Gebetsmeinung des Papstes im Oktober

Oktober 2022

Wir beten für eine Kirche, die mutig das Evangelium verkündet und auf dem synodalen Weg jeden Menschen willkommen heißt.

Welche von den vielen Eigenschaften, mit der man unsere Kirche zutreffend beschreiben kann, wären ihre Favoriten? Was sollen die Menschen ihrer Meinung nach als erstes wahrnehmen, wenn sie auf unsere Kirche treffen? Ein für die Welt sichtbarer Glaube an Jesus Christus? Liebe nach dem Vorbild Jesu? Einen barmherzigen Umgang mit Sündern? Eine würdige und kraftvolle Feier der Sakramente, so dass die Menschen in den Sakramenten die Wirklichkeit Gottes erleben und daran teilhaben können?

Und welche Eigenschaften wären wohl für unseren Papst die wichtigsten? Vermutlich diese vier, die in der aktuellen Gebetsmeinung genannt werden: mutig und treu das Evangelium zu verkünden, eine solidarische Gemeinschaft zu sein, jeden willkommen zu heißen und in einer Atmosphäre der Synodalität zu leben.

Ein Beispiel für gelebte Solidarität ist die Steyler Ethik Bank. Fair, nachhaltig und als Hilfe für Menschen in Not arbeitet diese Bank nun schon seit 60 Jahren anhand dieser und anderer ethischer Kriterien. Und sie setzen ihre Prinzipien auch um: Weil ein Unternehmen unter anderem Waffen baut, wurde dieses Jahr dieses Unternehmen aus dem Anlageuniversum der Bank gestrichen, denn an Waffenlieferungen und Kriegen will die Steyler Bank nicht mitverdienen.

Viele andere Beispiele sind die zahlreichen kleinen oder großen Projekte, wie etwa ein Hilfezentrum für Kinder mit Einschränkungen oder ein Projekt für Straßenkinder oder Ähnliches, die von den Steylern oder anderen Orden auf der ganzen Welt initiiert und geleitet werden. Oder karitative Aktionen in unseren Gemeinden. Es gibt wirklich viele Beispiele für Solidarität.

Ein Beispiel für das treue Verkündigen ist ohne Zweifel die Ordensfamilie der Steyler oder die der anderen Orden. Männer und Frauen stellen ihr Leben zur Verfügung, und bringen den Menschen das Evangelium. Ein weiteres Beispiel sind die MaZ, die Missionare auf Zeit. Seit Jahren unterstützen und begleiten die Steyler Missionare wie auch andere Orden junge Menschen, die für ein Jahr ins Ausland gehen und dort die Missionsarbeit unterstützen.

Ernüchternd, fast schon deprimierend ist dagegen die Berichterstattung über die Bistümer und Kirchenfürsten in den deutschen Medien. In anderen Ländern, wie China oder Nordkorea, leiden Christen unter einer schlimmen Verfolgung. Für eine Atmosphäre der Solidarität oder Offenheit für jeden, so wie in der Gebetsmeinung beschrieben, ist aufgrund der politischen und/oder kulturellen Umstände nicht zu denken.

Von den in der aktuellen Gebetsmeinung aufgezählten Eigenschaften ist es die Treue zum Evangelium, die mich besonders nachdenklich macht. Ich denke dabei in erster Linie an die verfolgten Christen, die wirklich viel Mut zeigen, wenn sie zu unserem Glauben stehen.

Selbst in einem Land wie Deutschland kann der Alltag herausfordernd sein, denn die Botschaft des Evangeliums passt leider oft nicht zu dem, was uns im Alltag begegnet. Ständig wird das, was einen Christen in seiner Lebensführung auszeichnet, in Frage gestellt. Oder es locken Alternativen. Oder wir Christen finden uns in Situationen wieder, die so gar nicht unseren christlichen Werten entsprechen. Oder wir werden Zeugen von verbaler oder körperlicher Gewalt oder aggressivem Verhalten oder beobachten Unrecht. Manchmal kann treu zu sein eine echte Herausforderung sein.

Aber dafür haben wir das Gebet und die Gemeinschaft der Beter. Beten wir füreinander, und beten wir für die Kirche in den Anliegen dieser Gebetsmeinung. Mit unserem Gebet können wir etwas bewirken. Wir können uns die Kraft und Hilfe von oben erbitten, um mutig und treu zu sein, um solidarisch zu sein, offen jeden willkommen zu heißen und als Kirche eine Atmosphäre der Synodalität zu leben. Also beten wir.

Simone Nefiodow, Dipl.-Theologin