01. Okt 2007
Wir beten, dass der Sonntag der Weltmission die missionarische Zusammenarbeit fördert und neu belebt.
Das Feiern des "Sonntag der Weltmission" hat eine recht lange Tradition in der deutschsprachigen Ortskirche. Mit viel Kreativität wurde und wird bis heute in vielen unserer Gemeinden die Liturgie jenes Sonntags gestaltet und damit in ansprechender Art und Weise aufmerksam gemacht auf die Nöte und Sorgen der Menschen in anderen Teilen dieser Welt. Zudem haben Katholiken viel - sehr viel - Geld in den letzten Jahrzehnten gespendet, um die Arbeit von Missionarinnen und Missionaren zu unterstützen. Viele Projekte konnten damit weltweit verwirklicht werden. Damit haben Christen hierzulande ihre Solidarität mit ihren ärmeren Schwestern und Brüdern gezeigt. Damit haben sie aber auch den Mut bewiesen, ihren Blick über den eigenen Kirchturm hinaus zu wagen - und das in einer Zeit, in der wir gerade im deutschsprachigen Raum Gefahr laufen, uns nur noch mit innerkirchlichen Problemen zu beschäftigen, im Sinne von: "Wird es beim nächsten Pfarrfest auch nicht regnen?" Oder: "In welcher Farbe soll der frisch renovierte Kirchturm angestrichen werden?"
Seit geraumer Zeit wird in Österreich nicht mehr vom "Sonntag der Weltmission" gesprochen, sondern eher vom "Sonntag der Weltkirche". Vielleicht wird dadurch noch deutlicher zum Ausdruck gebracht, dass es in der Kirche mehr gibt, als nur die Sorgen unserer Ortskirchen in der Heimat. Kirche ist eben Weltkirche. Ein "Sonntag der Weltkirche" erinnert uns aber auch daran, dass die Mission der Kirche - ihre Sendung und ihre Botschaft - nicht eine Einbahnstraße sein darf. Es geht darum - und das macht das Gebetsanliegen des Papstes in diesem Monat ja deutlich - dass dieser Sonntag "eine günstige Gelegenheit sei, ein zunehmend tiefes Missionsbewusstsein unter allen Getauften zu wecken". Alle Menschen, die an Christus glauben und die auf seinen Namen getauft sind, haben den Auftrag, eine Missionarin, ein Missionar zu sein. Egal, ob das nun in Berlin ist, in Wien, Manila oder in Port Moresby. Wie kann das konkret aussehen?
In Wien gibt es seit nunmehr fünf Jahren eine kleine, internationale Ausbildungsgemeinschaft der Steyler Missionare. Hier leben zehn junge Männer zusammen, die aus fünf verschiedenen Ländern und Kontinenten stammen: je zwei aus Indonesien, aus den Philippinen, aus Ghana, aus Österreich und aus Deutschland. Schon allein durch ihr Miteinander und Füreinander im Zusammenleben geben sie Zeugnis für das, was Weltkirche meint: eine geschwisterliche Kirche, in der jeder willkommen ist und sich mit seinen je eigenen Talenten und Fähigkeiten einbringt. Das ist im gelebten Alltag nicht immer einfach. Inkulturation ist sehr wichtig: das Verstehen der Menschen, mit denen sie ihr Leben teilen wollen, und das bewusste Sicheinlassen auf eine zunächst fremde Kultur, die so oft ganz anders ist, als jene ihrer Landsleute in der fernen Heimat. Die jungen Männer verstehen sich bewusst als Missionare, auch wenn sie noch in der Ausbildung stehen, und sie wollen diese Herausforderung bewusst annehmen. So bereitet ein Filipino beispielsweise Kinder aus Österreich auf die Erstkommunion vor. Ein junger Steyler aus Ghana ist Mitarbeiter in der Krankenhausseelsorge und besucht alte und kranke Menschen im Spital. Ein indonesischer Mitbruder schließlich gestaltet Kindergottesdienste in einer Wiener Pfarrei. Daneben haben sich die Ordensmissionare aus aller Welt mit jungen Steyler Missionsschwestern zu einem "Weltchor" zusammengeschlossen, um unter anderem bei einer "Langen Nacht der Kirchen" oder einem "Pfingstfest der Jugend" mit Liedern aus ihrer Heimat und von anderswo den Menschen hier den Blick für das Schöne einer Weltkirche zu öffnen und damit, wie es die Gebetsmeinung des Papstes nennt, "ein zunehmend tiefes Missionsbewusstsein unter allen Getauften zu wecken".
Längst ist Mission keine Einbahnstraße mehr. Längst bringen Frauen und Männer aus den traditionellen "Missionsländern" die Botschaft des Glaubens hinein in das postmoderne "christliche Abendland". Wir dürfen ihnen dafür dankbar sein und zusammen mit den Christen aus Papua Neuguinea, dem Land, dass in diesem Jahr im Mittelpunkt des "Sonntag der Weltmission" steht, sind wir eingeladen zu beten: "Segne uns alle, allmächtiger Gott. Wir brauchen deinen Segen, denn wir sind so verschieden im Glauben, in der Farbe, in der Sprache. Es ist manchmal so schwer, jeden so anzunehmen, wie er ist. Wir tun uns auch schwer, die Art zu verstehen, wie der andere lebt, wie er reagiert, was er ist. Gib uns Mut, aufeinander zuzugehen. Bewahre uns vor dem Fehler, die Menschen in Gruppen einzuteilen... Amen."
Norbert Cuypers SVD, Kommentar zur Missionsgebetsmeinung Oktober 2007 aus der Zeitschrift "Die Anregung", Ausgabe 5/2007, Steyler Verlag, Nettetal