27. Dez 2006
Seit 1995 arbeitet der Steyler Missionar Klaus Kniffki SVD in Stauceni (Republik Moldova). In seinem Weihnachtsbrief schildert er einiges aus der Situation in seiner Gemeinde.
Wie gut, dass es Weihnachten gibt - die wunderbare Gelegenheit, meine Glück- und Segenswünsche jedem und jeder einzelnen zukommen zu lassen. Und ich verbinde diese mit einem von Herzen kommenden "Dankeschön". Mehrere Fotos zeigen exemplarisch, "was wir hier so tun".
Obdachlose Menschen finden jetzt im Stefanushaus Aufnahme.Da ist das Stefanusheim für obdachlose, auf die Strasse gesetzten, von häuslicher Gewalt vertriebenen Menschen. Rechtzeitig zum Nikolaustag übernachteten die ersten 5 Personen; bis zu 18 Betten sind bereitgestellt. Ohne Dach über dem Kopf - das ist eine der Auswirkungen der Abwanderung der jungen und arbeitsfähigen Bevölkerung der Moldau. Über ein Viertel haben sich ins Ausland abgesetzt, vor allem nach Russland, aber auch in den Westen. Auf Arbeitssuche. Das Haus wird verkauft, die Scheidung eingereicht, die Kinder den überforderten Großeltern oder Nachbarn überlassen und damit oft der Straße. Und die Älteren bleiben ohne Unterstützung, bei 30 Euro Rente und nachdem das Gas aus Russland um ganze 100% teurer geworden ist. Schnell sind sie zahlungsunfähig, verwahrlost und dem schnellen Tod ausgesetzt.
Das war der Anlass, diese "nächtliche Anlaufsstelle" zu schaffen. Seine Eminenz Kardinal Christoph Schönborn spendete sein Geburtstagsgeschenk für den Bau! Die Caritas Wien und Caritas Moldova bauten das Haus. Die Stadt Wien hilft mit für den Unterhalt.
Nach der ersten Nacht in frischem und warmem Bett sagte mir Vasile, einer der 5: "Pater, am dormit ca in sanul lui Dumnezeu" - "ich habe wie in Gottes Armen geschlafen". Eine Herberge, menschliche Wärme, Interesse und Hilfe - as tut jedem gut ...
Die Restaurierung der kleinen Kirche macht gute Fortschritte.Die Restaurierung unserer wunderschönen kleinen neugotischen Kirche in der Filialgemeinde Orhei (40 km von hier entfernt) hat im April begonnen. Das Dach ist neu gedeckt, eine kleine Sakristei konnte stilgerecht angebaut werden. Die spürbare Hilfe von RENOVABIS, KIRCHE-IN-NOT, der Erzdiözese Köln und der Urenkel der Kirchenstifterin von einst, die heute in Kanada, Belgien und in der Schweiz leben, macht dies möglich! DANKE.
Sonntags trifft sich die kleine Gemeinde zum Gottesdienst. Dabei wächst und konsolidiert sich die kleine Katholikenschar in Orhei. Sonntags treffen wir 20 uns zur Hl. Messe in einer Wohnung neben der Kirche. Es sind Katholiken und den Glauben Suchende; die meisten von ihnen haben polnische, litauische oder deutsche Vorfahren. Einige sind ungetauft, gleichfalls ihre Kinder. Sie bereiten sich seit einem Jahr auf den Eintritt in die Kirche bzw. die Taufe vor. Die beiden Steyler Missionsschwestern Davida und Juliana sind der Motor der kleinen Gemeinde. Sie wohnen dort seit einem Jahr; fühlen sich wohl manchmal etwas verloren in dieser 40 Tausend Einwohner zählenden Stadt, aber erfreuen sich der wachsenden Wertschätzung der Menschen.
In der Suppenküche gibt es für Bedürftige eine warme Mahlzeit.Die Suppenküche für Kinder, ältere und kranke Menschen in der Hauptgemeinde Stauceni hat sich verkleinert! Die Schulkinder sind beträchtlich weniger geworden: der jahrelange Exodus der Frauen wird spürbar, die Geburtenrate ist kleiner als die Sterbensrate; gleichzeitig wächst leicht die Zahl der älteren Essensbedürftigen. Ich sage wieder aus ganzem Herzen allen Unterstützern der Suppenküche ein großes Danke: den Sternsingern verschiedener Pfarreien, der Doris-Epple-Stiftung, der moldauischen Organisation "Pro Humanitas" und der Caritas Moldova, den treuen Spendern in Kamp-Lintfort und dem Moldauerkreis in Kaldenkirchen.
Liebe Freunde, am Ende des Briefes merke ich, dass ich nichts von unserer Caritas-Sozialstation und dem kleinen Kindergarten berichtet habe. Beide sind für unsere Gemeindearbeit große Hoffnungsspender. Unerwähnt blieb auch die politische Situation, die nach wie vor unter dem Roten Stern der Kommunisten steht, und unter dem sie in die EU einmarschieren wollen. Und ich schrieb diesmal fast nichts über den geistlichen Weg mit den Menschen auf Jesus Christus hin, den Grund unseres Hierseins.
ER beschenke Euch aus Anlass Seines Geburtstages mit Seinem Frieden und Seiner Liebe. Sie treibe uns an, uns weiterhin dem Einsatz für das Gute und Wahre, für Seine neue geschwisterliche Welt zu verschreiben.
Ein gesegnetes Weihnachtsfest
Klaus Kniffki SVD