Hochfest der Gottesmutter Maria (H)

Predigtimpuls

In die Zukunft schauen

1. Lesung: Num 6,22-27
2. Lesung: Gal 4,4-7
Evangelium: Lk 2,16-21

 

Das neue Jahr

Heute wünschen wir uns allen „ein gutes neues Jahr!“ Es soll uns Heil und Segen bringen. Ist dieser Tag ein Tag wie jeder andere? Eigentlich könnte man das sagen; und doch haben wir beim Nennen des Datums den Eindruck, dass der Übergang von einem Jahr zum anderen uns besonders drastisch den Lauf der Zeit und damit die Vergänglichkeit vor Augen führt.

Das letzte Jahr hat uns mit der großen Katastrophe von New York gezeigt, wie brüchig unsere Welt ist. Wir sollten das nicht so schnell vergessen! Dennoch: Heute gilt es, sich auf das neue Jahr einzurichten, in die Zukunft zu schauen.

 

Was wird das neue Jahr bringen?

Die Kommentare zum Jahreswechsel sind wenig optimistisch. Es sieht nicht gut aus in der Welt, im Lande – und auch in der Kirche. Manchmal beschleicht uns ein Gefühl der Hilflosigkeit. Manche fragen, was das Leben für einen Sinn hat. Auch wir können dieser Frage nicht ausweichen. Welche Antwort wollen wir geben auf die bange Frage nach der Zukunft?

Wir können uns in Spekulationen ergehen und viele Überlegungen anstellen. Wenn wir nicht auf die Mitte, den Kernpunkt unseres Lebens kommen, werden wir mit unseren versuchten Antworten immer wieder in einer Sackgasse landen. Denken wir eine Woche zurück. Wir feierten Weihnachten, das Kommen Gottes in diese Welt. Das war der Anfang des Heils, das Morgenrot der Erlösung.

 

Die Überraschung

Das war die Überraschung, anscheinend hatte niemand damit gerechnet, weder die sogenannten Frommen, noch die Berufstheologen, noch die Hirten auf dem Felde. Die Überraschung war umso größer, als „der Engel des Herrn“ den Hirten diese Botschaft brachte. Die Überraschung war perfekt, als sie das Kind in der Krippe fanden, wie der Engel es ihnen gesagt hatte.

Die Hirten waren einfache Menschen, Durchschnittsmenschen wie wir; sie folgten der Botschaft, sie gingen nach Bethlehem und begegneten dem, der allen Menschen das Heil bringt, das will Lukas doch sagen. Und das ist die eigentliche Botschaft dieses Evangeliums: Gott spricht Menschen an, denen er sich unangemeldet mitteilen will. Er tut dies in aller Einfachheit, weil das Wesentliche nur in aller Schlichtheit gesehen und erfahren werden kann.

 

Diese Erfahrung machte Maria schon bei der Verkündigung.

Sie sagte in aller Schlichtheit Ja. Es war die Stunde des Anfangs. Der Besuch der Hirten bestärkte sie, „alles, was geschehen war, in ihrem Herzen zu bewahren“ (Lk 2,51). Dieses Wort zeigt am deutlichsten, wer sie war und wer sie ist, und weswegen wir das heutige Fest feiern.

Die Geschehnisse des Heils und unser Heil sind aufgehoben in ihrem Herzen. Neulich hat jemand formuliert: „Eines Menschen Heimat ist auf keiner Landkarte zu finden – nur in den Herzen der Menschen, die ihn lieben.“ Die Gottesmutter bewahrte nicht nur „alle Geschehnisse des Heils“ in ihrem Herzen, sondern die Auswirkungen auf die ganze Menschheit sind auch ihr Herzensanliegen. Deswegen haben wir Heimatrecht in ihrem Herzen. Gibt uns das nicht Hoffnung und Mut für die Zukunft? Besonders für das kommende Jahr dürfen wir uns ihr anvertrauen, sie ist unsere Mutter, Fürsprecherin und unser Schutz. Wer Lichtblicke der Hoffnung sucht, findet sie bei ihr.

Die Hirten kehrten zu ihren Herden zurück; wir erfahren nichts mehr über sie. Aber die Begegnung mit dem Kind und seiner Mutter hat sicher einen bleibenden Platz in ihrem Herzen gehabt. Daher können wir sagen: Sie kehrten nicht nur zurück, sondern sie machten sich mit dem Neuheitserlebnis neu auf den Weg ihres Lebens. Diesen Funken der Hoffnung nehmen auch wir mit auf dem Weg in das neue Jahr und sind zuversichtlich, dass es ein gutes Jahr wird.

 

P. Ferdinand Demes SVD