Hl. Petrus und hl. Paulus, Apostel (H)

Predigtimpuls

Gott führt und lenkt

1. Lesung: Apg 12,1-11
2. Lesung: 2Tim 4.6-8.17-18
Evangelium: Mt 16,13-19


Gott führt und lenkt

Heute am Fest der Heiligen Petrus und Paulus werfe ich den Blick auf eine Randfigur in der heutigen Lesung aus der Apostelgeschichte: Die Befreiung des Petrus aus dem Kerker durch einen Engel. Der Engel steht für die Führung Gottes. Der Engel zeigt, dass wirkliche Rettung von Gott kommt. Das Gebet der Gemeinde in äußerster Not bereitet diesen Heils- und Befreiungsweg vor. Kernaussagen dieser Schriftstelle sind: Das Geschenk des Lebens und seine Bewahrung kann nur Gottes Kraft gewähren. Gott hat einen Heilsplan für uns Menschen und greift in die Geschichte der Menschen ein, wenn sie nur inständig beten und bitten.


Einen guten Engel haben
Kaum eine andere religiöse Gestalt erlebt derzeit ein Come-back wie der Engel. Engel werden heute wieder modern. Lange Zeit spielten sie in der Theologie kaum eine Rolle und waren im allgemeinen Bewusstsein wenig präsent. Auf dem heutigen Büchermarkt finden wir aber wieder zunehmend Schriften, die sich mit ihnen beschäftigen. Auch in Kunst und Musik sind sie wieder auf dem Vormarsch.

„Da hatte ich aber einen Schutzengel“ oder „er war mir ein guter Engel”, sagt einer, der aus Gefahr gerettet wurde und viel zu danken hat. Der Ausspruch: „du bist ein Engel” für jemanden, der aus freien Stücken einen Gefallen tut, klingt schon sehr viel salopper und oberflächlicher. Mutter Teresa war als „Engel von Kalkutta” bekannt. Als profanisierter Engel gewann Lady Diana in den Medien und in vielen Herzen an Raum. Franz Beckenbauer, dem „Kaiser” aller Fußballer, kommt in Presseberichten mitunter der Titel „Lichtgestalt” zu, was die  ssoziation zum Engel aufkommen lässt. Werden Menschen als Engel gesehen, glaubt man, dass solchen Personen etwas „Übernatürliches”, etwas „Wunderbares” anhaftet.

Wenn wir einen Menschen als Engel bezeichnen, dann meinen wir: „Es ist gut, dass du da bist“, „deine Nähe tut gut“, „bei dir fühle ich mich in guter Gesellschaft“. Wenn wir zu einem kleinen Kind sagen: „du bist mein kleiner Engel”, dann kommt vielleicht das Unschuldhafte, was dem Image der Engel anhängt, zum Ausdruck. Engel schauen doch stets das Angesicht Gottes: Unverdorbenheit, Reinheit, Jungfräulichkeit, Transparenz, Ehrlichkeit und Eindeutigkeit sind klassische Eigenschaften. Ironisch auf die Schippe nehmen wir aber diese Tatsache, wenn wir von einem „Unschuldsengel” reden. Diese Bezeichnung will vielmehr sagen, dass dieser jemand durchschaut oder wirklich hoffnungslos naiv ist.

Der Glaube an Engel ist nicht Kern christlicher Botschaft. Umstritten ist bei manchen Theologen, was Engel eigentlich sind: Menschen, eine Kraft Gottes, wirkliche Geistwesen, die im Auftrag Gottes seine Botschaft überbringen oder Ergebnis eines Mythos’. In der Bibel sind Engel Boten Gottes. Sie verkünden Gottes Botschaft und schenken in seinem Namen Hilfe und Befreiung. Sie stehen für Gottes heilsame Gegenwart.

Vielleicht ist es einfacher, nicht über das Wesen der Engel nachzudenken, sondern von ihren in der Bibel beschriebenen Aufgaben und Diensten auszugehen. Eine Ordensgemeinschaft wirbt derzeit auf einem ihrer Prospekte mit dem Slogan: „Wir sind keine Engel, wir tun nur ihren Job.” Was tun also Engel?


Engel als Wegbegleiter                                                                                                    Eine der vielfältigen Aufgaben der Engel besteht in der Begleitung von Menschen. In der heutigen Lesung aus der Apostelgeschichte hören wir von der Befreiung des Petrus aus dem Kerker durch Gottes Engel. Der Engel erhellt den Raum. Licht durchflutet den Kerker. Es heißt dann, der Engel wecke Petrus auf, die Ketten an Petrus’ Händen fallen ab. Der Engel gibt Rat – sagt Petrus, was zu tun ist. Wunderbar ist seine Rettung: Unbehelligt gehen sie an den Wachen vorbei und die Tür öffnet sich, wie von selbst.

Auch Jesus erfuhr in seiner Lebensgeschichte die Begleitung von Engeln. Schon ab dem Zeitpunkt der Verkündigung, das Gloria bei den Hirten, die Warnung an Josef im Traum, nach Ägypten zu fliehen, in Momenten der Versuchungen bis hin zum glorreichen Ende, als Engel Jesus als den auferstandenen Christus verkünden. Engel also auch für uns Christen als Begleiter?

In wichtigen Momenten stehen sie uns bei. Sie gehen mit und begleiten uns Menschen. Auch am Ende unseres Lebens werden Engel als Geleit zu Gott angerufen, wenn in einer Antiphon auf dem Weg von der Totenhalle zum Grab gesungen wird: „Zum Paradies mögen Engel dich geleiten, die heiligen Märtyrer dich begrüßen und dich führen in die heilige Stadt Jerusalem. Die Chöre der Engel mögen dich empfangen, und durch Christus, der für dich gestorben, soll ewiges Leben dich erfreuen.” Engeln ist es aufgetragen, Menschen zu begleiten, damit auch wir in den Lobgesang Gottes einstimmen, worin wir unser Glück finden. Menschen sind deshalb nicht von allen guten Geistern verlassen, vielmehr wird unser Alltag von einer Wirklichkeit durchdrungen, in der wir aufgefangen und geborgen sind, vorausgesetzt, wir öffnen uns dieser Realität.

Am heutigen Fest der Apostel Petrus und Paulus soll es uns Ansporn sein, uns wie Petrus auf den Engel Gottes einzulassen, der auch in unserem Leben wirkt. Petrus erkannte Jesus als den Messias, den lebendigen Sohn Gottes. Als erster Führer der Christen in der Frühzeit, ließ Petrus sich selbst leiten von Gottes Kraft und folgte Gottes Ratschluss. – Tun wir es ihm gleich.
 

Dr. Wolfgang Holzschuh, Diakon