Br. Norbert Rietz SVD (78) verstorben

06. Aug 2008

Der ehemalige Druckereifachmann und Druckereidirektor der Taditionsdruckerei Steyl verstarb unerwartet in St. Wendel.

Heute Vormittag, am Fest Verklärung des Herrn, ereilte uns aus St. Wendel die Nachricht vom Tod unseres Mitbruders Norbert Rietz. Er starb im dortigen Marienkrankenhaus. In den letzten Wochen machte uns seine Gesundheit zunehmend Sorge. Als sich sein Zustand trotz ärztlichen Bemühens nicht bessern wollte, willigte er vor zwei Wochen zu einem Pflegeaufenthalt in unserem Seniorenheim in St. Wendel ein. Man stellte einen schweren Herzinfarkt fest, an dessen Folgen er heute gegen 10.30 Uhr verstarb.

Der Verstorbene wurde am 20. Dezember 1929 in Danzig-Schidlitz geboren und zwei Tage darauf in der Franziskus-Kirche in Danzig-Emaus auf den Namen Norbert Otto getauft. Sein Vater, Otto Rietz, stammte aus Schidlitz. Er war gelernter Schlosser und fand später Arbeit bei der ‚Danziger Elektrischen Straßenbahn‘. Einberufen zum Volkssturm galt er ab Januar 1945 als vermisst. Seine Mutter, eine geborene Gertrud Woizischke, arbeitete bis zur Geburt ihres ersten Kindes in einem Warenhaus. Die Eltern waren tief religiös und fromm und gingen oft auch werktags zur Hl. Messe. Ein oft gehörter Spruch seines Vater war: „Der liebe Gott hat es so gewollt; er wird es schon recht machen.“

Norbert hatte noch zwei Brüder, Hubert und Werner, die beide in den letzten Jahren verstarben. Norbert besuchte ab 1936 die Volksschule in Schidlitz. Gerne hätte er das Gymnasium besucht, doch fehlte den Eltern das notwendige Geld dazu. So wechselte er 1940 nach dem vierten Volksschuljahr in die Rechtsstädtische Mittelschule in Danzig über, die er mit einem guten Zeugnis abschloss. Mit 15 Jahren wurde er zum Fronthelfereinsatz eingezogen. Im März 1945 sah er seine Heimatstadt Danzig in Flammen stehen. Er blieb dieser Stadt und der polnischen SVD-Provinz ein Leben lang verbunden. Bald geriet er in englische Gefangenschaft, aus der er am 15.08.1947 entlassen wurde. In jener Zeit weckte die Bekanntschaft mit Franziskanern in ihm den Wunsch, selbst Ordensmann zu werden. Er entschied sich aber für die Steyler Missionare, wo bereits ein Bekannter vor ihm eingetreten war. Im September erhielt er aus Sankt Augustin die Mitteilung, dass er als Postulant in die Gesellschaft des Göttlichen Wortes aufgenommen sei. Dort trat er am 24.09.1947 ein. Er erlernte das Druckerhandwerk und erhielt auch eine Ausbildung als Setzer. Am 8.09.1948 begann er das Noviziat. Mit der Überreichung des Ordenskleides erhielt er den selbst gewünschten Ordensnamen Gabriel. Das Noviziat endete mit dem Ablegen der ersten Gelübde zwei Jahre später, am 75. Gründungstag der SVD.

Vier Tage später zog er ins Mutterhaus nach Steyl um, wo er sein ganzes Ordensleben verbringen sollte, fast 58 Jahre! Es war ein Leben im Dienst der Gemeinschaft vor Ort, im Dienst der Provinz und im Dienst der Mission. Innerhalb des Ordens übernahm er zeitweise die Verantwortung für die Brüderausbildung, war auch Senior der Brüder in Steyl, Postulantenmeister und Präfekt der Brüder in zeitlichen Gelübden. Er war im Haus- sowie im Provinzrat, nahm an zahlreichen Provinzkapiteln, und auch an vier Generalkapiteln in Rom teil. Er war Kommandant der Betriebsfeuerwehr und Zeremoniar des Missionshauses. Sein Herz schlug für die Druckerei. Von 1971 bis 1982 war er ihr Betriebsleiter und von 1982 bis 1999 ihr Direktor.

Ihn zeichneten seine Gewissenhaftigkeit und seine Kollegialität aus. Er suchte die gute Zusammenarbeit im Betrieb. Er wusste sich durch den Druck der Steyler Zeitschriften eingebunden in die weltweite Missionsarbeit der Kirche. Die Schließung des Betriebes war für ihn ein schwerer Schlag. Er tat in den letzten Jahren noch so manchen Dienst, lebte aber eher zurückgezogen und still.

 

Als sich am 25. Juli 2008 eine große Gruppe von Hausbewohnern von ihm verabschiedete und ein baldiges Wiedersehen in Steyl wünschte, ahnte keiner, dass er so schnell sterben und Steyl nicht wiedersehen würde. Nun schaut er, wie die Apostel im Evangelium des heutigen Festes, die Herrlichkeit des Herrn.

Das Requiem feiern wir am Samstag, den 9. August 2008, um 11.00 Uhr in der Klosterkirche des Steyler Missionshauses im saarländischen St. Wendel; anschließend geleiten wir Bruder Norbert Rietz zu seiner letzten Ruhestätte auf den Klosterfriedhof.

P. Manfred Krause SVD