P. Ferdinand Groß SVD (1921-2014)

22. Feb 2014

Am 6. Februar erlitt Pater Ferdinand Groß einen massiven Schlaganfall und wurde in das Städtische Krankenhaus nach Neunkirchen eingeliefert.

Weder das Sprechen noch das Schlucken war ihm von da an möglich. Von Tag zu Tag schwanden seine Kräfte und aufgrund seines hohen Alters rechneten wir mit seinem baldigen Ableben. Nun hat in der Herr von seinem Leiden erlöst.

Ferdi, wie er liebevoll von allen genannt wurde, wurde am 9. April 1921 als Sohn des Schlossers Peter Groß und seiner Ehefrau Anna, geb. Bourgeois in Dillingen-Pachten im Saarland geboren. Schon als Kind erwuchs in ihm der Wunsch Priester zu werden. Seine Eltern wollten aber wegen der schwierigen Zeit während des NS-Regimes, nicht, dass er einen kirchlichen Beruf ergreift. Ferdi, der damit überhaupt nicht einverstanden war, fügte sich und begann eine Ausbildung in einem Notariatsbüro. Doch nach wenigen Wochen war er so unglücklich, dass er für sich entschied die Ausbildung abzubrechen. Er glaubte für den Beginn einer gymnasialen Ausbildung schon zu alt zu sein und fuhr, ohne Erlaubnis der Eltern, mit dem Fahrrad nach Sankt Wendel und meldete sich als Bruderkandidat auf dem Wendelinushof an. Die Eltern stimmten schließlich zu und Ferdi begann 1935 eine Ausbildung zum Schreiner.
Nach der Ablegung der Gesellenprüfung trat er in den Orden der Steyler Missionare ein und begann am 8. September 1940 das Noviziat. Er konnte aber die Noviziatszeit nicht beenden, weil die Nazis am 10. Januar 1941 das Missionshaus Sankt Wendel beschlagnahmten und alle Bewohner vertrieben. Bereits zwei Monate später wurde er zum Kriegsdienst bei der Deutschen Marine eingezogen und diente auf einem Minenboot. Am 14. Oktober 1944 wurde er im Kampf verwundet und entging nur knapp dem Tode. Durch dieses Ereignis geprägt versprach er Gott, dass er, wenn er gesund aus dem Krieg herauskäme, doch noch Priester werden wolle.
Nach Krieg und Gefangenschaft kehrte er 1947 nach Deutschland zurück und trat noch im selben Jahr in das Gymnasium für Spätberufene der Steyler Missionare in St. Josef/Geilenkirchen ein, wo er 1950 sein Abitur ablegte. Am 8. Dezember 1950 wurde er nach São Paulo in Brasilien geschickt, um dort seine Studien fortzusetzen. Am 18. März 1951 begann er das Noviziat, das er mit der Ablegung der Ersten Profess am 1. März 1953 abschloss. Anschließend studierte er in Santo Amaro/São Paulo Philosophie und Theologie. Am 1. März 1957 legte er die Ewigen Gelübde ab und am 3. August des darauf folgenden Jahres wurde er dort zum Priester geweiht. Für ein Jahr arbeitete er als Kaplan in São Paulo. Ferdi bekam seine Erstbestimmung für die Provinz Portugal. Am 30. September 1959 reiste er von Brasilien nach Portugal und wurde dem Haus in Fatima zugewiesen.
Von 1960-1964 war er mit verschiedenen Aufgaben betraut - so war er Lehrer, Brüderspiritual und Kandidatenpräfekt. Ebenso hatte er die Leitung des Noviziates von 1965-1971. Von 1968 bis 1971 war er Rektor des Hauses in Fatima. 1973 wurde Ferdi nach Bozen/Südtirol versetzt. Ihm wurde die Aufgabe der missionarischen Bewusstseinsbildung anvertraut, er hielt viele Vorträge und Missionssonntage und war ein geschätzter Exerzitienmeister. Nach 13 Jahren im Einsatz in Italien kehrte Ferdi in seine deutsche Heimat zurück und wurde dem Missionshaus Sankt Paul in Wittlich/Wengerohr zugewiesen. Auch hier war sein Einsatzgebiet die Pastoral. Er war Beichtvater und half viel in den benachbarten Pfarreien und in Schwesternkonventen aus. Ebenso begleitete er verschiedene Gruppen (Bibel- und charismatische Gebetsgruppen), die sich im Missionshaus trafen. Mit 83 Jahren entschloss sich Ferdi 2004 nach Sankt Wendel auf den Wendelinushof überzusiedeln. Hier konnte er sich noch bei den täglichen Gottesdiensten für die Brüder auf dem Hof einbringen und gleichzeitig seiner großen Leidenschaft dem Schreinern und dem Bauen von antiken Schiffsmodellen nachgehen. Im Zuge der Verpachtung des Wendelinushofes entschloss sich Ferdi in das Missionshaus umzuziehen, um dort in den wohlverdienten Ruhestand einzutreten. 2011 konnte er noch mit seinen Mitbrüdern, Verwandten und Freunden seinen 90. Geburtstag feiern - was er auch sichtlich genoss. Doch schon kurze Zeit später ließen seine körperlichen und auch geistigen Kräfte nach und er zog auf die Pflegeabteilung um. Hier erholte er sich sehr gut und konnte bis zuletzt an den gemeinschaftlichen Gebets- und Mahlzeiten teilnehmen. Trotz seiner Vergesslichkeit unterhielt er sich sehr gern mit allen die er traf und sein Verhältnis zu unseren Angestellten war von viel Zuneigung gekennzeichnet. Alle werden ihn und sein schelmisches Lächeln vermissen.

Wir danken Gott dem Herrn für das Leben von P. Groß und feiern das Sterbeamt für ihn am Freitag, 28. Februar 2014, um 14.30 Uhr in der Kirche des Missionshauses in St. Wendel. Anschließend geleiten wir unseren lieben Verstorbenen zu seiner letzten Ruhestätte.


St. Wendel, 22. Februar 2014
Leiter des Wendelinusheimes

Stefan Theobald svd