Gebetsanliegen des Papstes im Juni

Juni 2021

Die Schönheit der Ehe: Beten wir für die jungen Menschen, die sich mit Unterstützung einer christlichen Gemeinschaft auf die Ehe vorbereiten. Sie mögen wachsen in Liebe durch Großherzigkeit, Treue und Geduld.

Der Mensch ist auf Liebe hin geschaffen, und die innigste und intensivste Liebe zwischen den Menschen ist die in der Ehe. Sie ist Gottes Geschenk an den Menschen, sie ist ein Ort, an dem seine Liebe erfahrbar wird. Die Ehe zwischen Mann und Frau ist nach Paulus sogar Abbild des Bundes zwischen Christus und seiner Kirche, sie ist Ort der Gottesbeziehung. Was für ein Wunder, was für ein Geschenk, was für eine Ehrfurcht verdient die Ehe!

Der Blick in die Realität aber ist erschreckend. Jahrhundertelang wurde die Ehe für alle möglichen Dinge missbraucht, sie war Mittel zum Zweck für politische Pläne, diente als Karriereleiter, für Geschäfte und anderes wenig Liebevolles, ja sogar die eheliche Sexualität wurde entwertet und missbraucht.

Und heute? Sind die Menschen von heute in der Lage und fähig, eine Ehe zu führen, die gelingen kann? Das Wissen ist da, seit Jahrzehnten publizieren die Psychologen und Ehechoaches sowohl einfache Techniken wie auch das Wissen, damit Ehen gelingen und krisengeschüttelte Ehen gerettet werden. Aber ist dieses Wissen bei uns Katholiken angekommen?

Wie ist der Umgang mit der Ehe in unsere Kirche? Wir finden in den Texten des Zweiten Vatikanischen Konzils eine ganz wunderbare Wertschätzung der Ehe. Aber ist das, was das Konzil über die Ehe sagt, in das Bewusstsein oder in die innere oder äußere Haltung zur Ehe bei der Basis angelkommen? Ich bezweifle das.

Ich habe nie verstanden, warum es keine fundierte Ehevorbereitung in unserer Kirche gibt. Um Priester zu werden, muss ein Mann mindestens fünf Jahre studieren. Um zu heiraten, genügt es oft, sich zwei Stunden mit dem Pfarrer zu unterhalten, und ein paar Formulare auszufüllen. Die Vorbereitung auf einen würdigen Empfang des Sakraments der Ehe scheint eine reine Privatangelegenheit zu sein, um die sich keiner so richtig kümmert.

Ehepaare sind berufen, in ihrer Beziehung zueinander ein sichtbares Zeichen der Liebe Gottes zu sein. In ihrer menschlichen Liebe sollen sie die göttliche Liebe abbilden. Warum wird in Anbetracht dieses göttlichen Auftrages und der Realität des Scheiterns von so vielen Ehen von katholischer Seite, Laien wie Kleriker, so wenig für das Gelingen von Ehen getan?

In der Gebetsmeinung dieses Monats bittet unser Papst um das Gebet für die jungen Menschen, die sich auf die Ehe vorbereiten. Ich finde, dass gerade diese Generation das Gebet braucht. Sie haben so wenige Vorbilder, die ihnen gezeigt haben, wie Ehen gelingen, wie man respektvoll und liebevoll miteinander umgeht. Und Vorbilder für eine christlich gelebte Sexualität sind noch weniger zu finden. Die jungen Leute brauchen unser Gebet. Also beten wir. Beten wir darum, dass Ehen gelingen, das sie Orte der Liebe, der Treue und der Geduld sind, und die Menschen wieder erleben, dass die Ehe ein Ort der Gottesbeziehung und Abbild der Liebe Gottes ist.


Simone Nefiodow, Dipl. Theologin