März 2012
„Gott unser Vater, wir bitten dich für alle Frauen und Mütter in der Welt: ermutige und stärke sie in ihrem Beitrag für die gesellschaftliche Entwicklung.“
Ein großes Thema, dass uns der Papst hier als Gebetsmeinung vorlegt, zumal die Gleichstellung der Frau und/oder der Mutter in den verschiedenen Gesellschaften unserer Welt bis heute zu wünschen übrig lässt.
Jesus wuchs in einem sozialen Umfeld auf, in dem es normal war, dass der Mann das Sagen hatte und die Frau als Eigentum des Mannes galt. Selbstverständlich war es Männern deshalb untersagt, eine (fremde) Frau in aller Öffentlichkeit anzusprechen, was man auch heute noch, z.B. in arabischgeprägten Kulturen findet.
Da muss es doch einem den Atem verschlagen, wenn Lukas in seinem Evangelium schreibt, dass sich Jesus Frauen anschlossen, um ihm zu folgen (vgl. Lk 8,1-3). Der Evangelist Johannes schildert die Begegnung Jesu mit der Frau am Jakobsbrunnen. Das Gespräch der beiden wird so intensiv, dass die Frau zur Trägerin der Frohen Botschaft für die Dorfbevölkerung wird (vgl. Joh 4,1-42). Mehr noch – und das ist nicht mehr zu toppen – eine Frau, Maria aus Magdala, wird die erste Zeugin der Auferstehung (Mt 28,9-10; Mk 16,9; Lk 4,9; Joh 20,1.11-18)! Mit einem solchen Verhalten überschreitet Jesus alle sittlichen Normen.
Woher kam diese ungeheure Freiheit, mit der Jesus insbesondere den Frauen begegnete? Wie schaffte er es, sich über Gesetze, Sitten und Gebräuche seiner Zeit hinwegzusetzen?
Der Grund liegt wohl in seiner inneren Verbindung zum himmlischen Vater. Sucht er den Vater, findet er ihn in jedem Menschen. [„Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich... Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie. Gott segnete sie und ... So geschah es. Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Es war sehr gut …“ (vgl. Gen 1,26-31).] Der Mensch, Frau und Mann, sind Abbild Gottes. Damit kommen ihnen gleiche Würde, gleiche Rechte und gleiche Pflichten zu. Ihr gemeinsamer Auftrag in der Welt: Mit Verantwortung die Schöpfung mit- und umzugestalten. – Verhaltensregeln sind häufig Menschenwerk und decken sich nicht unbedingt mit Gottes Willen …
Gleichberechtigung und Chancengleichheit erreicht man nicht durch eine „Quotenregelung“, sondern durch konsequentes Umdenken und eine Verhaltensänderung. Nur auf der Grundlage gegenseitigen Respekts können Frauen und Müttern ihren Beitrag in der Gesellschaft leisten. Frauen sind sicher bereit dazu, es scheitert oft am chauvinistischen Gedankengut, das leider immer noch in den Köpfen so vieler Zeitgenossen sein Unwesen treibt.
Wäre es da nicht, angespornt durch Jesu Verhalten, Sache der Kirche, eine Vorreiterrolle zu übernehmen und mit gutem Beispiel voranzugehen?
Liegt da vielleicht nicht auch das eigentliche Anliegen des Papstes verborgen, der – obwohl Kind seiner Zeit – die allzu oft und in vielen Belangen erstarrten oder verkrusteten Strukturen der katholischen Kirche durch Gebet und innere Erneuerung eine Änderung anstoßen möchte? –
Hmmm, man weiß ja nie so recht, wohin der Hl. Geist die Kirche führt.
Vertrauen wir einfach auf sein Wirken. Und … beten wir!