P. Reinhold Jörger SVD unerwartet verstorben

15. Dez 2011

Unerwartet starb am gestrigen Abend im Städtischen Krankenhaus in Neunkirchen/Saar unser lieber Mitbruder P. Reinhold Jörger, im Alter von 73 Jahren.

Reinhold kam am 16. Mai 1938 als Sohn der Eheleute Alfons Jörger und Hedwig geb. Reissenauer in Forchheim bei Karlsruhe zur Welt. Er hat noch einen jüngeren Bruder. Der Vater fiel 1943 in Russland, daher musste die Mutter die beiden Söhne in der schweren Nachkriegszeit allein großziehen. Reinhold konnte das Gymnasium nicht besuchen, da nicht genug Geld vorhanden  war. Er beendete die Volksschule und begann 1952 eine Lehre als Maschinenschlosser.
In diversen Vereinen und in der kirchlichen Jugendarbeit in seinem Heimatdorf war er engagiert. Die Freunde aus diesen Vereinen wurden später treue Wohltäter, während seiner missionarischen Tätigkeit auf den Philippinen. Besonders das Engagement als Pfarrjugendführer hat ihn in seiner Jugendzeit geprägt. Durch den Kontakt mit jungen Priestern begann er sich mit religiöser Literatur zu beschäftigen. Die Teilnahme an Jugendtreffen, Schulungskursen und an religiösen Wochenenden vertiefte seinen Glauben und entwickelte sein Interesse am kirchlichen Leben und an allen Zeitfragen. Später erkannte er dies als eine „Bereitung des Bodens“ für seine Berufung.
Als Facharbeiter konnte er besser für seine Familie sorgen, sodass seine damals kränkliche Mutter das Nähen aufgeben konnte und die Schneiderei schloss, froh, dass das Leben für sie nun leichter wurde. Ein Artikel in der „Stadt Gottes“ führte letztendlich dazu, dass Reinhold seine Berufung zum Missionar und Priester erkannte. Der Wunsch Missionar zu werden, brannte sich in sein Herz und ließ ihn nicht mehr los. Als er der Mutter diesen Wunsch mitteilte, sagte sie zu ihm:“ Geh, ich werde wieder arbeiten und dich unterstützen.“
So trat er 1957 in das Spätberufenenseminar St. Josef in Geilenkirchen ein. 1963 machte er das Abitur und wechselte sofort nach St. Augustin, wo er nach dem zweijährigen Noviziat  am 01. Mai 1965 die Ersten Gelübde ablegte und danach Philosophie studierte. Seine Oberen sandten ihn 1966, zusammen mit zwei weiteren Fratres, zum Theologiestudium auf die Philippinen.
Am 01. Mai 1969 legte er in Tagaytay/Philippinen die Ewigen Gelübde ab und wurde dort am      30. November 1969 zum Priester geweiht. Ab 1970 arbeitete er als Pfarrseelsorger in der Provinz Abra, im Norden der Philippinen. Nach 12 Jahren Arbeit in Abra kehrte er im Rahmen des sog. „Rotationsprinzips“ 1982 nach Deutschland zurück, um von Ingolstadt aus für vier Jahre in der Jugend- und Berufungspastoral mitzuhelfen.
Danach kehrte er auf die Philippinen zurück. Durch die in Deutschland gemachten Erfahrungen arbeitete er auch auf den Philippinen weiter in der Jugendarbeit. 1987 wurde er in die Provinz La Union geschickt, um als erster Steyler in dieser Diözese mitzuarbeiten. Der Bischof ernannte ihn zum Pfarrer einer staatlichen Universität mit 15.000 Jugendlichen und 2000 Lehrer und Angestellten. 1988 baute er mit anderen Steyler Missionaren zunächst ein Jugendzentrum und danach ein neues Provinzialat. Ab 1990 koordinierter er die Steyler Jugendarbeit in der philippinischen Nordprovinz und später die Steyler Studentenseelsorge in allen drei SVD-Provinzen des Landes.
Die Lage in Europa beschäftigte ihn und der Slogan „Missionare für Europa“ reichte ihm als Motivation für die Annahme einer weiteren Einladung der Süddeutschen Provinz, die Schulseelsorge am Arnold-Janssen-Gymnasium in St.Wendel zu übernehmen, aus.
So begann er 1993 seinen Dienst als Schulseelsorger. Gleichzeitig war er der Beauftragte für die Berufungspastoral der Süddeutschen Provinz. Als Delegierter nahm er am Generalkapitel 1994 teil.
Bereits nach zwei Jahren in der Schulseelsorge in St. Wendel wählten ihn die Mitbrüder des Mutterhauses in Steyl zu ihrem Rektor. Während eines Romaufenthaltes erlitt P. Jörger einen schweren Herzinfarkt, der ihn schließlich zwang, 1999 vom Amt des Rektors in Steyl zurückzutreten. Nach einer kurzen Phase der Erholung fühlte er sich aber wieder stark genug, um die Stelle des Seelsorgers im Marienkrankenhaus in St. Wendel zu übernehmen. 2005 erlitt er erneut einen Infarkt und gab die Stelle daraufhin auf.
Durch seine Erfahrungen als Krankenhausseelsorger und durch seine eigene Krankheit geprägt, begann er ein neues Apostolat – die Betreuung der alten und kranken Mitbrüder. Nach der Zusammenlegung der beiden deutschen Provinzen 2007 ging die Konzipierung eines gemeinsamen Altenheimes der neuen Deutschen Provinz wesentlich auf seine Informationen und Impulse zurück. Im Bereich der theoretischen und praktischen Sorge um das Wohl unserer kranken und älteren Mitbrüder hat er sich in den vergangenen Jahren größte Verdienste erworben.
Als Koordinator der Altenpastoral des Wendelinusheimes musste er auch oft als unbequemer Mahner viel Geduld aufbringen, bis es zu einem Umdenken kam. Bisweilen wurde er auch belächelt. Aber er ertrug dies und hörte nicht auf, für eine adäquate Pflege und auch die Wahrnehmung des Reichtums, den die kranken und alten Mitbrüder für uns darstellen, zu kämpfen. Dafür sind wir ihm zu größtem Dank verpflichtet.
Sowohl die Mitbrüder als auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in St. Wendel sind tief erschüttert über den unerwarteten Tod von P. Jörger. Viele haben in ihm einen Gesprächspartner, einen Ratgeber und auch einen Freund gefunden. Wir „Steyler“ können Gott für das Geschenk, welches er uns in P. Jörger gemacht hat, nur danken. Wir hoffen, dass er uns nun auch ein Fürsprecher bei Gott sein wird.

Im Requiem, dass wir am Samstag, 17. Dezember 2011, um 10.30 Uhr in der Kirche des Missionshauses St. Wendel feiern, verabschieden wir uns von P. Jörger.  Anschließend beerdigen wir ihn auf unserem Klosterfriedhof.


St. Wendel, 15. Dezember 2011
Leiter des Wendelinusheimes

Br. Stefan Theobald svd