Missionsgebetsmeinung Oktober 2011

Oktober 2011

Dass die Feier des Weltmissionssonntags unter dem Gottesvolk die Begeisterung für die Evangelisierung steigert und die Unterstützung der Mission durch das Gebet und die materielle Hilfe für arme Kirchen vermehrt.

Herbert Becker SVD, Chile

Jedes Jahr im Oktober feiern wir Katholiken den Weltmissionssonntag. Wenige Sonntage im Kirchenjahr nehmen sich ein Thema vor, weil alle die Auferstehung Jesu feiern, seien sie Feste oder nicht. Jeder Sonntag spricht für sich. Er hat kein anderes Gepräge und duldet dies auch nicht. Wie kennen und feiern in Chile vier “besondere” Sonntage: der geistlichen Berufe, der indigenen Völker, der Migranten und der Weltmission.

Wenn nun die Kirche einen Tag des Herrn der Mission widmet, dann will das schon etwas heißen, nämlich dass Mission für die Kirche wesentlich und unabdingbar ist. Ohne sie wäre sie nicht die Kirche Jesu, sondern ein frommer Verein. Das Matthäusevangelium endet mit den Worten Jesu: „Gehet hin in alle Welt …”(Mt 28,16-20), Abschluss des irdischen Lebens Christi und Beginn der Ausbreitung des Glaubens durch seine Anhänger. Wenn man von den Worten Jesu beim letzten Abendmahl absieht, könnte man fast sagen, dass der Missionsauftrag den letzten Willen des Herrn ausdrückt.

Ich weiß nicht mehr, wie dieser Sonntag in Deutschland gefeiert wird. In Chile wird ihm keine Bedeutung beigemessen. Deshalb haben wir es uns als Missionsgesellschaft vorgenommen, ihn zu betonen und auch entsprechend zu feiern. In unseren Schulen, Pfarreien und sonstigen Arbeitsgebieten haben wir deshalb besondere Zeichen und Mittel “erfunden”, wie z. B.: Wenn gerade ein Missionar aus Übersee auf Heimaturlaub ist, erzählt er uns von seiner Arbeit und zeigt uns Bilder seiner Arbeit; in der Kirche und auf dem Weg dorthin stellt man Plakate mit markanten Sätzen zum Thema auf; Ausstellungen mit Zeichnungen von Kindern und Jugendlichen; man formuliert eigene Fürbitten, sucht passende Lieder und liturgische Texte; Kinder, die sich verkleiden und Völker aus anderen Kontinenten darstellen und sich um die Alten herum scharen; Verkauf von Missionszeitschriften, usw. Hier ist der Kreativität und Initiative keine Schranke gesetzt.

Wiederum steht das Wort “Begeisterung” und zwar Begeisterung für die Evangelisierung im Raum. Wie schon in früheren Kommentaren angedeutet, es scheint ein Lieblingswort des Papstes zu sein. Mit griesgrämigen, verbitterten und lustlosen Christen kommt der Herrgott nicht weiter, auch die Kirche verliert Anziehungskraft. Begeisterung für Jesus, sein Werk und sein Programm kommt nur von seinem Geist, vom Heiligen Geist. Deshalb ist ER der erste Missionar der von Jesus gegründeten Kirche. Kennen Sie diese für das Gute und für Jesus begeisterten Menschen? Es gibt sie und nicht wenige. Ich will nur das Beispiel des Heiligen Paulus anführen, wenn er z. B. sagt: ”Ich kann alles in dem, der mich stärkt” oder “Freuet euch im Herrn”. Mich begeistert Paulus. Ist die Freude und Begeisterung unser Erkennungsmerkmal? Und wenn sie uns fehlt, kann sie “gesteigert” werden, z. B. durch eine erlebnisreiche Feier des Weltmissionssonntag.

Was können wir für die missionarische Arbeit und Begeisterung tun? “Unterstützung der Mission”, so heißt es im Text. Das kann auf vielfältige Weise geschehen. Hier ist von zwei “Unterstützungen” die Rede: ”Gebet und materielle Hilfe für arme Kirchen”.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass wir als Kinder für die “Heidenkinder” beteten, sowohl in der Pfarrgemeine als auch zu Hause. Heute ist dieses Wort überholt, nicht nur im Sprachgebrauch, sondern auch in der Theologie und Spiritualität. Heute durchdringt eine große Achtung vor Andersgläubigen die christliche Welt. Bei allem Respekt und Toleranz hat der Missionsauftrag Jesu nicht seine Bedeutung und Dringlichkeit verloren, und zwar im Dialog, in der gegenseitigen Wertschätzung, im Zeugnis des eigenen Lebens und im gegenseitigen – sich – bereichern.

Was die materielle Hilfe angeht, so waren die Kirchen in Deutschland bisher sozusagen Weltmeister. Ich will das mal so ausdrücken. Es ist auf jeden Fall eine Tatsache und ich kann sie bestätigen, das die deutschen Christen und auch andere Menschen guten Willens der Mission viel geholfen haben. Dafür sollten wir, die wir in aller Welt arbeiten, sehr dankbar sein. Es war und ist sowohl die Institutionelle als auch die persönliche Hilfe. Das wissen auch die Mitbrüder aus allen Teilen der Welt. In einem positiven Sinne, sind wir deutschen Missionare in dieser Hinsicht etwas “bevorzugt”.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die persönliche Hilfe, die Hilfe von Mann zu Mann, von Hand zu Hand nachgelassen hat. Das hat verschiedene Gründe. Hier führe ich nur die Schwächung des Glaubens bei vielen Christen an, die fortschreitende Säkularisierung, das Versagen der Kirche auf einigen Gebieten, die Kirchenaustritte, markante Individualisierung in der persönlichen Lebenseinstellung, wirtschaftliche Entwicklung einiger früheren Empfängerländer, usw.

Im Sinne der Missionsgebetsmeinung ist nur zu wünschen, dass Verantwortung in einer globalisierten Welt, gegenseitiges Helfen und Teilen und Solidarität auch weiter ein Markenartikel “made in Germany” bleibt.