Heiligstes Herz Jesu (H)

Predigtimpuls

Sich von Gottes Liebe erfüllen lassen (vgl. Eph 3,8-12.14-19)

1. Lesung: Hosea 11,1.3-4.8a.c-9
2. Lesung: Eph 3,8-12.14-19
Evangelium: Joh 19,31-37


Sich von Gottes Liebe erfüllen lassen (vgl. Eph 3,8-12.14-19)

Positive Gedanken heilen
Die meisten von uns würden Medikamente ablehnen, von denen bekannt ist, dass sie schwer wiegende Nebenwirkungen haben. Aber in Bezug auf unsere Gedanken sind wir meist nicht so wählerisch. Dabei spüren wir: Negative Gedanken wie Wut, Angst, Verzweiflung, Hass, Unversöhnlichkeit vergiften unseren Körper. Die Venen verengen sich, der Blutdruck steigt.

Das beste Gegenmittel wäre das, was ein Herz erweitert. Das können liebevolle Gedanken sein, verzeihende, vertrauende. Solche Gedanken heilen, laden positiv auf, heben die Flügel der Seele, stärken unser Immunsystem.


Mit den Augen der Liebe sehen
Wer Berichte über Ureinwohner kennt, gleich ob aus Amerika, Australien oder Afrika, kann diese Stämme nicht als primitiv abtun. Im Gegenteil: Wir sind überrascht, wie viel Weisheit ihnen innewohnt. Wir hören ein Beispiel:

Wenn ein Stammesmitglied der Babemba aus Südafrika ungerecht gewesen ist oder unverantwortlich gehandelt hat, wird es in die Dorfmitte gebracht, aber nicht daran gehindert, wegzulaufen. Alle im Dorf hören auf zu arbeiten und versammeln sich um den „Angeklagten“. Dann erinnert jedes Stammesmitglied, ganz gleich welchen Alters, die Person in der Mitte daran, was sie in seinem Leben Gutes(!) getan hat. – Sie haben richtig gehört: Was sie im Leben Gutes getan hat!

Alles, an das man sich in Bezug auf diesen Menschen erinnern kann, wird in allen Einzelheiten dargelegt. Alle seine positiven Eigenschaften, seine guten Taten, seine Stärken und seine Güte werden dem „Angeklagten“ in Erinnerung gerufen. Alle, die den Kreis um ihn herum bilden, schildern dies sehr ausführlich.

Die einzelnen Geschichten über diese Person werden mit absoluter Ehrlichkeit und großer Liebe erzählt. Es ist niemandem erlaubt, das Geschehene zu übertreiben, und alle wissen, dass sie nichts erfinden dürfen. Niemand ist bei dem, was er sagt, unehrlich oder sarkastisch. Die Zeremonie wird so lange fortgeführt, bis jeder im Dorf mitgeteilt hat, wie sehr er diese Person als Mitglied der Gemeinde schätzt und respektiert. Der ganze Vorgang kann mehrere Tage dauern. Am Ende wird der Kreis geöffnet, und nachdem der Betreffende wieder in den Stamm aufgenommen worden ist, findet eine fröhliche Feier statt.
(Gerald G. Jampolsky, Verzeihen ist die größte Haltung, Integral by Ean Ullstein Liest Verlag, München 2000, S. 140-42)


Der Glaube an das Herz Jesu verpflichtet
Wenn schon einfache Menschen fähig sind, mit den Augen der Liebe Probleme zu lösen, muss das uns Christen beschämen – wie manchmal in der Nachbarschaft, wenn wir von Menschen hören, die nicht in die Kirche gehen, aber sich beispielhaft bei einem Pflegefall oder einem behinderten Kind einbringen.


Den Tag anders beginnen
Ich weiß nicht, wie Sie morgens aufstehen: durch Radiowecker, im letzten Moment, launisch oder beschwingt. Könnte nicht ein kurzes Verweilen auf der Bettkante einen ganzen Tag anders polen, wenn er mit Gedanken der Liebe, der Dankbarkeit und des Glaubens begonnen wird? Ich erinnere mich dankbar, dass ich leben darf, dass meine Sinne noch funktionieren, dass einer mit mir gehen will. Und hier darf ich mir auch das geöffnete Herz Jesu vorstellen, der sich verteilte, der meine Wunden heilen kann und der mir die Flügel der Seele für diesen Tag heben will. Seine beispiellose Liebe will anstecken.

Die Lesung sagte: Durch Glaube (= Vertrauen) und Liebe wohne Christus in unseren Herzen.. So werden wir mehr und mehr von der ganzen Fülle Gottes erfüllt (Eph 3,17-19). Das wünsche ich uns allen.

 

Pfr. Willi Hoffsümmer