Der unbekannte Pionier - Über das Wirken des China-Missionars Franz Xaver Biallas

19. Okt 2011

Er war eine Schlüsselfigur der Steyler China-Mission und ein „Mann der ersten Stunde“ an Katholischen Universität Fu Jen in Peking, die von den Steyler Missionaren getragen wurde:

Franz Xaver Biallas (1878–1936), der erste akademisch ausgebildete Sinologe der Steyler Missionare. Durch die Studie des Steylers Miroslav Kollár wurde dem Lebenswerk des gebürtigen Schlesiers nun endlich die Beachtung beigemessen, die er verdient.


Sein wechselvoller Lebensweg führte den gebürtigen Schlesier Franz Xaver Biallas während der Gymnasialzeit in das Missionshaus Heiligkreuz bei Neisse und zum theologischen Studium in das Missionshaus St. Gabriel bei Wien. Nach seiner Priesterweihe 1905 erhielt er die Missionsbestimmung für China.


Jedoch verhinderten die Zeitumstände wie auch ordensinterne Erwägungen über viele Jahre seine Ausreise. So wurde Biallas zunächst als Lehrer in der Steyler Niederlassung St. Wendel im Saarland eingesetzt und studierte dann Sinologie in Berlin, Leipzig und Paris. Während des Ersten Weltkrieges war er als Militärgeistlicher in Kassel tätig und setzte nebenbei seine sinologischen Studien fort, die er 1918 mit einer Dissertation über den chinesischen Dichter Qu Yuan abschloss.


1926, über 20 Jahre nach seiner Missionsbestimmung, konnte er endlich nach China ausreisen, wo er im Steyler Missionsgebiet in Süd-Shandong an den Orten Yanzhou und Qingdao als Seelsorger wirkte und gleichzeitig seine wissenschaftlichen Arbeiten über China fortführte. Nach einem kurzen Aufenthalt in der Steyler Missionsprokur in Shanghai wurde er 1933 von der Generalleitung der SVD nach Peking berufen, um an den Verhandlungen zur Übertragung der dortigen Katholischen Universität an die Steyler Missionsgesellschaft teilzunehmen.


Als Professor für Soziologie prägte Biallas wesentlich die Aufbauphase dieser Universität. Die Krönung seines Lebenswerkes und einen nachhaltigen Beitrag zur wissenschaftlichen Chinaforschung bildet jedoch die sinologische Zeitschrift Monumenta Serica – Journal of Oriental Studies, die Pater Biallas 1935 begründete. Tragischerweise erlebte er nur noch das Erscheinen des ersten Bandes, bevor er am 28. Mai 1936 plötzlich an Flecktyphus verstarb.


Das Leben von P. Biallas war zutiefst von dem Konflikt zwischen seinen persönlichen Ansprüchen an seine Tätigkeit als Chinawissenschaftler und den äußeren Ansprüchen des Ordens an ihn als Missionar geprägt. „Ich wollte das komplexe Spannungsfeld von Wissenschaft und Missionstätigkeit anhand der Biographie von Pater Biallas darstellen und gleichzeitig einen Beitrag zu einem vollständigeren Bild der Geschichte der Steyler China-Mission leisten“, erklärt Kollár zu seinen Forschungen.


Die ursprünglich an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Augustin eingereichte Dissertation von P. Miroslav Kollár SVD erschien in der Buchreihe Collectanea Serica des Instituts Monumenta Serica. Sie wertet die bisher unveröffentlichte Korrespondenz von P. Biallas aus und enthält 300 von ihm selbst und an ihn geschriebene Briefe in Transkription mit ausführlichen Anmerkungen sowie weitere relevante Dokumente zu seinem Leben. Der Anhang des Buches umfasst Biogramme zu den wichtigsten in der Korrespondenz vorkommenden Personen, zahlreiche Fotografien zu Biallas’ Biographie sowie Glossare der chinesischen Orts- und Personennamen.


MIROSLAV KOLLÁR: EIN LEBEN IM KONFLIKT. P. FRANZ XAVER BIALLAS SVD (1878–1936).
CHINAMISSIONAR UND SINOLOGE IM LICHT SEINER KORRESPONDENZ
Collectanea Serica
Institut Monumenta Serica, Sankt Augustin • Steyler Verlag, Nettetal 2011
viii, 910 S., Abb., EUR 90.00 • ISBN 978-3-8050-0579-1


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Tamara Häußler Eisenmann