Br. Thomas (Hans) Gorgs SVD (1921-2013)

21. Jan 2013

Mit Br. Thomas ging ein Mitbruder von uns, der zum Urgestein St. Augustins gehörte. Von fast 92 Jahren verbrachte er 60 in St. Augustin.

Am 8. Januar erlitt er einen Schlaganfall, wurde bewusstlos in das Kranken-haus eingeliefert und verschied nach tagelangem Todeskampf am Sonntag, dem 20.1.2013. Obwohl er in den vergangenen Jahren auf der Krankenabteilung lebte, war er doch immer munter und aktiv und rühmte sich, nie beim Arzt gewesen zu sein. Tatsächlich war seine Gesundheit bis zum Schluss erstaunlich gut. Er hatte immer gerne einen Spaß auf seinen Lippen, sang auch des Öfteren ein Lied aus seiner Jugendzeit und beschäftigte sich bis vor wenigen Monaten noch mit Arbeiten auf dem Friedhof. Aber man sah ihn auch stundenlang in der Kapelle beim stillen Gebet. Sein Gedächtnis und sein Orientierungssinn ließen doch zunehmend nach.

Br. Thomas, wie sein Ordensname war, wurde am 6. April 1921 in Klackendorf, einem kleinen Ort zwischen Königsberg und Allenstein, in Ostpreußen, geboren. Er hatte noch 2 Geschwister. Seine Eltern führten einen Bauernhof, aber der junge Hans - so sein Taufname - erlernte nach Abschluss der Volksschule und einer zweijährigen Arbeit auf dem elterlichen Hof das Kraftfahrzeughandwerk, einen Beruf, dem er sein ganzes Leben lang treu geblieben ist. Nach seiner Gesellenprüfung wurde er 1941 zur Wehrmacht eingezogen und viereinhalb Jahre an der Ostfront, vor allem in Georgien, eingesetzt. „Mein Aufgabengebiet war meist Autoreparatur und Störungssuche in Fernsprechnetzen“. Bis in die hohen Lebensjahre erzählte Br. Thomas von dieser Zeit des Krieges und wies darauf hin, dass er nie mit der Waffe geschossen habe. In Schlesien kam er 1945 in russische Kriegsgefangenschaft, konnte zweimal fliehen und kam schließlich in französische Gefangenschaft, wo er seiner Ausbildung entsprechend als Automechaniker arbeitete. Nach der Entlassung 1949 zog er zu seinem Bruder, der inzwischen in Bonn-Beuel wohnte, und arbeitete in einer Fabrik. 1952 absolvierte er in Köln die Meisterprüfung.

Durch die Familienzeitschrift "Stadt Gottes" kannte er die Steyler von Jugend auf. Mit dem Wunsch, Brudermissionar zu werden, trat er 1953 in das Missionspriesterseminar St. Augustin ein und legte am 8.9.1955 die Ordensgelübde ab. „Ich wollte mein weiteres Leben im erlernten Beruf der Reich-Gottes-Arbeit widmen“, schrieb er in seinem Lebenslauf. So blieb er seinem erlernten Handwerk treu und übernahm die Autowerkstatt und die Schlosserei. Daneben überwachte er die Heizung und die Wasserinstallation, reparierte Radios, Tonbandgeräte und Fernseher. Br. Thomas war ein Mann für alles. Ein Sich-zur-Ruhe-setzen kannte er bis ins hohe Alter nicht. Über 50 Jahre hat er im aktiven Dienst in St. Augustin gearbeitet. Er sah viele Mitbrüder kommen und gehen. Vielen jungen Fratres gab er Kenntnisse in Autoreparatur, Schlosserarbeiten und praktischen Fähigkeiten mit in die Mission. Allen ist er als hilfsbereiter, freundlicher und liebenswürdiger Mitbruder in Erinnerung, nie erlebte man ihn aufgeregt oder zornig. Notwendige Veränderungen im Haus und bei den Arbeitseinsätzen hat er bereitwillig mitgetragen und sich immer den neuen Umständen angepasst. Arbeit und Gebet waren bei ihm zu einer Einheit verschmolzen. Er verkörperte den typischen Steyler Missionsbruder, der mit guter Ausbildung, mit Fachkenntnissen und breitem Allgemeinwissen im handwerklichen Dienst seinen Beitrag zur Mission leistete. Br. Thomas fand in seiner Berufung Zufriedenheit und Erfüllung. Wir sind ihm für alle Dienste sehr dankbar. Möge er nun in Gottes Frieden leben.

Den Auferstehungsgottesdienst mit anschließender Beerdigung auf dem Klosterfriedhof feiern wir am Donnerstag, den 24.1.2013, um 14.30 Uhr.
(Arnold-Janssen-Str.30, 53757 Sankt Augustin, Tel: 02241-237201)

Rektor des Missionspriesterseminars St. Augustin.

P. Martin Neuhauser SVD