P. Bernhard Rakers SVD (1927 -2014)

07. Mär 2014

In den letzten Wochen konnte man bei P. Rakers zusehends sowohl die körperlichen als auch die geistigen Kräfte schwinden sehen.

Am Dienstag dieser Woche war sein Allgemeinzustand so schlecht, dass er in das Marienkrankenhaus in St. Wendel eingeliefert werden musste. Die Ärzte stellten fest, dass sich aufgrund seiner Herzerkrankung und anderer multipler Erkrankungen Wasser in seiner Lunge angesammelt hatte. Die Ärzte versuchten alles um seinen Zustand zu verbessern, aber die Kräfte verließen ihn mehr und mehr und in den letzten beiden Tagen war er nicht mehr ansprechbar. Heute Morgen nun hat ihn Gott der Herr „heimgeholt“.

P. Rakers wurde am 09.05.1927 in Hesepertwist im Emsland geboren. Seine Eltern Josef und Helene Rakers hatten neben Bernhard noch vier Kinder. 1933 zog die Familie nach Hesepe um, wo die Eltern ein Haus gebaut hatten. In Hesepe besuchte Bernhard auch die Volksschule. Danach machte er eine Ausbildung zum Konditor und Bäcker, die er mit der Gesellenprüfung 1944 abschloss. Sofort anschließend wurde er zum Reichsarbeitsdienst in Höckel bei Spelle und anschließend zum Militärdienst in Erfurt und Jena einberufen. Beim Rückzug der deutschen Truppen wurde Bernhard verwundet und geriet in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Im Kriegsgefangenenlazarett in Fulda wurde er zunächst gesund gepflegt und kam danach nach Bad Kreuznach, dann nach Rheinberg bei Goch. Hier wurde er im August 1945 aus der Kriegsgefangenschaft entlassen.

Noch unter dem Eindruck des Zweiten Weltkriegs stehend wollte er Gutes tun und so entschloss er sich Missionar zu werden. Am 19.06.1949 trat er in Sankt Augustin bei den Steyler Missionaren ein, um Bruder-Missionar zu werden. Bei der Einkleidung am 18.12.1949 erhielt er den Namen Bruder Ludwig. Am 08.09.1951 legte er die Ersten Gelübde ab und wurde noch im gleichen Jahr in das Mutterhaus nach Steyl versetzt, um dort in der Küche mitzuhelfen. In Viersen machte er die Meisterprüfung als Bäcker und anschließend in Mönchengladbach die Prüfung als Ausbilder für Hotelköche. So konnte er bis 1960 Lehrlinge ausbilden. Am 08.09.1957 legte er die Ewigen Gelübde im Missionshaus St. Michael in Steyl ab.

Am 01.04.1960 erhielt er die Missionsbestimmung für Ghana. Zur Vorbereitung auf seinen Missionseinsatz reiste er im Juni 1960 nach Liverpool, wo er das große Cambridge Examen machte. Aus England zurückgekehrt ging er noch für drei Monate in das neu gegründete Haus St. Bernhard in Mosbach, um in der Berufswerbung mitzuarbeiten. Am 03.06.1961 reiste er nach Ghana aus. Dort arbeitete Bernhard als Farmer und Prokurator und gründete eine Sekundarschule. Schon seit geraumer Zeit spürte er seine Berufung zum Priestertum und bat schließlich die Oberen um die Erlaubnis Theologie studieren zu dürfen. Nachdem er aus Rom die Genehmigung zum Standeswechsel erhalten hatte, erwarb er in Accra das „General Certifikate of Education“ (englisches Abitur). Danach begab er sich nach Rom und studierte von September 1969 bis Juni 1973 Philosophie und Theologie. Am 07.04.1973 ging sein großer Wunsch in Erfüllung und Bernhard wurde in seiner Heimatgemeinde durch Weihbischof Johannes von Rudloff zum Priester geweiht. Noch während seines Heimatsurlaubes reiste er nach Lyon und erwarb dort das Diplom für Französisch als zweite Fremdsprache. So ausgerüstet kehrte er 1974 nach Ghana zurück. Er arbeitete zunächst als Schulseelsorger und Lehrer für Französisch und Religion an der „St. Peter-School“ in Kwahu. Außerdem baute er eine Farm auf und betrieb eine Metzgerei. Später übernahm er die Pfarrei in Asamankesi, einem Ort mit 27.000 Einwohnern.

Immer wieder litt er unter gesundheitlichen Problemen, so erkrankte er an Typhus, Ruhr, Malaria und einer Gürtelrose. 1981 zwang ihn sein gesundheitlicher Zustand zur Rückkehr nach Deutschland. Nach einer Zeit der Erholung übernahm er 1983 die Seelsorge und Betreuung der „Ghana Catholic Society“, d. h. der katholischen Ghanaer im norddeutschen Raum (Hamburg und Schleswig-Holstein). Gleichzeitig war er Pfarrverwalter - zunächst in der Pfarrei Barmstedt, dann in Uetersen, Kreis Pinneberg. 1998 entschloss er sich in den wohlverdienten Ruhestand zu treten und übergab diese Tätigkeit an seinen Nachfolger. Er selbst siedelte in das Missionshaus St. Arnold/Rheine um. Gerne half er von dort in den Pfarreien der Umgebung aus und übernahm viele Gottesdienste. Als das Haus St. Arnold 2008 aufgelöst wurde zog er, zusammen mit den restlichen Mitbrüdern, in das neugegründete Seniorenheim der Steyler Missionare nach St. Wendel um. Anfänglich konnte er sich auch hier noch einbringen, aber mit der Zeit nahmen seine Kräfte ab. Schließlich brauchte er intensive Hilfe und Pflege.

P. Rakers war ein kontaktfreudiger und humorvoller Mitbruder. Für jeden hatte er ein gutes Wort und oft beeindruckte er die Menschen in seiner Umgebung mit einem unerwarteten Kompliment.

Voll Dankbarkeit für sein Leben nehmen wir von ihm Abschied und feiern am Mittwoch, 12. März 2014, um 14.30 Uhr in der Kirche des Missionshauses St. Wendel das Requiem für unseren lieben Mitbruder. Anschließend geleiten wir ihn zur letzten Ruhestätte auf unserem Klosterfriedhof.


St. Wendel, 07. März 2014


Leiter des Wendelinusheimes,

Stefan Theobald svd