Missionarische Gebetsmeinung - August 2007

01. Aug 2007

Wir beten für die Kirche in China, dass sie innerlich zusammenwächst und die sichtbare Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri bezeugen und in Frieden leben kann.

China ist mit 1,3 Milliarden Einwohnern das bevölkerungsreichste Land der Erde, der flächengrößte Staat in Ostasien und der viertgrößte der Erde. Wurde das Land vor Jahren noch von Experten zu den so genannten Entwicklungsländern gezählt, wird es gerade in der Wirtschaftswelt von heute zunehmend als eine Großmacht angesehen, dessen Wachstum so groß ist, dass es selbst von der eigenen Regierung schon eingebremst wird. Zu groß sind die Risiken von damit einhergehenden Spannungen im Land, das durch die kommunistische Vorherrschaft mehr schlecht als recht zusammengehalten wird. Spannungen, von denen es sowieso zur Genüge gibt. Zum Beispiel: Taiwan. Der politische Status der "abtrünnigen" Insel und ihrer 23 Millionen Bewohner ist international nach wie vor äußerst umstritten.

Mindestens genauso problematisch ist die Situation der katholischen Kirche im Land. Nach der Machtübernahme vor 50 Jahren mussten alle ausländischen Missionare und Missionarinnen China verlassen. Damit begann ein sehr trauriges Kapitel in der Kirchengeschichte des Landes, das in der Gründung der "Katholischen Patriotischen Vereinigung" und im Abbruch der Beziehungen mit dem Vatikan einen dramatischen Höhepunkt fand. In den darauf folgenden Jahren kam es zu einer Zersplitterung in eine patriotische, dem Regime hörige Kirche und eine so genannte Untergrundkirche, die sich weigerte, die Beziehungen mit dem Vatikan zu brechen. Das wiederum führte unvermeidlich zu einer massiven Verfolgung der romtreuen Christen. Gotteshäuser mussten geschlossen werden, die Ausübung religiöser Praktiken wurde den Gläubigen strikt untersagt. Viele der Bischöfe, Priester, Schwestern, die im Lande blieben, wurden mit harter Arbeit in "Arbeitslagern" oder mit Kerkerhaft bestraft. Unzählige von ihnen hielten diese Strapazen nicht aus und starben. 

Heute ist die Regierung in China den Christen gegenüber toleranter geworden, vor allem zu jenen, die zur so genannten patriotischen Kirche zählen. Vieles, was vor wenigen Jahren undenkbar war, ist daher heute wieder möglich. Die Wiedereröffnungen von Priesterseminaren und die teilweise Rückgabe und Renovierungen von Kirchen zeugen schon rein äußerlich von einer vorsichtigen Liberalisierung des Landes im Bezug auf das Christentum. Die patriotische Kirche und die so genannte Untergrundkirche sind einander oft näher, als mancher Beobachter von außen wahrzunehmen glaubt. Die Frömmigkeit vieler einfacher Menschen im Land ist ungebrochen stark, obwohl die Formen des Glaubenslebens mit den Entwicklungen nach dem 2. Vatikanischen Konzil fast nicht mithalten konnten. Manch ein Chinakenner sieht in alledem bereits einen "zweiten Frühling" für die katholische Kirche. So werden immer wieder und häufiger berechtigte Fragen laut, wie: Wird die chinesische Regierung bald die Beziehungen mit dem Vatikan regeln? Wird sie gar der Kirche des Landes eine Evangelisierung im größeren Stil erlauben? Können vielleicht bald schon wieder ausländische Lokalkirchen mit der Kirche in China zusammenarbeiten? Wie und mit welchen Mitteln könnten sie dies tun? 

Von einer absolut entspannten Situation kann sicher nicht die Rede sein. An einer starken katholischen Kirche werden die Machthaber in China kein Interesse haben wollen. Was kann es dann konkret heißen, wenn Papst Benedikt XVI. diesen Monat die Gläubigen weltweit dazu aufruft, dafür zu beten, "dass die Kirche in China mit immer mehr innerem Zusammenhalt die effektive und sichtbare Gemeinschaft mit dem Petrusnachfolger bezeuge"? Die Einheit zu wahren im Glauben, aber auch die Einheit mit Rom ist dem Papst sehr wichtig. China und seine Christen, die es ohne Zweifel immer noch sehr schwer haben, ihren Glauben auszuüben, im Gebet nicht zu vergessen: Auch daran will uns der Papst sicherlich erinnern. Nehmen wir diese Einladung an und beten wir besonders in diesem Monat für China und seine Menschen.

 

Norbert Cuypers SVD, Kommentar zur Missionsgebetsmeinung August 2007 aus der Zeitschrift "Die Anregung", Ausgabe 4/2007, Steyler Verlag, Nettetal

ndk