Der Schrecken von Halloween - Warum es immer noch Spielverderber gibt

18. Okt 2013

Hexen, Monster, Geister, Zombies – all diese Gruselgestalten mischen sich in der Nacht vom 31. Oktober wieder unter die Lebenden - und haben dabei einen Heidenspaß!

Besonders die Kleinsten unter den Ungeheuern erobern sich mit ihrem „Süßes oder Saures“-Spruch an den Haustüren so manchen Schokoladenvorrat. Schade nur, dass es da, wo die Einen Spaß haben auch immer diejenigen geben muss, die die Spielverderber sind. An Halloween sind dies vor allem die Kirchenvertreter beider christlicher Konfessionen.

Halloween-Kritik
„Bei Halloween geht es vor allem um Gruseleffekte”, sagte eine Landesbischöfin. Dieser Tag sei in der europäisch-christlichen Kultur nicht verankert und werde “aus hauptsächlich kommerziellen Interessen lanciert”. Ein katholischer Erzbischof ging noch weiter. Der katholischen Nachrichtenagentur KNA gegenüber sagte er, Halloween bewirke einen Rückfall in irrationalen Geisterglauben.

Das Ganze erscheint grotesk. Während der Kürbis das Feindbild der Bewahrer überkommener europäischer Kultur und christlicher Brauchtumspflege geworden ist schnitzen oftmals gerade diese die schlimmsten Fratzen in die .. ja… Rüben!!!
Denn, was der ein oder andere Mahner wohl vergessen hat: Es gibt auch in Deutschland eine uralte Tradition der Rübengeister und Rübenlaternen, die dem der Kürbislaternen nicht ganz unähnlich ist. Zum Teil werden diese Rübenlaternen gerade heutzutage wiederentdeckt und weitergepflegt. In den ländlichen Gebieten war es Brauch aus Futter- oder Zuckerrüben Geisterköpfe zu schnitzen. So höhlten die Jungs die Rüben aus, schnitten Mund, Nase und Augen hinein, steckten diese Schädel auf Mistgabeln und stellten eine Kerze hinein – als Grenzgänger zum Jenseits. Und wenn wir einmal ganz ehrlich sind: Wo bitteschön ist der Unterschied zwischen einem leuchtenden Kürbis und einer leuchtenden Rübe?

Die Rübe und das Jenseits
Was aber hat es mit der leuchtenden Rübe auf sich? Und das auch noch als Grenzgänger zum Jenseits? Die leuchtende Rübe gehört nämlich dem irischen Hufschmied Jack. Er war ein übler Sünder und Säufer, um den sich viele Legenden ranken. In einer Geschichte wollte ihn der Teufel holen, aber es gelang ihm, diesen auf einen Baum zu locken und dort festzuhalten, indem er ein Kreuz in den Baumstamm ritzte. Der Teufel traute sich nicht mehr vom Baum, weil er nicht mit dem christlichen Symbol in Berührung kommen dürfte.

Jack ließ den Teufel erst laufen, nachdem ihm dieser versprochen hatte, ihn nie in die Hölle zu bringen. Als Jack starb, war im Himmel kein Platz für ihn und der Teufel durfte ihn nicht mehr holen. Alles, was er bekam, war eine glühende Kohle, die er in eine ausgehöhlte Rübe legte und so als Lampe gebrauchen konnte. Damit zieht er noch heute durch die kalten Nächte und findet keine Ruhe. Bis in alle Ewigkeit streift Jack nun mit seiner Rübenlaterne über die Erde – seine Seele wird keine Ruhe finden.

Diese Geschichte wurde und wird den Kindern in Irland erzählt. Über viele Jahrhunderte – bis heute – hören sie an einem ganz bestimmten Abend im Jahr genau diese Geschichte: Am Vorabend von Allerheiligen, dem „All Hallows Eve“. Und aus diesem „All Hallows Eve“ ergibt sich im Übrigen „Halloween“. Womit wir dem Rätsel um das ach so fürchterliche Kommerz-Fest schon einen Schritt weiter wären.

Jack als Grenzgänger zum Jenseits?
„Das Gedenken in den Novembertagen richtet den Blick auf die verstorbenen Heiligen und alle Menschen, die man bei Gott hofft und weiß. Die Menschen besuchen und pflegen die Gräber ihrer Angehörigen, entzünden Lichter als Zeichen der Hoffnung auf ein unvergängliches Leben nach dem Tod. Dabei richtet sich natürlich der Blick auch auf die eigene Existenz und die Hoffnung, einmal selbst eine letzte Heimat bei Gott zu finden“, so Pater Norbert Cuypers, Vizeprovinzial der Steyler Missionare.

Halloween als „All Hallows Eve“ ist demnach ein urchristliches Fest und mehr noch „Halloween kann sich nach wie vor hervorragend dazu eignen, um den Kindern den Kreislauf des Lebens, das Sterben und den Tod, die Verbundenheit mit den Verstorbenen näher zu bringen“, erklärt Dr. Anton Deutschmann, Direktor von steyl medien, der Filmproduktionsfirma der Steyler Missionare. „Aus diesem Grund haben wir nun einen kindgerechten Animationsfilm produziert, der die Geschichte von „Halloween“ und natürlich die Legende vom Hufschmid Jack erklärt und deutlich macht, woher die Bräuche um Halloween eigentlich kommen.“ so Deutschmann weiter.

Kürbis statt Rübe
Was nun aber soll dieses im 9. Jahrhundert von Papst Gregor IV eingeführte Fest mit den wenig besinnlichen Gruselfiguren auf den nächtlichen Straßen des 31. Oktobers zu tun haben? Wie kam die irische Rübe als Kürbis vor rund zehn Jahren aus Amerika ins alte Europa zurück?

Irische Auswanderer brachten die Geschichte von Jack nach Amerika, wo schnell statt der Rübe, der Kürbis zum Leuchten gebracht wurde – der hier den Namen Jack O‘ Lantern trägt. So schwappte der alte irische Brauch in neuem Gruselgewand zurück nach Europa und sorgt seitdem für Unruhe.

„Statt sich darauf zu konzentrieren wie unchristlich Halloween ist – was ja nun bekanntermaßen nicht stimmt - sollte man sich lieber überlegen, was man gerade im didaktischen Bereich Positives aus Halloween schöpfen kann,“ meint Dr. Anton Deutschmann. „Das war auch der Grund, weshalb wir diesen Film produziert haben. Kinder haben selbstverständlich Spaß daran, Kürbislaternen zu schnitzen, sich zu verkleiden oder Gruselgeschichten erzählt zu bekommen. Es kann nun in Kindergarten oder Grundschule nicht darum gehen, Kindern diese Bräuche auszureden oder als ‚unchristlich‘ abzulehnen. Es muss vielmehr darum gehen, dies als Anlass zu nehmen, den ursprünglichen Sinn von ‚Halloween‘ gemeinsam zu erschließen.“

Umgang mit dem Tod
In der modernen Psychologie weisen Experten seit langem darauf hin, dass die spielerische Gruselform den Umgang mit dem Tod erleichtert. Neben dem Spaß mit Freunden durch die Straßen zu ziehen, können sie über die gruseligen Verkleidungen und Figuren ihren Ängsten Gestalt verleihen und die Furcht auf diese Weise überwinden.

Berechtigte Kritik findet Deutschmann im Übrigen bei der Kommerzialisierung des Festes: „Das ist wie bei Weihnachten, Ostern und Nikolaus. Das ist sicherlich ärgerlich, weil es den Blick vom Wesentlichen ablenkt. Aber die Kommerzialisierung von Weihnachten führt ja auch nicht dazu, dass man das Fest abschaffen möchte, sondern fordert uns auf, Kindern immer neu den Sinn zu erschließen, deshalb sollten wir uns des Ursprungs dieses Festes bewusst werden und es nutzen, um die Menschen auf das aufmerksam zu machen, worum es bei Halloween, Allerseelen oder Allerheiligen geht. Nämlich auch um die Hoffnung, eine Heimat bei Gott zu finden – sprich also irgendwo anzukommen und nicht für alle Ewigkeit heimatlos umherirren.“

Den ursprünglichen Sinn dieses so wichtigen Festes wiederzuentdecken: Das wünscht sich Dr. Anton Deutschmann und hofft, mit seinem Film einen Betrag dazu leisten zu können.
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„Jack mit seiner Laterne“ ist der vierte Animationsfilm aus einer Reihe zu christlichen Bräuchen von steyl medien. Bisher erschienen unter anderem „Der erste Adventskalender“, „Der erste Adventskranz“ und „Virginia und der Weihnachtsmann.“
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Tamara Häußler-Eisenmann