P. Paul Tryba SVD starb mit 93 Jahren in Steyl

25. Apr 2008

Er war ein Mann mit vielen Plänen und Ideen, die nicht auf jedermanns Verständnis stießen. Er ließ sich trotzdem nicht beirren und setzte sich für diese Ziele ein. Genauso unermüdlich setzte er sich für die ihm anvertrauten Menschen ein. Er war ein Seelsorger und Mitbruder, der zuhören konnte.

Heute, am 24. April 2008, um 22.45 Uhr verstarb hier in Steyl in unserem Seniorenhaus St. Gregor P. Paul Tryba. Seine letzten Jahre waren altersbedingt mehr und mehr gezeichnet von zunehmender Pflegebedürftgkeit. So kam der Tod nach langen Wochen des Sterbens wie eine Erlösung. Er war seit langem auf seinen Tod vorbereitet. Selbst die Totenbildchen waren schon vorgedruckt. Es fehlte nur das Sterbedatum.

 

Geboren wurde P. Tryba am 26. 06. 1914 in Osterode (Ostpreußen) als viertes von elf Kindern. Sein Vater, Anastasius Tryba, war Schmiedemeister bei der Bahn. P. Tryba schrieb von ihm: „Sein Lebensinhalt war seine Familie. Gott bestimmte sein Leben. Er verteilte seinen Jahresurlaub auf die kirchlichen Feiertage. Sie und den Rest des Urlaubs verbrachte er zuhause.“ Über seine Mu8er Ottilie Tryba, geb. Schlalla, schrieb der Verstorbene: „Sie war ihrem Mann eine gute Gattin und uns Kindern eine vorbildliche Mutter. Sie half, die große Familie durch Heimarbeit zu ernähren. Sie war eine betende Frau und Mutter.“

Sechs Wochen nach seiner Geburt musste Familie Tryba mit dem kleinen Paul vor den Russen fliehen, doch dauerte diese Zeit nicht sehr lange. Nach der Schulzeit wollte er Schreiner werden. Doch erlernte er auf Wunsch des Vaters den Beruf des Einzelhandelskaufmanns. Drei Jahre arbeitete er als Verkäufer, bis er im Herzen den Ruf zum Priestertum vernahm. Mit seinem ersparten Geld machte er sich mit fast 21 Jahren nach Geilenkirchen auf, wo er im Steyler Spätberufenenseminar seine Gymnasialstudien begann. Unterbrochen wurde diese Zeit durch zwei Jahre Militärdienst in Köslin bei Pommern. 1939 wurde er zum Kriegsdienst einberufen. 1944 kam er in französische Gefangenschaft, von der er die letzten vier Monate im berühmt gewordenen „Stacheldrahtseminar“ von Chartres verbrachte, einem Priesterseminar besonderer Art, in dem deutschsprachige Seminaristen zum Theologiestudium zusammengeführt waren. Nach der Gefangenschaft fand er 1946 seine Mutter mit zwei Schwestern in Holzminden an der Weser wieder. Am 8. September des gleichen Jahres begann er das Noviziat in St. Augustin, welches am 1. Mai 1948 mit der Erstprofess endete. Nach Beendigung des Studiums wurde er am 24.08.1952 in der dortigen Seminarkirche zum Priester geweiht. Von 1953-58 war er als Lehrer in den beiden Missionshäusern St. Wendel und St. Paul tätig.

Dann sollte es eigentlich nach Indonesien gehen, doch erhielt er, wie viele Missionare damals, keine Einreiseerlaubnis. So reiste er nach einem Sprachkurs im englischen Liverpool 1960 nach Papua-Neuguinea aus. Dort wirkte er dreizehn Jahre lang als Seelsorger in den Pfarreien Namta, Okyufa und Dato (Diözesen Goroka und Wewak). Nach seiner Rückkehr war er seelsorglich zunächst als Hausgeistlicher im Alten- und Pflegeheim in Eschweiler und im Schwesternkloster vom Guten Hirten in Bocholt tätig, bevor er von 1984 an im Missionshaus St. Arnold bei Rheine lebte. 

P. Tryba war geprägt von einem tiefen Glauben, zu dem er sich überzeugt bekannte. Er litt zugleich schwer an den Entwicklungen in Gesellschaft und Kirche der letzten Jahrzehnte.

Mit 88 Jahren wechselte er dann in unser Seniorenheim St. Gregor nach Steyl. Für große Aufregung sorgte er, als er im August 2005 plötzlich verschwunden war. Man suchte ihn per Hubschrauber und mit einer Hundestaffel der Polizei und fand ihn schließlich nach 24 Stunden versteckt im Dickicht hinter dem Wasserturm unseres Klosters. 

Für sein Totenbildchen hat er folgende „Worte zum Abschied“ formuliert: „Aus unergründlicher Liebe Gottes ins Dasein gerufen, verdienstlos in der Kirche mit seiner Kindschaft beschenkt, durch Gnade zum Priester bestellt, ,habe ich den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt‘ (Paulus an Timotheus). Meine Liebe hat ihm gegolten. Nun wurde ich abberufen. Ich gehe mit Vertrauen zum Vater, das Erbe des Himmels anzutreten, das er denen, die ihn lieben, testamentarisch (AT und NT) zugesichert hat.“

Das Requiem feiern wir am Dienstag, den 29. April 2008, um 14.30 Uhr in der Unterkirche des Missionshauses St. Michael in Steyl; anschließend geleiten wir P. Paul Tryba zu seiner letzten Ruhestä8e auf den Klosterfriedhof.

P. Manfred Krause SVD