November 2011
„Für die katholischen Ostkirchen, dass ihre ehrwürdige Tradition als geistlicher Reichtum für die ganze Kirche erkannt und geschätzt wird.“
Gerade im November, wenn die Abende länger werden und unsere Gedanken sich manchmal in die Vergangenheit der Welt- und Kirchengeschichte flüchten, gewinnt die Einladung des Papstes für die katholischen Ostkirchen zu beten, für uns eine ganz neue Bedeutung. Lange Zeit lebten die katholischen Ostkirchen oder wie sie auch als unierte Kirchen benannt werden in der Dunkelheit der Geschichte und sie schienen fast vergessen zu sein, doch nicht vergessen von Gott. Der Fall der Berliner Mauer und das Ende des kalten Krieges zwischen Ost- und West, die Öffnung zum Osten hin, bedeutete auch für die katholischen Kirchen des Ostens einen neuen Morgen, ein neues Erwachen.
Gegen alle Widerwärtigkeiten, gegen Kriege und gegen den Kommunismus hat die katholische Ostkirche überdauert und ist bis heute ein Zeichen der Präsenz der katholischen Weltkirche. Ein unerschöpfliches religiöses Erbe und ein großer Reichtum eröffnen sich für die ganze Menschheit und besonders für die ganze Kirche. Schienen die Ostkirchen eigentlich dem Untergang geweiht, sind sie neu erstanden und sind ein unschätzbarer Beitrag für die Welt. Die Ostkirchen legen Zeugnis ab in einen Kontext großer wirtschaftlicher und spiritueller Not. Das Beispiel und die Kraft dieser kirchlichen Gemeinschaft der Gläubigen wird gestärkt durch den Heiligen Geist, der die Kirche führt, leitet und lenkt bis heute und ihr neues Leben schenkt.
Die alten und ehrwürdigen Traditionen dieser Kirchen im Osten, ihr unglaublicher Reichtum von Liturgie, ist ein Ausdruck tiefer Frömmigkeit der Menschen, die sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt hat. Es ist unermesslich, wie groß die Treue und die Liebe der Menschen zur Gesamtkirche ist und war, obwohl sie immer wieder leidgeprüft wurden durch Verfolgungen und das Martyrium vieler Christen. Bis heute gibt es fast neben allen orthodoxen Kirchen im Osten Europas, die Existenz der katholischen Ostkirchen, die oft in der Minderheit leben und doch gerade so Zeugnis geben von der Universalität und der Vielfalt katholischen Glaubens und Lebens im Osten.
So gibt zum Beispiel die Kathedrale des Heiligen Georg in Lemberg in der Ukraine ein beredtes Zeugnis von der Glaubensstärke der Menschen, die sich im Baustil der Kathedrale eindrucksvoll dem heutigen Menschen zeigt. Und so können wir demütig sagen, dass gerade in der Ukraine der Zulauf der Menschen zur katholischen Kirche groß ist. Es sind nicht die Steine allein, die Zeugnis geben bis heute vom Glauben der Menschen, sondern die Menschen selber, die sich verbunden fühlen mit der Gesamtkirche und die bis heute Zeugnis geben von der Existenz Gottes in der Welt, der die Menschen in seine Kirchen ruft, um Zeugnis zu geben von der Liebe Gottes zu den Menschen in Ost und West, in Süd und Nord. Ist es da nicht ein Leichtes, durch Gebet und durch Fürbitte miteinander sich verbunden zu fühlen, gestärkt zu sein durch die eine heilige katholische Kirche, die weltweit verbunden ist und offen sich zeigt für die anderen, den Brüdern im Glauben in der ganzen Welt, als Zeichen der Gegenwart Gottes, unter den Menschen, der als Licht ersehnt wird von den Völkern von Anbeginn zu Anbeginn. Wer könnte sich diesem Licht Verschließen und wer könnte sagen: Ich brauche es nicht, dieses Licht.
Mir scheint es eine gute Einladung zu sein, zu beten um das Licht des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung. Es wird allen gut tun und uns ermutigen, unseren und meinen Beitrag zu leisten, sich gläubig verbunden zu fühlen, als betende und dankbare Menschen zum Wohl der ganzen Kirche und der Welt.