P. Josef Wienke SVD (1929-2012)

04. Nov 2012

Sein Leben war ein hochherziger Einsatz für die Menschen in der Diözese KENGE, Demokratische Rep. Kongo, Afrika. Dort wollte er sein Leben beschließen und beerdigt sein.

P. Wienke war geborener Westfale; er ist der Beharrlichkeit und Zähigkeit dieser Volksgruppe sein Leben lang treu geblieben. Seine zwei älteren Geschwister überlebten die Wirren des 2. Weltkrieges nicht. Josef schloss die Volksschule Victoria in Lünen kurz vor Ende des Krieges ab. Dann arbeitete er 4 Jahre in einem Rechtsanwaltsbüro und ein Jahr in einer Betriebsbuchhaltung. 1949 begann er das Aufbaugymnasium der Steyler Missionare in St. Josef in Geilenkirchen; und ging 1953 nach St. Xaver, Bad Driburg, wo er 1955 mit dem Abitur abschloss.

Bald darauf trat er in Sankt Augustin in das Noviziat ein, studierte Philosophie und Theologie. Am 29. Oktober 1961 wurde er dort zum Priester geweiht. Es schloss sich ein Pastoraljahr in München an; dann ging es zum Sprachstudium nach Paris.

Am 12. September 1964 betrat P. Wienke mit P. Heinz Schwis kongolesischen Boden. Nach sechsmonatiger Einführung in Sprache und Kultur begann sein missionarisches Wirken bei P. Willi Hoff im äußersten Süden der Diözese KENGE im Gebiet der ba-Suku. Die junge Pfarrei/Mission MATARI (1959) hatte eine große Kirche aus Stein, die am 19. März 1967 auf den Namen der Martyrern von Uganda geweiht werden konnte. Das Gebiet (120 km Nord-Süd) zählt etwa 10.000 Einwohner in 105 Dörfern. Sie waren gegliedert in 5 Unterpfarreien mit Erwachsenenkatechumenaten und 20 Schulposten.

P. Wienke lebte als Buschmissionar in engem Kontakt mit der Bevölkerung. Er kannte ihre Ängste und Nöte und nahm immer regen Anteil an ihren Sorgen und Schwierigkeiten. Es war ihm ein Herzensanliegen, die Ernährung der Bevölkerung zu verbessern. Nächtelang studierte er die Berichte aus der Kolonialzeit über Erfolge und Verbesserungen in Viehzucht und Ackerbau. Oft war er so in die Lektüre vertieft, dass er nicht merkte wie der Mantel seiner Aladdinlampe schwarz wurde oder das Petroleum zu Ende ging. Er selber machte unendlich viele Versuche, startete Initiativen, entwickelte Ideen. So manches ging daneben – nichts konnte ihn enttäuschen oder abhalten, wieder Neues in Angriff zu nehmen. Oft war ein Experiment noch nicht zu Ende, da grübelte er schon über ein neues. Die Liste der Versuche ist lang: Ziegen und Schafe in großer Menge züchten, vitaminreichere Nahrung anpflanzen, Pilze in einer Grotte anbauen, eine Stärkefabrik beginnen, eine bessere Manioksorte einführen, beim Bauen den ‚Stampfbeton’ (eine Mischung aus Lehm und Gras) verwenden. Er dachte daran, Fettschwanzschafe einzuführen und sie mit der bestehenden Rasse zu kreuzen. Ein Projekt, die Bevölkerung mit Proteinen zu versorgen, war nach den Teichen mit Tilapias die Aufzucht von Wachteln. Eine Musterfarm mit Ölpresse, verschiedenen Werkstätten und Seifenherstellung sollte behinderten Jugendlichen und Witwen Lebensunterhalt sichern. Er steckte viel Kraft in die Geflügelfarm und Avocadoplantage. Den Humus im Garten sollte die Zucht von Würmern verbessern. Er widmete sich auch Fragen der aus der Natur gewonnenen Energie. Sein letzter Traum war der Anbau von Sojabohnen in größerem Stil.

Einige Jahre war er der Hauptverantwortliche für die Koordinierung der Entwicklungsarbeit in der Diözese KENGE.

Er ist einer der wenigen Steyler Missionare im Kongo, der immer in der Diözese KENGE blieb und diese vom letzten Dorf im Süden bis zur Provinzhauptstadt BANDUNDU im Norden kennen gelernt hat. 1984 kam er nach MASAMUNA und arbeitete im Gebiet von KALENGE. 1991 wurde er Pfarrer in BENO, einer der drei ersten Stationen, die die Steyler bei Ihrer Ankunft 1951 von den Jesuiten übernommen hatten. Im Jahre 2000 wechselte er nach BANDUNDU. Er half in den 4 Pfarreien der Stadt. Auch hier im Flüssedreieck Kwango-Kwilu-Kasai gingen seine Anstrengungen im Entwicklungsbereich weiter. Ein großes Anliegen war ihm, die Verbreitung der Malaria und Schlafkrankheit zu verringern, hatten doch gerade diese beiden Krankheiten ihm viele Leiden verursacht und seinen Körper geschwächt. Er verbreitete präparierte Moskitonetze, versuchte verschiedene Duftpflanzen einzusetzen, um die Überträger der Krankheit auszurotten. In den letzten Jahren berichtete er im Internet und in der Presse über seine Versuche, mit natürlichen Mitteln Krankheiten zu lindern.
Auf allen Stationen seines Wirkens war er den Menschen herzlich verbunden. Er predigte sehr volksnah mit vielen Beispielen aus dem täglichen Leben. Er sorgte sich um die anderen; er selber lebte anspruchslos und einfach. Im Umgang mit seinen Mitmenschen war es ihm wichtig, positiv übereinander zu denken.
Die Steyler Missionare und der Bischof von KENGE, Mgr. Mudiso, SVD, sind dankbar, P. Wienke in ihren Reihen gehabt zu haben. Wir danken seinen Verwandten, Freunden und Helfern, die sein missionarisches Wirken im Kongo/Zaire durch fast 5 Jahrzehnte unterstützt haben und ihm Mut gemacht haben. Möge Gott, der Herr des Lebens, allen ihre Großherzigkeit und ihren Eifer vergelten!

P. Josef Wienke findet seine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof der Steyler Missionare in Sankt Wendel am Donnerstag, 08.11. 2012 um 14.30 Uhr. R+I+P

G. Lesch svd