Wo ethisch drauf steht, muss auch ethisch drin sein

03. Aug 2009

Sankt Augustin/ Deutschland - In einen Rüstungsbetrieb zu investieren könnte der Steyler Bank, eine der erfahrensten Ethik-Banken Deutschlands, mit ihrem zweistufigen Prüfsystem nicht passieren. Ihren Kunden liefert sie mit ihrem Ethikleitfaden höchste Transparenz über ihre Anlagestrategie.

Seitdem Spiegel-Online am Wochenende vermeldete, das die kirchliche Pax-Bank - entgegen ihren eigenen Grundsätzen - in unethische Produkte investiert hat, stehen Ethik-Banken auf dem Prüfstand. Fast 600.000 Euro sollen die Pax-Bank und die ebenfalls kirchliche Liga-Bank über die hauseigenen Investmentfonds gemeinsam beim Rüstungskonzern BAE System angelegt haben, der Atom-U-Boote, Raketensysteme und Kampfflugzeuge liefert.

 

Direktanlagen statt Fonds  

"So ein Fall würde bei uns in dieser Form nicht passieren," erklärt Norbert Wolf, Geschäftsführer der Steyler Bank, einer der führenden Ethik-Banken in Deutschland. "Denn wir investieren die Einlagen unserer Kunden nicht in Investmentfonds, sondern tätigen nur Direktanlagen. Das bedeutet, wir verlassen uns bei unserem Investment zunächst auf uns selbst und nicht auf einen Fondmanager, der die Weltanschauung der Steyler Missionare möglicherweise gar nicht kennt." Doch das ist nur ein Punkt, durch den sich die Steyler Bank absichert.

 

1. Sicherheitsstufe: Eine gute Ratingagentur  

"Wir arbeiten mit einer der strengsten Ratingagenturen im Ethik-Segment zusammenm, der Oekom research aus München, denn natürlich können wir als Bank nicht alle Unternehmen selbst bewerten. Die Ratingagentur hat die 850 Einzelkriterien des sogenannten Frankurt-Hohenheimer Leitfaden, der als umfassendste Kriteriologie für ethisches Investment gilt, in über 100 branchenspezifischen sozialen und ökologischen Kriterien zusammengefasst."  

Sowohl für die Eigenanlagen der Bank als auch auf Wunsch in der Kundenberatung wendet die Steyler Bank dieses ethisch-ökologische Rating an. "Dies bedeutet, dass wir mit Ausschluss- und Positivkriterien arbeiten. Durch die Ausschlusskriterien stellen wir sicher, dass Investitionen in fragwürdige Bereiche wie beispielsweise Rüstung, Atomenergie oder Gentechnik vermieden werden. Durch die Umsetzung von Positivkriterien fließt dann der Gedanke in die Bewertung mit ein, dass das Geld gerade in solche Unternehmen fließen soll, die sich durch ihr ökologisches und soziales Engagement als förderwürdig auszeichnen. Wir haben über das Internet jederzeit Zugriff auf die Ethikratings der Unternehmen. BAE Systems wäre bei einem sog. Corporate Responsibility Rating von C zum einen für uns kein Best-in-Class Unternehmen gewesen. Zum anderen hatte das Unternehmen bereits in der Vergangenheit neben ihrem Geschäftsfeld Rüstung auch mit Korruptionsfällen und Bilanzmanipulationen zu tun."  

Das Anlagekonzept der Steyler Bank ist transparent und nachvollziehbar. In ihrer Broschüre "Wir fördern nachhaltige Entwicklung - Die Ethik der Steyler Bank" können die Kunden in der "roten Liste" nachlesen, welche Geschäftsfelder die Steyler Bank bei ihrer Anlagestrategie ausschließt. Tierversuche, Atomenergie oder Kinderarbeit sind nur einige der 16 Punkte umfassenden Liste.

"Solch eine Liste sollte sich jeder Kunde, der sich für ethische Geldanlagen interessiert, genau ansehen. Die Anlagestrategie und die Informationen über die Partner der Bank, wie die Ratingagenturen, sollten für die Kunden absolut transparent sein," rät Norbert Wolf. "Für Banken, die im ethischen Geldgeschäft tätig sind, sollte dies eine Selbstverständlichkeit sein."

 

2. Sicherheitsstufe: Eigene Kontrolle  

Natürlich verlässt sich die Steyler Bank nicht allein auf die Ratingagentur, die im Übrigen von der Bank bezahlt wird und nicht von den zu bewertenden Unternehmen. "Alle drei Monate erhalten wir von der Ratingagentur ein Update. Die dort aufgeführten Veränderungen vergleichen wir mit unseren eigenen Ergebnissen und sind so in engem Kontakt mit der Agentur. Wir arbeiten sozusagen mit Netz und doppeltem Boden," sagt Wolf.

 

Letztes Risiko bleibt immer  

Trotz aller Sicherheitsbemühungen, weiß Norbert Wolf dennoch um die Gefahren. Ein ethischer Investor würde niemals vorsätzlich in einen Rüstungskonzern wie BAE System investieren, aber natürlich bleibt ein letztes Risiko, dass man schuldlos in ein Unternehmen investiert, mit dessen Produktsegment man nicht einverstanden ist. Das kann sehr schnell passieren: "Wenn beispielsweise ein bisher ethisches Unternehmen plötzlich ein anderes Unternehmen aufkauft, was unseren ethischen Kriterien widerspricht und diese Veränderung nicht sofort von uns oder unserer Agentur bemerkt wird, haben wir kurzfristig in ein unethisches Produkt investiert."  

Dennoch: Mit ihrer Strategie der doppelten Kontrolle hat die Steyler Bank ein sicheres Fundament für ihre Arbeit gelegt - und die Kunden danken es. Seit Jahren vermeldet die Bank ein beständiges Wachstum. Als konservativ ausgerichtete Bank ist sie ein Zufluchtsort für all diejenigen, die sich sicher sein sollen, dass die Ethik drin ist, die auch drauf steht.

Tamara Häußler-Eisenmann