Heiliger Josef, Bräutigam der Gottesmutter Maria (H)

Predigtimpuls

Gedanken zum Hl. Josef

1. Lesung: 2Sam 7,4-5a.12-14a.16
2. Lesung. Röm 4,13.16-18.22
Evangelium: Lk 2,41-51a
Oder: Mt 1,16.18-21.24a

Gedanken zum Hl. Josef

Beim Fest des Hl. Josef denke ich zunächst an Maria. Als sie erfuhr, dass sie ein
Kind erwartet, hätte sie damals sagen können: „Dieses Kind kann ich allein groß
ziehen. Dazu brauche ich keinen Mann. Hauptsache ich habe ein Kind.“
Anscheinend ist ihr dies nicht in den Sinn gekommen.

Ermutigung zur Verantwortung
Josef, ihr Verlobter macht sich Gedanken über die Zukunft, als er erfährt, dass
Maria ein Kind bekommt, doch nicht von ihm. Er will Maria nicht bloßstellen.
Dann fragt er sich: Soll ich Maria wegschicken? Bei diesen Gedanken erscheint ihm ein Engel im Traum, der Josef ermutigt, zu seiner Frau und dem Kind zu stehen. Obwohl er ja nicht der „Erzeuger“ des Kindes ist, entscheidet er sich, die
Verantwortung für Frau und Kind zu übernehmen.

Josef hatte vielleicht intuitiv an das Kind gedacht. Dieses Kind soll einen Vater
haben. Ich, Josef, lebe aus den Verbindlichkeiten meiner davidischen Vergangenheit. Wenn ich ja sage zu diesem Geschöpf, wird es Leben und Erlösung geben. Aus dem Alten Testament, dem Buch Samuel, hören wir an diesem Festtag des Hl. Josef: „Ich will für ihn Vater sein, er wird für mich Sohn sein.“ Josefs Entscheidung hat etwas mit seinem Glauben und Willen zu tun. Er will seine Verantwortung wahrnehmen und gläubig vertrauend seinen Weg gehen. Josef entscheidet sich gläubig für die Zukunft. Er begleitet seine hochschwangere Frau Maria nach Bethlehem, und als es lebensbedrohlich wird, flüchtet die junge Familie nach Ägypten. Bis zur Pubertät zeigt sich Josef in der Nähe seines Sohnes. In Jerusalem, im Tempel bei den Lehrern, wird die Familie Jesu zuletzt gemeinsam dargestellt. Dann verliert sich jede Spur von Josef.

Seine Zuwendung
Josef hat in der frühen Prägungsphase seinen Sohn begleitet und mitgeprägt. Josef hatte Sinn und Gespür für das Wesentliche. Er nörgelte nicht ständig: „Ich bin doch gar nicht sein richtiger Vater“. Sondern er begriff, dass diese Vaterschaft Glück bedeutet. Oft wurde der Hl. Josef nur als der Nährvater Jesu angesehen, der sich für den Unterhalt der Hl. Familie verantwortlich fühlte. Der Aspekt der emotionalen Zuwendung und Bejahung des Kindes Jesu wurde oft ganz vergessen, obwohl, wie wir heute wissen, dies ganz wesentlich ist für die gesunde Entwicklung eines Menschen.

Ich kann mir vorstellen, dass Maria die Wärme und die Liebe ihres Herzens ihrem Sohn schenkte, während Josef versuchte, Jesus herauszufordern, für das Leben zu ermutigen, wie es eben oft nur Väter tun können. Auf Grund der Zuwendung der Eltern wurde letztlich die Sendung Jesu in die Welt ermöglicht.

Namensgebung als Auftrag
Der Evangelist beschreibt in seinem Evangelium ganz klar die Sendung Jesu und
seinen Auftrag: „Ihm sollst du den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen.“ Diesem Auftrag kann sich Josef nicht verschließen. Er öffnet sich der göttlichen Wahrheit und beginnt einen Weg der Vaterschaft und gelungenen Elternschaft.

In einer Zeit, wo es schwer ist, sich verbindlich und verantwortungsbewusst für das Leben zu entscheiden, können wir heute als Christen auf die Fürsprache des Hl. Josef vertrauen, damit wir unsere Verantwortung im Leben erkennen und auch leben lernen.
 

P. Dr. Ludger Müller SVD