Br. Fridolin (Johann) Bizenberger SVD (1917- 2012)

15. Okt 2012

Gestern, am 28. Sonntag im Jahreskreis, kurz vor Beginn des Rosenkranzgebetes im Wendelinusheim in St. Wendel, durfte unser lieber Mitbruder Br. Fridolin „heimgehen“.

Br. Fridolin wurde am 13. Dezember 1917 als Sohn des Schuhmachers Otto Bizenberger und seiner Frau Mathilde in Beuren bei Salem am Bodensee geboren.  Dort besuchte er auch die Volksschule und erlernte anschließend bei seinem Vater das Schuhmacherhandwerk. Sein Beruf gefiel ihm zwar, doch spürte er schon bald eine andere Berufung. Er wollte sich als Brudermissionar in den Dienst der Kirche stellen und kam so über das Missionshaus St. Johann in Aulendorf/Blönried zu den Steyler Missionaren. Von St. Johann aus wurde er im Sommer 1935 in das Missionshaus St. Peter in Tirschenreuth geschickt, wo er am 08. September des gleichen Jahres eingekleidet wurde. Nach dem zweijährigen Noviziat legte er ebenfalls in St. Peter die Ersten Gelübde ab. Die Schuhmacherei und die Gärtnerei wurden seine Arbeitsfelder. 1940 wurde Br. Fridolin wie so viele andere zum Kriegsdienst eingezogen. Er musste in Bamberg einrücken und wurde bald danach an die Ostfront geschickt. Im Mai 1942 wurde er auf der Krim verwundet. Nach seiner Genesung versetzte man ihn zum Afrikakorps. Im Mai 1943 kam er in Tunesien in amerikanische Gefangenschaft. Über England, die USA und wieder England konnte er im Februar 1947 nach St. Peter zurückkehren. Am 19.03.1948 legte er die Ewigen Gelübde im Missionshaus St. Wendel ab. 1951 begann er seinen Dienst als Reisebruder. Zunächst neben seinen Aufgaben als Schuhmacher und Gärtner. Ab 1960 war der Dienst im Presseapostolat seine Hauptaufgabe. Sein Reisegebiet war riesig und umfasste drei Diözesen: Passau, Regensburg und Würzburg. Dreißig Jahre war er als Reisebruder unterwegs. Durch das ständige Reisen mit dem Motorrad wurde Br. Fridolin nierenkrank. Immer wieder musste er seine Arbeit für längere Zeit unterbrechen. Schließlich änderte er seine Reisegewohnheiten und fuhr fortan mit der Eisenbahn - im Gepäck sein Fahrrad. Unzähligen Pfarrern und Förderern blieb dieser bescheidene Mann in bester Erinnerung. Wenn er in eine Pfarrei kam, stellte er sich im Gottesdienst vor und spielte auf seiner Klarinette, die ihn fast sein ganzes Leben lang begleitete. Sie wurde praktisch zu seinem Markenzeichen. Bis zu seinem Umzug 2004 in das Missionshaus St. Wendel begleitete Br. Fridolin den Gesang der Gläubigen in jeder Werktagsmesse im Missionshaus St. Peter.

Nachdem Br. Fridolin das Reisen eingestellt hatte, versah er pflichtbewusst den Dienst an der Pforte des Missionshauses St. Peter. Als sein Gehör und seine Kräfte nachließen, entschloss er sich im Alter von 87 Jahren, in das Wendelinusheim nach St. Wendel umzuziehen. Auch hier war Br. Fridolin keineswegs untätig. Gerne half er vor und nach jeder Mahlzeit die schweren Wagen von der Küche zum Speisesaal und wieder zurück zu befördern. Auch entsorgte er den Müllwagen.

Br. Fridolin war ein  großer Beter. Stundenlang verharrte er im Gebet in der Kreuzkapelle. Oft passierte es, wenn er zum Essen nicht erschien, dass ihn eine Schwester suchte, ihn in der Kapelle vorfand und er erstaunt fragte: “Hab‘ i denn schon Hunger?“

Am 24. September stürzte Br. Fridolin in seinem Zimmer so unglücklich, dass er sich den Oberschenkelhals brach. Er musste im Marienkrankenhaus in St. Wendel operiert werden, aber allen, die ihn kannten, war klar, dass Br. Fridolin nicht mehr um seine Genesung kämpfen würde. Seit Wochen schon sagte er immer wieder: „Ich möchte gerne, dass mich die Resl holt, i möcht‘ in Himmel.“ Mit der Resl ist die stigmatisierte Therese von Konnersreuth gemeint, die Br. Fridolin persönlich kannte. Vor acht Tagen kam er wieder in das Wendelinusheim zurück - als Pflegefall. Gestern nun gab er sein Leben in die Hände seines Schöpfers zurück.

Wir sind Gott sehr dankbar dafür, dass wir diesen lieben, bescheidenen Mitbruder in unserer Mitte haben durften.

Wir verabschieden uns von Br. Fridolin in einem Requiem, das wir am Mittwoch, 17. Oktober 2012, um 14.30 Uhr in der Kirche des Missionshauses in St. Wendel feiern. Anschließend geleiten wir unseren lieben Verstorbenen zu seiner letzten Ruhestätte.

St. Wendel, 15. Oktober 2012

Br. Stefan Theobald svd