Deutscher ist neuer Generalsuperior der Steyler Missionare

03. Jul 2012

Pater Heinz Kulüke aus dem Emsland, unter anderem bekannt durch seinen Einsatz für die Menschen auf den Mülldeponien der philippinischen Großstadt Cebu-City, ist der neue Generalsuperior der Steyler Missionare.

Für die nächsten sechs Jahre wird er nun die Geschicke des siebtgrößten Männerordens weltweit leiten.

Mit überwältigender Mehrheit wurde Pater Heinz Kulüke heute vom derzeit im ‚Centro Ad Gentes‘ der Steyler Missionare in Nemi bei Rom tagenden Generalkapitel der Steyler Missionare zum neuen Generalsuperior gewählt. „Mit Heinz Kulüke haben wir einen Generalsuperior, der von den Delegierten Afrikas, Asiens, Amerikas und Europas getragen wird. Schon bei der Strohwahl am Samstag, dem 30.6.2012, wurde deutlich, dass alle hinter ihm stehen und überzeugt sind, dass er der richtige Mann für die Leitung des Ordens ist. Er wird vor allem geschätzt wegen seines uneigennützigen Engagements für die Armen und am Rande Stehenden, seine persönliche Glaubwürdigkeit und seine Einfachheit. Die tiefe Spiritualität und engagierte Lebensweise des neuen Generalsuperiors verweisen uns Steyler darauf, dass wir Gott im notleidenden Nächsten finden und uns aufmachen müssen, Gott gerade dort zu suchen, wo er in den Schwachen und an den Rand Gedrängten mitten unter uns gegenwärtig ist.“, so Pater Bernd Werle, Provinzial der Steyler Missionare in Deutschland, der ebenfalls am Generalkapitel teilnimmt.

Als erster gratulierte dem neu gewählten Generalsuperior, sein Vorgänger Pater Antonio Pernia.   Pernia war im Jahr 2000 als erster Asiate zum Generalsuperior gewählt worden. Seit der Ordensgründung 1875 hatten nach dem heiligen Arnold Janssen sieben Deutsche und ein Amerikaner das Amt bekleidet.

„Das Vertrauen unserer Gemeinschaft und meiner Mitbrüder, das sie mir entgegenbringen ehrt mich. Ich bin mir der großen Herausforderung bewusst und vertraue fest auf Gottes Hilfe für meine künftige Aufgabe“, so Kulüke.

„Die Nationalität des Generalsuperiors war für die in Nemi anwesenden Kapitularen völlig unerheblich. Gesucht wurde der Mann, der uns alle inspirieren und in den missionarischen Aufgaben unserer Ordensgemeinschaft in den kommenden Jahren begleiten und ermutigen kann. Die Amtszeit von Antonio Pernia war geprägt von der Suche nach dem heutigen missionarischen Selbstverständnis der SVD und dessen Auswirkungen auf Leben und Sendung unserer interkulturellen Gemeinschaften, die weltweit wirken. Heinz Kulüke wird diesen Kurs sicherlich weiterverfolgen, aber auch neue Akzente setzen.“, sagt Pater Werle weiter.

Pater Dr. Heinz Kulüke wurde 1956 in Spelle im Emsland geboren. Nach seiner Berufsausbildung zum Elektriker begann er 1979 das Noviziat bei den Steyler Missionaren in Sankt Augustin. Nach seinem Studium wurde er am 9. März 1986 zum Priester geweiht und trat im gleichen Jahr seine Missionsbestimmung auf den Philippinen an.
Dort war er in pastoralen Aufgaben sowie im Entwicklungsbereich tätig. Für seinen jahrzehntelangen Einsatz gegen Armut, Benachteiligung und Missbrauch erhielt er Anfang 2012 aus den Händen des deutschen Botschafters Dr. Heidorn das Bundesverdienstkreuz.


1989 - 1990 Studium der Philosophie (Catholic University of America, Washington, D.C., U.S.A.).

1990 - 1992 Lehrbeauftragter für Philosophie (University of San Carlos in Cebu City, Philippines).

1992 - 1994 Studium der Philosophie und Promotion zum Dr.ph. (Universität Gregoriana, Rom, Italien; Forschung in München, Mainz, Bonn und Bochum).

Seit Juni 1994 Professor für Philosophie (University of San Carlos)

Seit 2005 ist er zudem Provinzial der philippinischen Südprovinz.


Einige persönliche Aussagen von Pater Kulüke:
http://www.steyler.eu/de/glaube-gebet/zeugnisse/pater-heinz-kulueke.php
Aktionskreis Kulüke:
http://www.akpk.de/index.php/pater-kulueke


Weitere Infos:
Lebenslauf
Pater Heinz Kulüke wurde 1956 in Spelle geboren. Zunächst machte er den Realschulabschluss, bevor er eine Berufsausbildung zum Elektriker absolvierte. In seiner Freizeit arbeitete er in verschiedenen Abteilungen mehrerer Krankenhäuser. Nach seiner Ausbildung erwarb er das Fachabitur und studierte Elektrotechnik in Bielefeld. Nach zwei Semestern brach er das Studium ab, um das Abitur nachzuholen. Im Anschluss begann er 1980 ein Philosophie-
und Theologiestudium an der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Steyler Missionare in St. Augustin; 1986 wurde er schließlich zum Priester geweiht. Danach arbeitete er bis 1989 in der Pfarrei Agusan del Sur in Mindanao auf den Philippinen. Dies ist nicht ungewöhnlich, da die Steyler Mission schon seit 1909 auf den Philippinen aktiv ist. Später studierte Kulüke in Washington Philosophie, bevor er 1990 als Lehrer für Philosophie an die San Carlos Universität in Cebu City auf die Philippinen zurückkehrte. 1992 begann er ein
Doktoratstudium in Rom, promovierte und kehrte 1994 als Philosophieprofessor an die San Carlos Universität zurück. Zwischen 1996 und 1998 war er Vizepräsident der Universität.

1998 wurde er Vize-Leiter der südlichen Steyler Ordensprovinz, 2005 schließlich Leiter dieser. Heinz Kulüke gründete mit einem philippinischen Mitbruder die Nichtregierungsorganisation „JPIC-IDC“ („Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung – Zentrum für integrierte Entwicklung“). Bereits 1986, zu Beginn seines ersten Aufenthalts auf den Philippinen, begann er sich dort im Sozial- und Entwicklungsbereich zu engagieren – ein Engagement, dasbis heute anhält.


Projekte von Pater Heinz Kulüke
„Müllkinder“

Besondere Aufmerksamkeit widmet Pater Heinz Kulüke bereits seit 1989 den sogenannten „Müllkindern“, die auf den Müllkippen von Cebu City leben und arbeiten. Innerhalb von mehr als 20 Jahren hat er langsam das Vertrauen der Menschen auf den Müllkippen gewonnen – zeitweise lebte er sogar mit ihnen zusammen auf den Deponien. Er versucht, zumindest die Kinder vor dem gefährlichen Leben und der noch gefährlicheren Arbeit auf den Müllhalden
zu bewahren und ihnen mit einer Schulbildung eine Alternative zu bieten. Mittlerweile gehen über 3000 Kinder in 45 Kindergärten, in denen sie auf die Schule vorbereitet werden. Auch der Schulbesuch der Kinder wird gefördert, denn Schulbildung ist auf den Philippinen nicht kostenlos: Rund 50 Euro kostet der Besuch einer Grundschule jährlich. Diese Schulförderung kommt jährlich etwa 1500 Kindern zugute. Zudem werden die Menschen jede Woche
medizinisch versorgt; davon profitieren mehr als 4000 Menschen jährlich. Mit speziellen Ernährungsprogrammen wird versucht, bei etwa 1500 Kindern Unterernährung vorzubeugen.

Außerdem bemüht sich Pater Heinz Kulüke, nach und nach einige der Familien umzusiedeln.´Zurzeit werden Siedlungen für mehr als 600 Familien gebaut. Es wird darauf geachtet, dass der Ansatz der „Hilfe zur Selbsthilfe“ berücksichtigt wird: Die Familien müssen beim Hausbau helfen und später Haus und Grundstück in kleinen Raten abbezahlen. Diejenigen, die weiter auf einer der Müllkippen arbeiten, versucht Pater Kulüke in Kooperativen zu organisieren.

Zudem arbeiten sie heute in festen Schuhen, Handschuhen und einheitlicher Arbeitskleidung, um das Verletzungsrisiko zu verringern. Mittlerweile gibt es ein Projekt, in dem Frauen aus weggeworfenen Getränkepackungen Taschen nähen, die dann in Deutschland (auch im Bensheimer Eine-Welt-Laden) verkauft werden; der Gewinn fließt zu den Menschen zurück.

 

Tamara Häußler Eisenmann