Ein Hattrick für die Hoffnung

14. Jun 2010

Sambia - Fußball steht in Afrika für Hoffnung auf ein besseres Leben - was die Fußball-WM 2010 bei den Afrikanern für Hoffnungen weckt, erklärt Keith Haimambo, ein Sambianer und ehemaliger Steyler Fratre. Der Steyler Pater Marek Grzech setzt dagegen schon seit 2001 Fußball in Hilfe für Kinder und Jugendliche in Sambia um.

Ein paar kleine Häuser, staubiger Lehmboden, umrandet von Feldern. Auf einem kleinen Platz jagen acht Kinder johlend und barfuß einem Ball hinterher. Mit ein paar Stöcken haben sie sich auf dem Boden ein Tor markiert. 50 Kilometer entfernt: Ein Monster aus Glas und Stahl - das neue Fußballstadion. Das Johlen hat sich in Grölen verwandelt, und die 22 Männer, die dem Ball hinterherjagen tragen teure Fußballschuhe. Gegensätzlicher könnte Fußball nicht sein und doch gehört es in Afrika untrennbar zusammen. Stören tut´s keinen, denn in Afrika ist Fußball viel mehr als eine Milliardenindustrie mit hochbezahlten Spielern.

 

Fußball ist Gemeinschaft
Fußball steht dort für Gemeinschaft, ganz einfach für "zusammen sein" und Spaß haben. "Egal, ob es geregnet hat oder kalt war, wir waren den ganzen Tag draußen und haben zusammen Fußball gespielt, "erzählt Keith Haimambo, ehemaliger Steyler Missionar, über seine Kindheit in Sambia. Das Thema "Fußball" begleitet ihn bis heute. Zurzeit promoviert er im Fach Theologie an der Universität Bonn. Seine Diplomarbeit trägt den Titel "Ersatzreligion Fußball? - Sport als Herausforderung für den christlichen Glauben".

 

Fußball ist Hilfe
Über diese "Ersatzreligion" ist es auch möglich andere christliche Ziele, wie die Unterstützung von Waisen- und unterprivilegierten Kindern zu erreichen. "Fußball ist der populärste Sport in Afrika, jeder kennt ihn und eigentlich jeder, der körperlich dazu in der Lage ist, spielt ihn", erklärt Haimambo. Fußball baut Teamgeist auf, Teamgeist wird zu Vertrauen und nur wer Vertrauen hat, dem kann auch wirklich geholfen werden.

Dieses Konzept nutzt auch Pater Marek Grzech, ein Steyler Missionar aus Polen. Bereits vor neun Jahren gründete er den "Communication United Sports Club", um Kinder in Sambia von der Straße zu holen und ihnen eine Perspektive zu bieten.

 

Fußball für Mädchen
Unter dem Motto "Bibel, Ball und Kommunikation" fördert er Kinder und Jugendliche durch den Fußball in ihrer Schul- und Berufsausbildung. 2001 gründete er das erste Fußball-Team für Mädchen, 2002 folgte dann die Mannschaft für junge Männer, die sogar zum "Besten Club des Jahres 2006" in Sambia gewählt wurde. Mittlerweile hat der Sport-Club noch vier weitere Fußballteams für Jungs und eine Trainerschule. Durch den Sport bindet der Club die Kinder und Jugendlichen und ermöglicht ihnen so eine Ausbildung. Dafür müssen sich die Geförderten aber nicht nur im Sport engagieren, sie müssen sich auch in der Schule anstrengen und ihre Bildung über alles, auch den Fußball, stellen. Wenn das funktioniert, erschließen sich weitere Möglichkeiten für sie, wie beispielsweise ein Universitätsbesuch. Über 40 Jugendliche wurden so seit 2001 gefördert. Das Hauptanliegen ist es, die Jugendlichen dauerhaft aus der Armut zu holen, ihnen durch die Ausbildung die Möglichkeit eines festen Arbeitsplatzes zu geben und die Geförderten und hoffentlich auch später ihre eigenen Kinder für immer aus dem Teufelskreis der Armut und Unbildung befreit zu wissen.

 

Fußball ist Hoffnung
Dass, was der Steyler Pater im Kleinen macht, diese Hoffnung, die er zu den Menschen bringt, setzen alle Afrikaner in die Fußball-WM 2010. Auch sie soll Entwicklungshilfe leisten, wenn auch in einem anderen Rahmen. Auch wenn die WM nur in einem Land, in Südafrika stattfindet, beteiligt ist doch nahezu der gesamte Kontinent. Wirtschaftlich hoffen viele afrikanische Länder durch Export beispielsweise von Afrika-typischen Dekorations-Gegenständen, Kleidung und sogar Möbeln, etwas von dem großen "WM-Kuchen" abzubekommen.
Die erste Fußball-Weltmeisterschaft in Afrika ist ein erster Schritt, den "schwarzen Kontinent" zu integrieren. "Alle Afrikaner sind stolz und froh, eine WM in Afrika zu haben. Das ist etwas ganz Großes hier. Wir hoffen, dass das aber nur der Anfang war und weitere Weltmeisterschaften und Großveranstaltungen folgen. Wir wollen mit dieser WM Vertrauen für mehr aufbauen," betont Keith Haimambo.

 

Ein Besuch in Südafrika lohnt sich
Die Fußball-WM 2010 wird im Sommer wird für mehr Tourismus sorgen, jetzt liegt es auch an Südafrika die Welt davon zu überzeugen, dass sich ein weiterer Besuch lohnt. Haimambo möchte bezüglich der Debatte über die Kriminalität in Afrika nichts schönreden: "Dass Schlimmes passieren könnte, ist klar. Aber es kann überall was passieren. Man muss einfach ein Bewusstsein dafür entwickeln, wo man ist und wann man wo ist. Nachts alleine durch Townships laufen ist sicherlich nicht die richtige Einstellung."

Grundsätzlich aber überwiegen die offene Gastfreundlichkeit und die Lebensfreude, die man in Afrika erleben kann. Die Menschen feiern und tanzen auf den Straßen und empfangen Fremde mit offenen Armen.  "Das ist ein einmaliges Erlebnis. Wenn man sich überlegt hat, nach Südafrika zu fliegen, sollte man sich nicht durch Medienberichte über Kriminalität und Gewalt davon abhalten lassen. Was man von dieser Reise mitnimmt ist einmalig und man wird es sicher nicht bereuen", rät Keith Haimambo.

In Deutschland feuert er übrigens Schalke an und bei der WM? "Naja, wenn europäische Mannschaften gegen Deutschland spielen, feuer ich natürlich die Deutschen an, aber Podolski, Schweinsteiger und Co. gegen eine afrikanische Mannschaft?", Keith lacht "Dass ich da mit Afrika fiebere, ist ja klar!"

Severina Bartonischek