4. Adventssonntag (C)

Predigtimpuls

Der kommende Messias (I. Lesung)

1. Lesung: Mich 5,1-4a
2. Lesung: Hebr 10,5-10
Evangelium: Lk 1,39-45

Was ist das Wichtigste in meinem Leben?

Diese Frage beschäftigt uns alle. Kann man sie überhaupt stellen? Sie klingt so sehr nach einem Patentrezept für alle Lebenslagen, und das gibt es wohl nicht. Trotzdem sollten wir uns dieser Frage stellen. Das Wichtigste in unserem Leben ist das Heil. Das lässt uns natürlich sogleich an Gott denken. Gott schenkt dem Menschen das Heil, er macht ihn heil. Das Wichtigste in meinem Leben wird mir von einem anderen geschenkt. Das mache ich nicht selber. Dann könnte ich die Hände in den Schoß legen. Die Sache ist geritzt, der liebe Gott macht’s schon recht! So einfach ist das? Nein, so einfach ist das nicht. Dass Gott mein Leben heil macht, das kann ich nur glauben. Dieser Glaube ist nicht möglich, ohne Vertrauen zu Gott. Traue ich Gott zu, dass er mein Leben auf seine Weise heil macht?

Die Botschaft der Propheten

Propheten waren Felsen des Gottvertrauens, inmitten eines zweifelnden, ja verzweifelten Volkes. Was die Hörer ihrer Botschaft damals noch nicht wussten, das sehen wir heute klarer. Die Propheten haben mit ihrer Botschaft recht behalten. Es war nicht ihre eigene Botschaft, sondern das, was Gott zu verkünden ihnen aufgetragen hatte. Gott hat sein Volk nicht hinters Licht geführt.

Der Messias kommt aus Betlehem

Die Botschaft des Propheten Micha enthält eine Ortsangabe, woher der Messias, der Heilbringer kommen soll. Schon diese Angabe ist eine Anfrage an das Gottvertrauen der Menschen. Der neue Herrscher über Israel wird aus kleinen Verhältnissen kommen. Das darf doch wohl nicht wahr sein! Ein paar lumpige Kilometer weiter ist das stolze Jerusalem. Wenn der Messias kommt, dann muss er von dort kommen. Nein, aus dem kleinen Nest Betlehem wird er kommen. Gott hat andere Maßstäbe. Die Großen der Welt versagen immer wieder. Die Sorge um sich selber lässt sie die Fürsorge für ihr Volk vergessen. Sie bewirken nichts für ihr Volk. Keine Führung, keine Wegweisung. Zerfall kennzeichnet die Situation. Die Wende zum Guten, zum Heil, wird der Messias bringen. Dazu bedient sich Gott eines Menschen, der wie einst David aus Betlehem kommt. Im Weihnachtsevangelium hören wir von der Verwirklichung dieser prophetischen Ankündigung. Das Kind von Betlehem ist der Messias, der die Wende zum Heil bringt. Wie wird diese Wende aussehen?

Er wird herrschen

Er wird für die Menschen herrschen, nicht gegen sie. Die Menschen werden unter seiner Herrschaft nicht zerbrechen, sondern aufleben. Seine Herrschaft zeigt sich in der Fürsorge für die Menschen, nicht in der Ausbeutung. Er übt seine Macht aus im Vergeben von Schuld, nicht im Belasten mit Schulden. Seine Herrschaft bedeutet Führung und Wegweisung, nicht Irreführung. Sie vergreift sich nicht an der Würde des Menschen, nein, sie gibt ihm erst seine ganze Würde. Denn er hat sich aufgemacht, um uns in sein Reich zu führen, und uns Anteil an seiner Herrlichkeit zu schenken.

Er wird auftreten und ihr Hirt sein in der Kraft des Herrn

Der da unter so bescheidenen Umständen in Betlehem auf die Welt kam, sagte ein paar Jahre später von sich: „Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe“ (Joh 10,1). Das haben Menschen erlebt. Sie haben ihn am Kreuz sterben sehen. Dass das wahr ist, darauf bauen wir. Das Kreuz in unseren Wohnungen hängt nicht als Ausstattungsgegenstand des guten Tones herum, sondern als Zeichen unseres Vertrauens in seine heilwirkende Macht. Der gute Hirt, das Bild der Fürsorge schlechthin, und wir verstehen es sehr wohl. Wir verstehen auch, dass er uns ein Beispiel geben wollte. Wir sollen fürsorglich miteinander umgehen.

Seine Macht reicht bis an die Grenzen der Erde. Und er wird der Friede sein.

Am Anfang unseres Heils liegt ein neugeborenes Kind, das Bild des Friedens. Ein solches Kind bedroht niemanden, und es bedarf des Friedens, um gedeihen zu können. Am Anfang des Heiles ein hilfloses Kind, das sind wahrhaft Gottes ,eigenartige‘ Maßstäbe. Dieses Kind wächst heran, und beginnt ein Friedensreich aufzubauen. Als Erwachsener sagt es von sich: „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht einen Frieden wie die Welt ihn gibt, gebe ich euch“ (Joh 14, 27). Er schafft nicht Frieden mit immer weniger Waffen, sondern er baut ein Reich auf, in dem die Menschen einst bereit sein werden ihre Schwerter in Pflugscharen umzuschmieden. Wir sind noch lange nicht so weit. Heil geht einen weiten Weg. Er schafft Frieden nicht durch Abschreckung, sondern durch die Hingabe seines Lebens. Diese Tat hat uns den Frieden mit Gott gebracht. Auf ihn vertrauen, das wird uns auch den Frieden mit uns selber und mit den anderen bringen.

Sein Ursprung liegt in ferner Vorzeit

Die Vorzeit ist die Zeit der Patriarchen, der Väter des Glaubens. Ein Abraham verließ einst auf Geheiß Gottes in unwahrscheinlichem Vertrauen seine Heimat. Und er wurde zum Vater vieler. Der Messias sagt später von sich: „Noch ehe Abraham wurde. Bin ich“ (Joh 8,58). Mit Abraham begann gewissermaßen die Geschichte des christlichen Gottvertrauens. Trotz allem stürmischen Auf und Ab hat es das Gottesvolk des Alten Bundes getragen – nicht zuletzt durch die Botschaft der Propheten – bis in die Stunde, in der Gott ein Mensch wurde zu unserem Heil. In diesem Vertrauen ist das Gottesvolk des Neuen Bundes seinen Weg gegangen durch die Zeit bis in unsere Tage. Auch dieser Weg ist gekennzeichnet durch ein stürmisches Auf und Ab. Die Geburt des Messias war der Anfang der Rettung, die Wende zum Heil. Die Vollendung steht noch aus, bis der Herr wiederkommt in Macht und Herrlichkeit.

Dem Herrn den Weg bereiten – nicht mit Barrikaden

Der Weg ins Heil ist weit, und er hat eine bewegte Geschichte. Die Menschen können mit ihrem Einsatz an diesem Weg mit bauen. Sie können sich auch verweigern. Aber eben diese Verweigerung bekommen sie dann selber und andere zu spüren. Unsere Aufgabe ist es, den Weg des Herrn zu bereiten, aber nicht, Barrikaden auf ihm zu errichten. Von einer Barrikadengesellschaft kann kein Heil ausgehen. In ihr wird auch kein Heil erfahren. Wer Gott bremsen will, bremst in letzter Konsequenz die Vollendung des Menschen. Gott Wege bauen helfen ist, dem Wichtigsten in unserem und im Leben anderer zu dienen.

 

Pfr. Klaus Mucha