Russische Deutsche oder deutsche Russen?

19. Okt 2007

Deutschland - Pater Ewald Ottoweß übernimmt am Sonntag, 21. Oktober das Amt des Diözesanbeauftragten für die Aussiedlerpastoral im ehemaligen Flüchtlingslager Unna-Massen.

Russlanddeutsche genießen in Deutschland nicht unbedingt den besten Ruf. Besonders gewalttätig sollen sie sein und schwer integrierbar - so kann man es zumindest vielen Medienberichten entnehmen. Erst vor einem Jahr machte der grausige Foltermord durch drei Russlanddeutsche in der Siegburger JVA Schlagzeilen.

Der 66jährige Ewald Ottoweß kennt diese Berichte und die Vorurteile - er wird immer wieder mit ihnen konfrontiert, wenn er von seiner Arbeit berichtet. Der Steyler Missionar arbeitet seit August diesen Jahres als Diözesanbeauftragter für Aussiedlerpastoral in der "Landesstelle für Aussiedler, Zuwanderer und ausländische Flüchtlinge in Nordrhein-Westfalen" - früher kurz als "Flüchtlingslager Unna-Massen" bekannt. Am 21. Oktober wird er offiziell in sein Amt eingeführt.

Ottoweß hatte keine festen Erwartungen als er seine Arbeit aufnahm. "Ich mache hier einfach meine Augen und Ohren weit auf und helfe dort, wo ich helfen kann." Das fängt bei der Begleitung zu Behörden an und führt über Glaubensgespräche bis zur Vorbereitung auf den Sakramentenempfang.

In Unna-Massen leben derzeit über 150 sogenannte Spätaussiedler also diejenigen,die aus den ehemaligen Sowjetrepubliken nach 1993 nach Deutschland einreisten. "Viele Menschen sind völlig ohne Halt und ohne Perspektive," sagt Ottowess. "Viele von ihnen wissen nicht ob sie evangelisch oder katholisch getauft sind. Sie kommen zu mir und sagen "Wir haben uns damals bekreuzigt, aber zu welcher Kirche wir gehören wissen wir nicht. Wir kennen nicht einmal die Unterschiede." Die Menschen suchen eine Antwort im Glauben und die versuche ich ihnen zu geben der sie mit ihnen zu erarbeiten. Es ist eine sehr missionarische Situation." Dabei arbeitet Ottoweß eng mit einem evangelischen Kollegen, aber auch mit Caritas und Diakonie zusammen. "Es sind mächtige Aufgaben, die vor uns liegen," weiß er "aber ich sehe Tag für Tag, dass sich die Arbeit lohnt. Wir möchten den Menschen ein Zuhause geben, ihnen die Chance geben in einem für sie völlig fremden Land anzukommen. Sie sind entwurzelt und wir möchten ihnen helfen Wurzeln zu bilden." Verwurzelung, Integration, Beheimatung, Perspektiven für die Zukunft - so will Ottowess die Spirale der Hoffnungslosigkeit für viele Russlanddeutsche durchbrechen.

Am Sonntag, 21. Oktober 2007 wird der Steyler Pater Ewald Ottoweß offiziell in sein Amt eingeführt. Die Feier, die gleichzeitig auch die Verabschiedung des bisherigen Pastors Christian Heim ist, beginnt mit einer Festmesse um 10 Uhr in St. Hedwig Kirche, Buderusstraße 46 in Unna-Massen. Nach dem Mittagessen, Gesang, einem kleinen Festakt mit Grußansprachen und Unterhaltung, findet das Hedwigfest seinen Abschluss gegen 17 Uhr bei Kaffee und Kuchen. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.

Tamara Häußler-Eisenmann