer und Kummer, ein Schweigen vor dem Geheimnis und dem Unerklärlichen, ein Schweigen in Gebet und Besinnung. Damit unser Schweigen aber nicht als eine Kapitulation vor der Macht des Todes erscheint, müssen wir ein Wort sagen - wie kurz, unzureichend und hilflos es auch immer sein mag. Und dieses Wort kann nur ein Wort über das Leben sein. Denn der Tod bedeutet letztlich nicht Sterben und Ende, sondern Leben. Er bedeutet nicht das Ende des Lebens, sondern der Beginn des neuen Lebens. So lehrt es uns jedenfalls der christliche Glaube. Es ist genau das, was wir feierlich in der Präfation der Messe für die Verstorbenen verkünden: "Deinen Gläubigen, o Herr, wird das Leben gewandelt, nicht genommen."

Kurz nach Pater Heekerens Tod fand Pater Rektor ein Blatt Papier auf dessen Schreibtisch. Es enthielt ein Wort von Cyprian von Carthargo. Man kann den Eindruck gewinnen, als habe unser Mitbruder seine Stunde vorausgeahnt. Dort heißt es:

"Wie häufig wurde mir von Gott eingeschärft, ständig zu bezeugen und öffentlich zu verkünden, dass wir um unsere Brüder und Schwestern nicht trauern sollen, weil sie durch den Ruf des Herrn von dieser Welt befreit sind. Wir wissen doch, dass wir sie nicht verlieren, sie vielmehr vorausschicken, dass sie nur Abschied nehmen, um vorauszugehen .... Laßt uns vielmehr mit dem heiligen Paulus bekennen: Wenn Jesus - das ist unser Glaube - gestorben und auferstanden ist, dann wird Gott durch Jesus auch die Verstorbenen zusammen mit ihm zur Herrlichkeit führen."

 

Liebe Brüder und Schwestern, am heutigen Morgen sind wir hier versammelt, um Abschied von unserem lieben Mitbruder Heinrich Heekeren zu nehmen. Als uns die Nachricht von seinem Tod in Rom erreichte, fasste P. Manfred Müller, der viele Jahre P. Heekerens Mitarbeiter in Rom war, die allgemeine Reaktion zusammen, als er sagte: Eine große Persönlichkeit hat uns verlassen. In der Tat, P. Heinrich war eine große Persönlichkeit. Aber nicht nur das. Er war ein beliebter Generalsuperior, ein geschätzter Mitbruder, ein gesuchter geistlicher Führer und ein Freund von uns allen. Seine Persönlichkeit war geprägt von einer tiefen Spiritualität, von einem unerschütterlichen Glauben und von einer echten Großherzigkeit. Er war nicht nur eine große Persönlichkeit, sondern auch ein heiligmäßiger Mensch.

Für mich ist klar: Pater Heekeren war ein Geschenk des Geistes für die Gesellschaft des Göttliches Wortes. Ich kann sagen, dass drei große Anliegen seine Amtszeit prägten. Er versuchte, diese Anliegen in der Gesellschaft zu verwirklichen.

 

Option für die Armen
Am Beginn seiner Amtszeit betonte er die Option für die Armen. Dieses Anliegen fand schließlich seinen Ausdruck in Konstitution 112 unserer Ordensregel, deren Überarbeitung während seiner Amtszeit abgeschlossen wurde. Gerechtigkeit und Frieden wurden wesentliche Dimensionen unserer Sendung als SVD. Im Generalat sowie in vielen Provinzen und Regionen wurde ein Sekretariat für Gerechtigkeit und Frieden eingerichtet. In dieser Perspektive ist es auch verständlich, dass neue Missionen - in der sogenannten Dritten Welt - wie Amazonien, Nicaragua, Bolivien, Botswana, Kenia und Madagaskar übernommen wurden.

 

Zentrale Bedeutung des Wortes Gottes

Später, etwa in der Mitte seiner Amtszeit, stellte er die zentrale Bedeutung des Wortes Gottes für unsere Mission erneut in den Mittelpunkt. Dieses Anliegen wurde unter anderem verwirklicht durch die Einführung des bibelpastoralen Kurses "Dei Verbum" in Nemi. Die Bibel war für ihn als ausgebildeten Exegeten die große Leidenschaft. Während seiner Amtszeit verstärkte er die Zusammenarbeit mit der Katholischen Bibelföderation. Die Folge war, dass das Bibelapostolat eine weitere charakteristische Dimension unserer Sendung als SVD wurde. Ein Wort aus der ersten Lesung wäre wohl ein Lieblingswort für ihn gewesen: "Das Wort Gottes ist nicht gefesselt." Er wünschte in der Tat, dass das Wort Gottes sich ausbreite. ("Ut Dei Verbum currat").

 

Missionarischen Spiritualität

Schließlich - am Ende seiner Amtszeit - hob er die Notwendigkeit einer missionarischen Spiritualität hervor, die auf dem Charisma unseres Stifters gründet. Dies führte zur Gründung des Arnold-Janssen-Spiritualitätszentrums hier in Steyl. Die letzten Jahre seines Lebens widmete er der spirituellen Animation unter den Mitgliedern der Steyler Ordensfamilie. Dabei legte er Nachdruck auf die Spiritualität des Stifters. Sein letzter Brief, der im Generalat registriert wurde, stammt aus dem Jahr 2000. In diesem Brief schlägt er vor, dass ein neues Buch über die Spiritualität der Arnoldus-Familie für unsere Zeit geschrieben werden sollte.

 

Die Armen, die Bibel und unser Stifter - das waren die großen Anliegen von P. Heekeren. Durch ihn wurde unsere Gesellschaft wieder näher an die Vision und Ideale unseres Stifters herangeführt. Durch ihn hat unsere Ordensgemeinschaft die zentrale Bedeutung des Wortes Gottes in unserer Sendung neu entdeckt. Durch ihn haben wir die Notwendigkeit der Solidarität mit den Armen klarer erkannt. Wenn wir heute von unserem lieben Mitbruder P. Heekeren Abschied nehmen, so danken wir ihm für die Gaben, die er unserer Ordensgemeinschaft gegeben hat - Solidarität mit den Armen, zentrale Bedeutung des Wortes Gottes und Treue zum Stifter. Und wir danken dem Herrn für das Geschenk, das er uns in der Person von P. Heekeren gegeben hat.

 

Wir alle sagen Dir, P. Heekeren, Dank dafür, dass Du unserer Gesellschaft geholfen hast, ein wenig mehr eine Gesellschaft des "Göttlichen Wortes" zu werden. Damit hast Du uns in deiner Erdenzeit beschenkt. Wir hoffen: vom Himmel her wirst du uns in den kommenden Jahren weiterhin dieses Geschenk zukommen lassen.

P. Generalsuperior Antonio Pernia SVD