Missionarische Gebetsmeinung - April 2007

01. Apr 2007

Wir beten, dass die Zahl der Priester- und Ordensberufe in Nordamerika und Ozeanien angesichts der seelsorglichen Not zunimmt.

Es gibt in den USA 178 römisch-katholische Diözesen, außerdem 16 Diözesen der verschiedenen mit Rom unierten Kirchen. In den rund 19.000 Pfarrgemeinden des Landes arbeiten über 31.000 Weltpriester. Dazu leben noch weitere 15.000 Ordenspriester, cirka 7.500 Ordensbrüder und an die 75.000 Ordensschwestern in den USA. Mit 60 Millionen Mitgliedern ist die katholische Kirche in Nordamerika eine Art Minderheit im eigenen Land. Unter den vielen anderen christlichen Gemeinschaften ist sie dennoch mit Abstand die größte Kirche. Und sie ist nach Brasilien, Mexiko und den Philippinen sogar die viertgrößte Ortskirche der Welt.  

Hinter diesen für europäische Verhältnisse beeindruckenden Zahlen stehen allerdings auch gewaltig große Herausforderungen für die katholische Kirche in Nordamerika. Zwar ist die Zahl der praktizierenden Christen in den USA im Vergleich zu anderen westlichen Industrieländern recht hoch. Dennoch nimmt der Bevölkerungsanteil, der sich zum Christentum bekennt, in den vergangenen Jahren stetig ab. Damit einhergehend kämpft die Kirche, wie in Europa auch, mit sinkenden Zahlen von Berufungen für den Priester- und Ordensberuf. Besonders Schwesterngemeinschaften verzeichnen einen dramatischen Rückgang von Neueintritten. Ferner leidet die katholische Kirche immer noch unter den verheerenden Folgen des Skandals des sexuellen Missbrauchs von Kindern durch Priester und Ordensleute. Das verlorene Vertrauen in die Kirche bei den Menschen des Landes zurückzugewinnen einerseits und die finanzielle Lage der betroffenen Diözesen zu sanieren andererseits, wird wohl noch Jahre dauern.  

Noch eine andere, vielleicht viel größere Sorge macht sich in den USA bemerkbar: die Einheit in der Vielfalt der verschiedenen Volksgruppen im Land zu wahren. So betonte der Erzbischof von Washington, Kardinal Theodore McCarrick, bei einem Vortrag auf dem Weltmissionskongress 2006 Folgendes: "In den Vereinigten Staaten selbst sind zweifellos Kulturen aus verschiedenen Regionen vertreten. In meiner Kinderzeit war die Theorie vom Schmelztiegel, in dem alle Kulturen irgendwie aufgenommen werden und aus dem eine neue amerikanische Identität hervorgeht, allgemein anerkannt. Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hat gezeigt, dass der Schmelztiegel überkochen kann und der stete Drang nach einer Rückkehr zu den Ursprüngen besteht, aus denen die verschiedenen Gruppen hervorgegangen sind. In Krisen und schwierigen Zeiten wollen verschiedene Bevölkerungsgruppen ihre Autonomie wieder herstellen, ihre Individualität und ihren Platz in einer multikulturellen Gesellschaft behaupten."  

Der Papst lädt uns vielleicht gerade deshalb ein, für all diese Sorgen und Nöte der Kirche in Nordamerika zu beten. Vor allem aber legt er uns in seiner Bitte nahe, um genügend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Kirche zu beten, damit die pastoralen und missionarischen Bedürfnisse dieses Landes, von denen oben nur einige wenige benannt werden konnten, bewältigt werden können.  

Auch die Länder des Pazifischen Ozeans sind im Blick der Gebetsmeinung des Papstes in diesem Monat. Natürlich wären mehr einheimische Priester und Ordensleute auch hier gern gesehen. Aber vergessen wir nicht die ganz spezifischen Nöte der Menschen dieser Region, von denen wir oft nur wenig wissen. Meist machen diese Länder nämlich erst nur dann Schlagzeilen in den hiesigen Medien, wenn heftige Stürme und Wirbelstürme über die Region hinweg ziehen, viele Todesopfer zu beklagen sind aufgrund eines Vulkanausbruchs und Tausende von Menschen obdachlos werden. Auch für die Menschen in den Ländern des Pazifischen Ozeans gilt: Sie brauchen unser solidarisches Gebet; sie warten auf die liebende Aufmerksamkeit ihrer Schwestern und Brüder im Glauben. Sie hungern und dürsten nach einem guten Wort, einer froh machenden Botschaft und vor allem nach Menschen, die mit konkreter Hilfe glaubwürdig bezeugen, dass Gott alle Menschen liebt, seien es ihre Nachbarn in den USA oder sie selbst.

 

Norbert Cuypers SVD, Kommentar zur Missionsgebetsmeinung April 2007
aus der Zeitschrift "Die Anregung", Ausgabe 2/2007, Steyler Verlag, Nettetal

ndk