Dreifaltigkeitssonntag (H)

Predigtimpuls

Gestern, heute und in Ewigkeit

1. Lesung: Dtn 4,32-34.39-40
2. Lesung: Röm 8,14-17
Evangelium: Mt 28,16-20


Gestern, heute und in Ewigkeit

Jede Feier der Liturgie, vor allem die Eucharistiefeier – auch die, zu der wir uns hier versammelt haben – lebt von und in der Spannung zwischen Vergangenheit und Zukunft. Hier wird die Vergangenheit, vor allem Tod und Auferstehung des Herrn, gefeiert. Dabei ragen unsere Gegenwart und die Zukunft ebenfalls in die Feier hinein, die somit zum „Heute Gottes“ wird. Das drückt deutlich der Ruf aus, der in der Mitte des Geschehens erklingt: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.“ Auch die Texte des Wortgottesdienstes haben das deutlich gemacht.


Mose
Mose redet sein Volk an; der Text wird ihm in den Mund gelegt, obwohl er erst im babylonischen Exil (Mitte des 6. Jh. v.Chr.) entstand. Gott wird vorgestellt als der Schöpfer der Welt und damit auch der Menschen. Israel soll forschen, nachdenken, ob jemals etwas war, was nicht auf diesen Gott zurückgeht, ob jemals größere Worte zu einem Volk gesprochen wurden als zu Israel, das Jahwe sich zu eigen erwählt hat. Dieses Sprechen geschah „aus dem Feuer im Donner“ und doch blieb Israel am Leben. Hat Gott nicht sein Volk aus dem Sklavenhaus Ägypten „mit starker Hand und hoch erhobenem Arm“ herausgeführt?

Dieses Forschen soll zur Umkehr führen: „Heute sollst du erkennen und dir zu Herzen nehmen: Jahwe ist der Gott im Himmel droben und auf der Erde unten.“ Die Konsequenz des „heute“ ist ein Bekenntnis zum Befreier Jahwe, dem einzigen und ausschließlichen Gott. Diese Erkenntnis gilt es, für die Zukunft ernst zu nehmen. Folge der Befreiung ist das Erbe des Landes, des Raumes, in dem andere Bedingungen, Strukturen und Lebensweisen herrschen sollen als dort, woraus Gott befreite. Diese Strukturen sind festzumachen in den lebensspendenden Weisungen des Herrn.

Psalm 33, der Antwortpsalm, meditiert die Lesung und greift im Kehrvers den Dank über die Großtaten Gottes auf: „Selig das Volk, das der Herr sich zum Erbteil erwählt hat.“

Paulus
Im Römerbrief greift Paulus den Gedanken des „Sklaveseins“ auf. Durch die Taufe sind wir aus diesem Bereich befreit. Wir brauchen also vor niemandem und vor nichts mehr Furcht zu haben. Da ein Herrschaftswechsel stattgefunden hat, hat selbst der Teufel keine Macht mehr über uns. Im Sakrament hat uns der Vater durch seinen Sohn den Heiligen Geist geschenkt. Wer diesen Geist in sich wirken lässt, ihn also nicht als statischen Besitz betrachtet, ist Tochter und Sohn Gottes, gehört also zur Familie Gottes, er darf vertrauensvoll „Abba, Vater“ sagen. Mit dieser Zugehörigkeit ist auch die Erbschaft geschenkt: „Wir sind Erben Gottes und sind Miterben Christi, wenn wir mit ihm leiden, um mit ihm auch verherrlicht zu werden.“ Hier wird also wieder die Zukunft angesprochen, die auf uns wartet, die aber schon jetzt ihre Bedeutung hat.

Der Hallelujavers fasst das Wirken des dreifaltigen Gottes in der Taufe so zusammen: „Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Ehre sei dem einen Gott, der war und der ist und der kommen wird.“


Jesus                                                                                                                                     Der dreieinige Gott in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft begegnet uns auch im dritten Text – man könnte auch sagen: im vierten Text, denn mancher Liturgiker rechnet den Psalm als Lesung – des heutigen Wortgottesdienstes, der die letzten Verse des Matthäusevangelium beinhaltet. Jesus, der Auferstandene, offenbart sich seinen Jüngern als der Menschensohn, dem alle Macht übertragen ist. Aus dieser Vollmacht heraus gibt er ihnen den Auftrag, in alle Welt zu gehen und alle Menschen zu seinen Schülern zu machen. Sie sollen sie taufen „auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Wer getauft ist in den Tod Christi hinein, der wird alles halten, was er geboten hat. Und er kann sich auf das Versprechen Jesu verlassen: „Seid gewiss: ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ Hier schließt sich übrigens der Kreis des Matthäusevangeliums. In 1,23 wird für Jesus der Name Immanuel genannt und dann gedeutet: „Das heißt übersetzt: Gott ist mit uns.“

Wir haben die Texte des Wortgottesdienstes am heutigen Dreifaltigkeitssonntagbedacht, und nachvollziehen dürfen, was Gott an uns getan hat, wie nah er uns ist– gerade auch in dieser Feier – und dass er selbst unsere Zukunft ist. Wir wollenihm von Herzen danksagen und unser ganzes Leben nach ihm ausrichten.

 

P. Dr. Winfried Glade SVD