November 2021
Beten wir, dass Menschen, die unter Depressionen oder Burn‐out leiden, geholfen werde, ein Licht zu finden, das ihnen neue Lebensfreude eröffnet.
Ich vermute stark, dass unser Papst, wenn er vom Licht spricht, nicht von den teuren „therapeutischen“ Kunstlichtstrahlern spricht, die im Internet für nicht wenig Geld angeboten werden, um depressive Stimmungen zu vertreiben. Oder davon, Urlaub in warmen und sonnigen Gegenden zu machen, um „Licht“ zu tanken. Das meint unser Papst vermutlich nicht.
Unser Papst lenkt den Fokus auf das Licht, das Lebensfreude schenkt. Wenn man die Lebensgeschichte von Depressiven liest, dann kann so ein Licht sehr verschieden aussehen. Für den einen ist es die Begegnung mit Gott, für einen anderen die Unterstützung von lieben Mitmenschen, für andere die Sorge um das Haustier, das alleine und unversorgt bleiben würde, und dieser Gedanke gibt ihnen genug Antrieb, um weiterzukämpfen.
Indem unser Papst uns bittet, für Lebensfreude, für ein Licht für die an Depression und Burnout Erkrankten zu beten, lenkt er die Aufmerksamkeit auf ein wirklich schlimmes Symptom dieser Krankheiten: Hoffnungslosigkeit, den Verlust von innerem Antrieb, von Sinn und Lebensfreude.
Das ist eines von den Dingen, die man vermutlich nur verstehen kann, wenn man das selber in welcher Form auch immer erlebt hat. Wie kann es sein, dass ein Mensch seinen ganzen Antrieb und seine Freude am Leben komplett verliert? Die Gründe sind sehr vielfältig.
Und wie schafft man es, diese Krankheit zu überwinden? Unsere moderne Schulmedizin setzt auf Therapien und Medikamente, betont aber auch deutlich, wie entscheidend es für die Genesung von diesen Krankheiten ist, dass die Erkrankten eben das zurückerhalten, worum wir beten sollen: Lebensfreude.
In dieser Jahreszeit für Licht und Lebensfreude zu beten, ist für unsere Breiten eher ungewöhnlich. Denn bei uns hat der Monat November traditionell wenig mit Lebensfreude oder Licht zu tun, das gehört eher in den Dezember, in den Advent und die Vorbereitung auf Weihnachten. Hier gilt der November als „depressiver Monat“, man hört vom „November-Blues“, die ersten Anzeichen der Wintergrippe kündigen sich an, die Temperaturen fallen und immer mehr Menschen erkälten sich, die Veränderungen in der Natur, die Feiertage (Volkstrauertag/ Totensonntag) – vieles drückt auf die Stimmung.
Dennoch, Licht hat für uns Christen eine zentrale Bedeutung. Weihnachten und Ostern feiern wir Christus als das Licht, das in unsere Welt kommt und die Finsternis vertreibt. Wir Christen selbst sind aufgerufen, Licht für die Welt zu sein, wie es im Johannesevangelium heißt. Das Wort Gottes ist Licht auf dem Weg (Psalm 119). Gott selbst ist Licht (1. Johannesbrief), und es gibt in Gott keine Finsternis.
Wie auch immer dieses Licht aussehen mag, das den Depressiven und an Burn-out Erkrankten die Lebensfreude zurückbringt, beten wir in diesem Monat in diesem Anliegen. Diese Betroffenen brauchen wirklich unsere Hilfe. Nur wenige schaffen es aus eigener Kraft. Also helfen wir ihnen durch unser Gebet.
Simone Nefiodow, Dipl. Theologin