Missionsgebetsmeinung Januar 2012

Januar 2012

Wir beten für alle Getauften: Gott, unser Vater, mach sie bei allen Menschen guten Willens zu Zeugen deiner Friedensbotschaft.

P. Michael Heinz SVD, Bolivien

Geh hin und handle genauso...

Erinnern wir uns – 26. Dezember 2004. Eine riesige Tsunamiwelle durch ein Seebeben ausgelöst, zerstört große Teile Südostasiens und gelangt bis an die Ostküste Afrikas. Die Fotos von Tod und Zerstörung gehen um die Welt. Eine weltweite Solidaritätswelle bringt den Opfern materielle und geistliche Hilfe – Hoffnung für einen neuen Start. In Indien, Indonesien und Thailand sind vor allem Menschen nichtchristlicher Religionen betroffen.

Ich hatte das Glück zu dieser Zeit Steyler Missionare in den Inseln Nias und Sumatra-Indonesien besuchen zu können. In der stark zerstörten Stadt Banda Aceh herrscht die Scharia, das islamische Gesetz.

Katastrophenhilfe ist hier ein heikles Unterfangen für katholische Priester. Die Steyler Missionare selbst waren 1992 von einem starken Erdbeben auf der Insel Flores betroffen. Viele Menschen hatten sich damals solidarisch gezeigt und so wollten sie nun ihren Beitrag für ihre islamischen Schwestern und Brüder leisten.

Am Anfang war es nicht leicht. Der Iman wollte die Hilfe erst nicht annehmen, kam sie doch von Christen und wer weiß ... steckten da nicht Bekehrungsversuche seitens der „anderen Religion“ hinter der Solidarität?

Wie jedoch so oft: wenn Menschen sich erst einmal näher kommen, können Vorurteile abgebaut werden. Man lud uns sogar zum Mittagsgebet in die kleine Moschee des Stadtteils ein. Im Gespräch konnten wir unsere Motivation erklären. Jesus (als Prophet bei den Moslems anerkannt) lehrte uns am Beispiel des barmherzigen Samariters, immer zu helfen, gleich welche Nationalität, Kultur oder Hautfarbe der Notleidende hat.

Weltweite Solidarität ist immer ein Stücke Friedensarbeit auf kleiner Ebene. Menschen, die sich wohl nie im Leben getroffen hätten, kommen zusammen, ziehen für ein paar Wochen oder Monate am gleichen Strick, egal welcher Religion sie angehören. Sie lernen sich kennen und oft bleibt das Zeugnis derjenigen, die Haus, Familie und Arbeit zurücklassen, um anderen als „barmherziger Samariter“ zu dienen. In der Geschichte des barmherzigen Samariters (Lk 10,25-37) ist es das konkrete Helfen des „Ausländers“ der dem Notleidenden der Nächste ist. Jesus lädt uns alle am Ende der Geschichte ein: `Geh hin und handle ebenso´ (vgl. Lk 10,37b)

Im konkreten Handeln zeigen wir Christen, dass unser Beispiel anderen Menschen Hilfe gewährleistet, aber auch Menschen ein Stück näher bringen. Und genau das ist ein wesentlicher Beitrag zum Frieden. Denn so können Vorurteile abgebaut werden und durch den persönlichen Kontakt, Menschen verschiedener Religionen zu Freunden werden.

Aus unserer eigen deutschen Geschichte können wir ersehen, wie Menschen, die im Streit miteinander lebten, durch persönliche Kontakte wieder zueinander gefunden haben. Nach den beiden Weltkriegen war die Beziehung zwischen Deutschen und Franzosen sicher nicht die Beste.

Christen mit Weitblick brachten Menschen auf verschiedenen Ebenen zueinander, manchmal mit kleinen Aktionen wie Schüleraustausch oder gemeinsamen Ferienfreizeiten. Dadurch sind Freundschaften entstanden und gewachsen, die auf politischer oder kultureller Ebene einen wichtigen Beitrag zu Versöhnung und Frieden geleistet haben. Gerade haben wir Christen Weihnachten gefeiert. Möge der menschgewordene Gott, der Friedensbringer uns immer konkrete Wege zum Nächsten zeigen.