P. Siegfried Wegler SVD verstorben

10. Jul 2008

Er wirkte viele Jahre als Krankenhausseelsorger in Warstein und Lembeck

Als der Schlosserlehrling Siegfried Wegler mit 17 Jahren seine Gesellenprüfung machte und als Facharbeiter aus der ´Bergtechnik GmbH´ sein erstes Geld nach Hause brachte, hatte er zugleich enge Kontakte mit der katholischen Jugend in der westfälischen Industriestadt Lünen. Schon in dem 18-Jährigen fing es an zu gären. Er konnte ein Wort seines Kaplans in der Berufsschule nicht vergessen: ´Hat denn kein einziger unter euch den Mut und die Kraft, in den Ordensstand einzutreten?´- ´Da ging etwas in mir vor´, schrieb er in einem Brief an die Steyler Spätberufenenschule St. Josef/Geilenkirchen, ´das hatte ich bisher nicht gekannt. Ich hatte eine schwere Krise durchzumachen. Ja und nein, rief es mir entgegen. – Schaffst du´s denn? – Ja, ich schaffe es; ich will es schaffen.´ Auch sein Pfarrer empfahl Siegfried. ´Er ist durch seine kernige, tieffromme Haltung und durch seine gewissenhafte Arbeit ein vorbildlicher junger Mann.´

So konnte der 20jährige, jüngstes von fünf Kindern des Bergmanns Gustaf Wegler und seiner Frau Cäcilia, die ersten vier Gymnasialjahre in Geilenkirchen im Aufbaugymnasium St. Josef absolvieren und dann in Bad Driburg in zwei Jahren das Abitur machen. Seine anschließenden theologischen Studien in Sankt Augustin krönte 1961 die Priesterweihe durch Nuntius Bafile. In seinem Pastoraljahr in München rückte er für Monate zum Vertreter des plötzlich verstorbenen Pfarrers von St. Peter und Paul auf.

Nach Brasilien, dem Land seiner Erstbestimmung, brach Siegfried dann 1963 auf, und nach einigen Monaten Sprachunterricht in Sao Paulo schickte man ihn nach Toledo, wo die Gesellschaft eine Handwerkerschule und ein Kandidaten-Institut hatte. Aber kaum hatte sich der 35jährige dort einigermaßen eingearbeitet, lenkte die Vorsehung seinen Lebensweg in eine ungewollte Richtung. Zwölf Operationen folgten Schlag auf Schlag, Venen-, Bruch-, Innerohrprobleme schwächten ihn, raubten ihm Geschmacks- und Geruchsinn, brachten ihm Gleichgewichts- und Gedächtnisstörungen. Nach einem Jahr gab man ihm eine weniger stressige Arbeit in Monte Alto. Hier entdeckte er sein Charisma als Beichtvater. Am Tage, bevor er dann wegen anhaltender Gesundheitsbeschwerden Brasilien verlassen musste, hat er noch 253 Beichten gehört. Er musste in die Heimat, nach nur vier Jahren. Aber er hatte eine priesterliche Arbeit gefunden, der er auch in Nach-Kriegs-Deustchland mit großem Erfolg nachgehen konnte: die Beichtpastoral.

 

Fast ein Viertel Jahrhundert (1968 bis 1992) wirkte P. Wegler ´freundlich und bescheiden´, wie man sagte, im Maria-Hilf-Krankenhaus in Warstein/Sauerland unter den Kranken und den Schwestern. Als Beichtvater war er zudem rundum bekannt und gesucht. Die folgenden drei Jahre (1992 bis 1995) verbrachte Siegfried dann in einer leichteren Arbeit: bei den Senioren und Schwestern des Michaelisstifts in Dorsten-Lembeck. Schließlich zog sich der 66jährige nach St. Arnold/Neuenkirchen in den Ruhestand zurück. Auch dort wurde er zum unermüdlichen Apostel des Sakraments der Versöhnung. Im Zug der Auflösung des Hauses kam P. Wegler 2007 nach St. Wendel/Saar, wo er durch sein stilles, freundliches Wesen angenehm auffiel. Auch dort noch nahm er dem Beichtvater übereifrig seine Arbeit ab, wenn dieser nicht gleich zur Beichtkapelle geeilt war.

Seit Anfang Juli machten sich bedenkliche Störungen an verschiedenen Organen bemerkbar. Eine Überführung ins Krankenhaus wurde notwendig. Am Mittwochmittag kam er zurück ins Missionshaus und am gleichen Tag, am 9. Juli 2008, kurz vor Mitternacht, gab er sein Leben friedlich und in aller Stille dem himmlischen Vater zurück.

Dankbar für das Leben und Wirken unseres Mitbruders P. Siegfried Wegler feiern wir das Requiem am Montag, den 14. Juli 2008, um 14,30 Uhr in der Missionshauskirche St. Wendel; anschließend geleiten wir P. Wegler zu seiner letzten Ruhestätte auf dem Klostefriedhof.

P. Roberto C. Alda, Jr. SVD