Hl. Arnold Janssen, Heiligsprechung

Predigtimpuls

„Und das Wort ist Fleisch geworden...“ (Joh 1,14)

Lesung: Eph 3,8-12.14-19
Evangelium: Joh 1,1-5.9-14.16-18

„Und das Wort ist Fleisch geworden...“ (Joh 1,14)

Das Jahr der Bibel und der heilige Arnold Janssen
„Suchen. Und finden. 2003. Das Jahr der Bibel“. Unter diesem Leitwort wollen die Kirchen im deutschsprachigen Raum in diesem Jahr das Buch der Bücher wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken. Suchen! Aber was suchen wir denn eigentlich?

Der reiche zwanzigjährige Antonius hörte im 3. Jahrhundert im Gottesdienst den
Aufruf Jesu: „Verkaufe alles, was du hast, gib den Erlös den Armen, und dann
komm und folge mir nach!“ (Mk 10,21). Diese Worte trafen ihn derart, dass er
sofort mit ihrer Verwirklichung begann. So wurde er der Vater des Mönchtums. Der nach dem Sinn seines Lebens suchende Augustinus hörte eine Kinderstimme, die ihn einlud: „Nimm und lies!“ Die Begegnung mit dem Gott der Bibel veränderte sein Leben radikal. Er wurde Mönch, Bischof und einer der großen Kirchenlehrer. Und Arnold Janssen? Sein Herz hatte Feuer gefangen von Jesu Wort: „Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat“ (Joh 3,16). Sein Vater, ein wacher Hörer des Wortes Gottes, hatte ihn dazu inspiriert. Jeden Samstagabend hatte er der Familie die biblischen Texte der kommenden Sonntagsliturgie mit Erklärungen vorgelesen. Nach dem Gottesdienst mussten die Kinder berichten, was sie von der Predigt behalten hatten.

Vater Janssen hat gewiss nie davon geträumt, dass die in die Herzen seiner Kinder gesenkten Samenkörner des Wortes durch seinen Sohn zu einem großen Baum werden sollten, einem Baum, dessen Samen durch den Sturmwind des Heiligen Geistes bis zu den Enden der Erde getragen wurde.

Mitverantwortung am Missionsauftrag
Für den jungen Arnold gewannen die Worte von Gottes Liebe zu allen Menschen,
bis zur Hingabe seines einzigen Sohnes, eine stets wachsende Bedeutung. Aus
Dankbarkeit und Gegenliebe wollte er diese frohe Botschaft an möglichst viele
Menschen weitergeben.

Nach seiner Priesterweihe im Jahr 1861 war er 12 Jahre lang Lehrer am Gymnasium in Bocholt und Seelsorger. Seine tiefe Gottverbundenheit drängte ihn, die ganzen Ferien der Verbreitung des Gebetsapostolats zu widmen. Das sind die weltweiten monatlichen Gebetsanliegen des hl. Vaters. Der Glaube an Gottes Liebe zu allen Menschen führte ihn schließlich dazu, all seine Kräfte für die Verkündigung dieser guten Nachricht einzusetzen. Er wollte möglichst viele Mitchristen dafür begeistern. So gab er seine gesicherte Stellung als Lehrer auf und begann in seiner neuen Zeitschrift „Kleiner Herz-Jesu-Bote“ bei den Lesern das Bewusstsein für ihre Mitverantwortung am Missionsauftrag der Kirche zu wecken. Nach Überwindung mancher Widerstände konnte er 1875 in Steyl, Niederlande, ein Haus für die Ausbildung von Missionaren gründen. In Deutschland war das wegen der Kirchenverfolgung im sogenannten Kulturkampf nicht möglich. Aus der Gemeinschaft dieses Missionshauses ging seine erste Gründung mit dem Namen Gesellschaft des Göttlichen Wortes hervor.

Die Liebe für das Wort Gottes im Haus der Familie Janssen wurde nicht nur zu einer Quelle für das persönliche Leben des Steyler Gründers. Auch seine zahlreichen Konferenzen und Exerzitienvorträge zeichnen sich aus durch eine reiche Verwendung der Heiligen Schrift. Und für die zukünftigen Mitglieder der Gesellschaft bestand er auf einer soliden Ausbildung in der Auslegung der Bibel.

Das gilt auch heute noch für die inzwischen mehr als 6 000 Mitglieder seiner ersten Gründung, der SVD. Sie stammen aus 64 Nationen und sind in 69 Ländern tätig. Aber auch die über 3500 Missionsschwestern, die 1889 von ihm ins Leben gerufene Kongregation der Dienerinnen des Hl. Geistes (SSpS), erhalten eine biblisch fundierte Ausbildung. Sie möchten aus dem vom Hl. Geist inspirierten Wort leben und es in den gut 40 Ländern verkünden, wo sie tätig sind. Die vom hl. Arnold 1896 gegründeten, jetzt rund 400 Mitglieder zählenden Steyler Anbetungsschwestern unterstützen diese Bestrebungen mit ihrem Gebet.

Das Wort verpflichtet
In der Tradition Arnolds bemühen sich die Steyler Missionarinnen und Missionare um eine an der hl. Schrift ausgerichtete Pastoral. Auch verbreiten sie jährlich Millionen von Bibeln und Teile der Bibel. Durch neue Übersetzungen der Schrift wollen sie diese möglichst vielen Menschen zugänglich machen. In Zusammenarbeit mit der weltweiten Katholischen Bibelföderation leitet die SVD seit 1987 in Nemi bei Rom den Kurs Dei Verbum (Gottes Wort) für Ausbilder und Ausbilderinnen im biblisch-pastoralen Dienst. Er ist für Laien, Ordensleute und Priester aus aller Welt bestimmt, die bereits im Bibelapostolat tätig sind. Durch Absolventen dieses Kurses sind inzwischen viele Zentren der Bibelpastoral auf diözesaner und nationaler Ebene entstanden.

Ein anspruchsvolles Programm
Der hl. Arnold wusste sehr wohl, dass die Bibel nicht direkte Antworten auf alle Fragen des Lebens bereit hält. Er lebte nach dem Grundsatz, dass wir Gottes Willen normalerweise aus den konkreten Umständen des täglichen Lebens erkennen können, aber im Lichte der biblischen Offenbarung.

Für ihn sprach Gott bereits durch seine wunderbare Schöpfung. Das ist einer der
Gründe für seine geistlichen Söhne und Töchter, sich für ihre Bewahrung einzusetzen.

Aus dem Johannesprolog (Joh 1,9) lernte er, dass Gottes Wort das Licht der Welt
ist, das jeden Menschen erleuchtet. Um die Samenkörner des Wortes in den verschiedenen Kulturen und Religionen entdecken zu können, bemühen sich die
Steyler seit seiner Zeit um gründliche Kenntnis in Anthropologie, Religions- und
Sprachwissenschaft. Das ermöglicht ihnen einen lernbereiten und fruchtbaren
Dialog mit Andersdenkenden.

Arnold war zeitlebens auf ein arbeitsames und schlichtes Leben für sich und die
Mitglieder seiner drei Gründungen bedacht. Dadurch sparte er Mittel für den Dienst  an armen Menschen. Er lebte so nach Jesu Wort in Mt 25,40: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ Er zögerte auch nicht, die Rechte unterdrückter Menschen gegen Kolonialbeamte oder einheimische Obrigkeiten zu verteidigen. So handelte auch sein erster Chinamissionar Josef Freinademetz, der zusammen mit ihm am 5.Oktober 2003 heilig gesprochen wird.

„Indem wir auf das Wort Gottes hören und es leben, werden wir zu Mitarbeitern des Göttlichen Wortes“, so heißt es in der heutigen Ordensregel der Steyler Patres und Brüder. In dieser Anregung steckt ein ganzes Programm, und das wohl nicht nur für sie. Weil die Bibel Erfahrungen vermittelt, die Menschen über mehr als 1000 Jahre hin mit ihrem Gott gemacht haben, kann sie auch unseren Glauben immer wieder neu inspirieren und beleben, wenn wir uns wie der hl. Arnold mit ihrer Hilfe auf die Suche machen, einzeln, im Familienkreis, oder in anderen Gruppen. Wenn wir innerlich still werden, ganz Ohr für das, was Gott einem jeden von uns persönlich sagen will. Die Schrift ist ja ein Buch, das uns Nahrung und Trank sein will und unser Leben in das Bild Christi umgestalten möchte. Es hat auch die Kraft dazu, die Inspiration des Heiligen Geistes.

Dem heiligen Arnold Janssen ist ein solches Leben aus dem Wort Gottes vorbildlich gelungen. Auch wir sind eingeladen, uns vom Wort umgestalten zu lassen, ja gewissermaßen selber zu lebendigen Worten Gottes für andere zu werden, besonders in diesem Jahr der Bibel. Dabei ergeht wohl vor allem von den vielen Menschen in leiblicher und seelischer Not hier in Europa und weltweit ein besonderer Appell an unsere missionarische Mitverantwortung.

„Suchen. Und finden. 2003. Das Jahr der Bibel.“
„Selig, die das Wort Gottes hören und es befolgen!“ (Lk 11,28)
Heiliger Arnold Janssen, bitte für uns!

 

P. Heinrich Heekeren SVD