Der Hirt muss bei der Herde bleiben

10. Aug 2009

Polen/ Deutschland - Für den Steyler Missionar Johannes Frank, gebürtig aus Niederscheidweiler bei Trier, strengen die Steyler Missionare aufgrund seines außergewöhnlichen Einsatzes für die Menschen ein Seligsprechungsverfahren an. Anlässlich der Feierlichkeiten zum 325. Bestehen der Pfarrei in Niederscheidweiler wird am 23. August in einer feierlichen Messe das Wirken Johannes Franks geehrt.

Der Steyler Missionar Johannes Frank hätte die Möglichkeit gehabt, der Hölle der Vertreibung und Flucht zu entkommen - doch Pater Johannes Frank blieb bei den Menschen und erlebte die letzten Jahre des 2. Weltkrieges als Flüchtling und wurde schließlich von den Rotarmisten verschleppt. Irgendwann im Jahr 1945 verliert sich die Spur des engagierten Geistlichen, für den nun fast 70 Jahre nach seinem Tod, das Seligsprechungsverfahren angestrengt wird.  

Anlässlich des Jubiläums seiner Heimatpfarrei im rheinland-pfälzischen Niederscheidweiler bei Trier, die in diesem Jahr ihr 325jähriges Bestehen feiert, wird der Steyler Pater Jerzy Skrabania in seiner Messe am 23. August 2009 an diesen Ausnahme-Missionar erinnern. Johannes Frank begleitete den Flüchtlingstreck vom ostpreußischen Ermland gen Westen teils mit dem Fahrrad, teils zu Fuß. Da er durch die Strapazen der Flucht sehr geschwächt und krank war, beschloss er, zurückzubleiben. In seiner Schwäche sagte er, ihm sei nun alles egal, was passiere und ein Zeitzeuge berichtete: "Er gab uns nochmal den Segen, und unter Tränen und Schluchzen setzte sich die Flüchtlingskolonne wieder in Bewegung."  

Der Pater Georg Skrabania, Steyler Missionar, hat ein ganz besonderes Verhältnis zu Johannes Frank: "Ich wurde im Missionshaus St. Adalbert, Ermland, wo Pater Frank lebte und wirkte, in das Leben der Steyler Missionare eingeführt und habe mein Philosophiestudium in Mehlsack, Ostpreußen, wohin Frank nach seinem Theologiestudium versetzt wurde, begonnen. Das Thema des zweiten Weltkrieges war natürlich auch in meiner Generation ein Thema. Und so sehr die Geschichte uns Deutsche und Polen oft zu erbitterten Feinden werden ließ, die Menschlichkeit und Fürsorge, mit denen Johannes Frank seinen Gemeindemitgliedern in den schwersten Wochen ihres Lebens immer wieder Mut machte, hat mich schon lange tief beeindruckt." Seit einem Jahr begleitet Skrabania die Seligsprechung Franks.  

"Johannes Frank war ein Märtyrer, denn er gab sein Leben für seine Herde, blieb bis zum Ende der Apostel des Evangeliums und der Liebe Jesu bei seinem Volk, obwohl die Angst vor der Verfolgung überall herrschte," so Skrabania weiter. "Und deshalb ist es nur richtig, dass er in die Reihe der Seligen aufgenommen wird. So viele Menschen verdanken ihm sein christliches Leben und den Glauben, Hoffnung und Liebe. Auch heute noch gedenken viele Menschen seiner Taten und schöpfen Mut und Hoffnung aus seinem Verhalten, dass sich durch absoluter Hingabe für seine Schutzbefohlenen auszeichnet." 

Am 23. August findet die feierliche Messe um 9.30 Uhr in der Pfarrkirche St. Hubertus in Niederscheidweiler bei Trier statt. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.

 

Kurzbiographie Pater Johannes Frank SVD

P. Johannes Frank ist am 9.11.1900 in Niederscheidweiler bei Trier geboren. Am 3.10.1913 tritt er als Schüler ins Missionshaus der Steyler Missionare St. Wendel ein. Nach seiner Gymnasialzeit beginnt er im Jahre 1920 das Noviziat der Steyler Missionare in Sankt Augustin bei Bonn. Am 29.09.1921 legt er die ersten Ordensgelübde in St. Gabriel bei Wien ab. Dort setzt er auch sein philosophisch-theologisches Studium fort. In den Ewigen Gelübden, die er 1926 ablegt, bindet er sich für immer an die Ordensgemeinschaft der Steyler Missionare und wird am 26.05.1927 in St. Gabriel zum Priester geweiht.

Nach der Priesterweihe wird er von seinen Oberen nach Mehlsack versetzt, um dort als Mathematiklehrer zu wirken. Nach seiner langjährigen Arbeit als Lehrer treffen ihn Repressionen von Seiten der Nationalsozialisten. 1938 wird die Missionsschule geschlossen und 1941 die Kirche entweiht. Alle Mitglieder des Ordens werden fortgeschickt. P. Frank übernimmt nun seelsorgerische Tätigkeiten in Neisse und Mariatreu OS. Danach kehrt er ins Ermland zurück. Bischof M. Kaller schickt ihn 1941 in die Pfarrgemeinde in Arys und 1942 nach Flammberg bei Ortelsburg. Als die Gemeinde in den Kriegswirren 1945 evakuiert werden musste, begleitete er den Flüchtlingstreck teils mit dem Fahrrad, teils zu Fuß. Als er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr weiterziehen konnte, blieb er zurück und gelangte in die Pfarrei zu Passenheim. Zusammen mit dem dort angestellten Pfarrer Heinrich und weiteren Geistlichen zog er weiter nach Bischofsburg, Wengoyen und Seeburg. Hier wird P. Frank von der roten Armee festgenommen und nach Russland verschleppt. Im Dezember 1945 kommt er bei Stalino in der Doneck Kohlenindustrie um.

 

Zurzeit ist der Seligsprechungsprozess von P. Frank in Gang, mit dem Ziel ihn in die Schar der Märtyrer der katholischen Kirche aufzunehmen.

Tamara Häußler-Eisenmann