Skizzen einer Reise

13. Mai 2007

Moldawen/ Deutschland - Am Ostermontag (9. April 2007) waren 5 Mitglieder des Moldova-Freundeskreises St. Clemens, Nettetal-Kaldenkirchen, für 6 Tage in Stauceni. Dort sind die Steyler unter der Leitung von P. Klaus Kniffki SVD in der Pfarr- und Sozial-Arbeit tätig. Unter der Regie von Frau Regina Weiß flogen Sr. Kunigundis SSpS, Frau Hannelore Lehnen, Herr Heribert Hüther und Br. Hubert Nagelsdiek SVD mit der Air Moldova von Frankfurt-Main in die Hauptstadt Chisinau. Von dort ging es mit einem Kleinbus in das 15 km entfernte Städtchen Stauceni.

Die Botschaft von Ostern war in aller Munde. - "Christ ist erstanden." Mit dieser zentralen Botschaft von Ostern begrüßten sich die Menschen und jeder antwortete darauf: "Er ist wahrhaft auferstanden." - Ein guter, alter Brauch, der bei den Orthodoxen in der österlichen Zeit üblich ist und deshalb auch von den Katholiken gerne übernommen wurde.

Die Kirche von Stauceni im OsterschmuckEine Kerze und Spenden aus Kaldenkirchen. - Als Zeichen unserer Verbundenheit zwischen den Pfarrgemeinden in Kaldenkirchen und Stauceni überreichten wir am Dienstag mit den Gaben zur Opferung bei der hl. Messe eine Kerze. Sie brennt jetzt auf dem Altar in Stauceni und erinnert so die Gemeinde, dass wir alle durch Christus, das "Licht der Welt", Brüder und Schwestern sind. -

Im Anschluß an das Abendessen übergaben wir P. Kniffki und den Schwestern in Orhei einen Geldbetrag "Für Menschen in Not", der durch Spenden und durch Verkauf von Trödel, von Büchern und Schallplatten, von Kleidung, Hausrat und Kleinmöbeln zusammen gekommen war.  

Bunte Zäune und weiße Bordsteine. - Viele Straßen auf dem Lande sind von Obst- und Walnussbäumen eingerahmt. So wird das triste Grau mancher Häuser (und auch Felder) durch bunte Blüten und grüne Blätter ein wenig verdeckt. Vermehrt sieht man jetzt aber auch farbig gestrichene Zäune, und fein säuberlich aus Ziegelstein gemauerte Garten- und Toreingänge. Vor Ostern wurden nach alter Sitte vielerorts die Stämme der Bäume in den Gärten und am Straßenrain mit Kalk getüncht und die Bordsteine weiß gestrichen. Und wenn dann noch die Sonne scheint, wetteifern die Straßen um das Attribut "Schönste von allen".


P. Kniffki im Gespräch mit einem orthodoxen MönchEmpfang mit Glockenspiel. - Ein Ausflug der Pfarrei mit einem Reisebus ins nahe gelegene Curchi brachte unsere kleine Gruppe mit Erwachsenen und Kindern ins Gespräch. Wir besuchten eine orthodoxe Klosteranlage, wo jetzt wieder 30 Mönche leben und mit dem Aufbau ihres Klosters begonnen haben. Ein erster Gebäudeteil ist restauriert.

Direkt neben der Kirche steht ein Glockenspiel. Mit ihm begrüßte uns ein junger Mönch, der mit großem Geschick die vielen kleinen Glocken und einige große in harmonischer Abfolge zum Klingen brachte. Aus vielen Fenstern der imposanten Anlage wuchsen Gras und Birken. Das Mauerwerk und die Dächer sind marode; alles muss grundsaniert werden.

Nach der heiligen Messe mit P. Kniffki unter freiem Himmel war Picknick angesagt. Alle Leute hatten etwas mitgebracht und boten ihre Gaben uns Gästen und allen Mitreisenden an. Man aß und trank und unterhielt sich zwanglos in kleinen Gruppen, manchmal mit Händen und Füßen. Besonders für die Kinder war es ein fröhlicher Nachmittag, denn sie alle hatten Osterferien.

Die Kirche "Maria Himmelfahrt" in OrheiDie kleine Kirche in Orhei macht gute Fortschritte. - Vor drei Jahren noch ein trostloser Anblick - aber seit Jahresanfang herrscht hier Aufbau-Stimmung: Das Dach der Kirche ist frisch eingedeckt, die beiden Türme sind aufgemauert und warten auf ihre Helme, die neuen Fenster sind einsetzt und der Fußboden ist fertig in Beton gegossen. Jetzt kann der Innen-Ausbau zügig voranschreiten. In der kleinen angebauten Sakristei wurden bereits die Wände geputzt. Bis Jahresende hofft P. Kniffki im Innern fertig zu sein, um Weihnachten darin den ersten Gottesdienst feiern zu können. - Außen aber gibt es noch viel zu tun. Die Sandsteine der Kirche zeigen viele Einschüsse und Zerstörungen durch Umwelteinflüsse. Auch der Kircheneingang und die Einfriedung müssen neu hergerichtet werden. Geweiht wird die Kirche der Gottesmutter "Maria Himmelfahrt" (Fest am 15. August).

Diese vier Geschwister leben jetzt bei der OmaVier Geschwister wurden Waisen. - Vier Kinder im Alter von 8 bis 14 Jahren haben kurz hintereinander ihren Vater und ihre Mutter verloren. Sie leben jetzt bei ihrer Großmutter und wollen zusammen bleiben. Der kleine Junge von 8 Jahren ist sehr krank und benötigt dringend eine mehrmonatige Kur. Mit ein paar Euro monatlich könnte man den Kindern und vor allem dem kranken Jungen ein wenig Lebensfreude bringen. 

Ein Dach für Menschen ohne Obdach. - Das ist das "Stephanus-Haus", jetzt erste Adresse für Menschen, die auf der Straße leben - für Männer und Frauen ohne Arbeit und ohne familiäre Bindung, vom Schicksal hart gebeutelt. Die Caritas der Erzdiözese Wien hat dieses Haus 2006 in Stauceni gebaut: einladend und funktional bietet es maximal 18 Personen ein Obdach für die Nacht. Hier kümmert sich liebevoll und mit großem Engagement Frau Larisa Monţoc als Leiterin um ihre Schützlinge. Man gewinnt rasch den Eindruck, alle Obdachlosen fühlen sich hier wohl und angenommen. Streit untereinander gibt es nicht. Jeden Morgen nach dem Frühstück um 9.00 Uhr müssen alle das Haus verlassen. Gegen 17.00 Uhr öffnet es wieder seine Tür und bietet dann auch ein kostenloses Nachtessen an.  

In Hütten ohne Wasser und ohne Heizung. - Mit der Krankenschwester Oana besuchten wir einige Menschen, die von der Sozialstation Stauceni regelmäßig betreut werden. Wir waren geschockt. Denn diese Menschen leben irgendwo am Rande beengt in armseligen Hütten - ohne Wasser und ohne Heizung. Sie sind bettelarm, oft schwerkrank und einige blind. Sie benötigen Zuwendung und auch medizinische Hilfe. Wir sahen einen älteren Mann mit durchgelegenem Rücken, den die Krankenschwester versorgte.

Sr. Davida (links) und Sr. JulianaEine Hoffnung für Orhei. - Die beiden Steyler Schwestern Davida SSpS aus Polen und Juliana SSpS aus der Slowakei wohnen und arbeiten seit Herbst 2005 in Orhei. Sie besuchen Kranke, kümmern sich um Kinder und versuchen Kontakte zu den verstreuten Katholiken aufzubauen. Für Interessenten haben sie pastorale Angebote: z. B. Glaubensgespräche, Taufe, Erstkommunion, Trauung.   

"Die Geschichte der Diözese Tyraspol." - Unter diesem Titel wurde in der Druckerei Steyl ein vielzitiertes Buch von 286 Seiten gedruckt und in den USA verlegt. Joseph Kessler hat es 1930 verfasst. Er war der letzte Bischof der durch die Bolchewisten untergegangenen deutsch-polnischen Diözese Tyraspol - heute in der Republik Moldau gelegen. Mit einer Kopie dieses Buches haben wir dem jetzigen Bischof Anton Coşa in Chisinau ein wertvolles Geschenk überreichen können, das im Archiv der Diözese nicht (mehr) vorhanden war.  

Frohes Spiel im Kindergarten von Stauceni Ein Sozial-Zentrum mit besonderem Flair. - Die enge Beziehung zur Fachhochschule Biberach hat es möglich gemacht, dass gegenüber der katholischen Kirche in Stauceni ein Sozial-Zentrum moderner Prägung errichtet wurde. Hier kümmern sich drei Krankenschwestern liebevoll um kranke und alte Menschen unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit. Sie baden diese Menschen, waschen oder erneuern ihre Kleidung und geben ihnen auch medizinische Hilfe.
Zwei Kindergärtnerinnen bieten in zwei Gruppen 50 Kindern einen Kindergartenplatz und bereiten sie auf die Grundschule vor. In der Ersten Etage sind zwei Gästezimmer für Besucher und ein Pfarrsaal für die kleine Gemeinde von 180 Katholiken. Zwei polnische Schwestern unterstützen die Arbeit der beiden Steyler PP. Klaus Kniffki und Vivian Furtado, die 80 Meter von der Kirche entfernt in einem Einfamilienhaus wohnen.

Ein herzliches Danke für die gastliche Aufnahme und die erlebnisreichen Tage sagen wir P. Kniffki und seinen Mitstreitern. Durch ihr religiöses und soziales Engagement sind wir wieder neu motiviert: Wir konnten uns vor Ort überzeugen, dass die Spenden aus Kaldenkirchen für "Menschen in Not" und in sinnvolle Projekte einsetzt werden. Das ermutigt den Moldova-Freundeskreis St. Clemens, die Arbeit fortzusetzen und die persönlichen freundschaftlichen Kontakte zu einzelnen Menschen in Stauceni weiter zu pflegen.

ndk