20. Sonntag im Jahreskreis (B)

Predigtimpuls

Ich bin das Lebendige Brot

1. Lesung: Spr 9,1-6
2. Lesung: Eph 5,15-20
Evangelium: Joh 6,51-58


Ich bin das Lebendige Brot

Hunger - Geißel der Menschheit
Auch im so modernen und fortschrittlichen 21. Jahrhundert ist der Hunger eine Geißel der Menschheit geblieben. Es mag durchaus sein, dass wir das an den
Fleischtöpfen in unserem Lande kaum wahrnehmen. Höchstens bei angeordneten Sammlungen für die kirchlichen Hilfswerke, bei aktuellen Katastrophen oder entsprechenden Bildern im Fernsehen.

Hunger in der Welt: Liegt das daran, dass dem Schöpfer die Kraft ausgeht, dass die Erde nicht genug hervorbringt? Es liegt daran, dass bis in unsere Tage hinein die Menschheit nicht in der Lage ist, die „Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit“ gerecht zu verteilen. Was für ein Armutszeugnis! Nur mit größter Mühe vermögen wir die schlimmsten Hungerlöcher zu stopfen. Wieviel Menschen könnten von dem leben, was bei uns in die Tonnen wandert. Allen voran von den Tellern in den Gaststätten und den Urlaubshotels. Was da zu sehen ist, könnte einem den Magen umdrehen!

Der Platz für Gott wird in unserer Gesellschaft immer enger. Die Betroffenen der
Ausgrenzung Gottes sind Menschen. Das erleben wir auf Schritt und Tritt. Wir
beklagen es lauthals. Aber je weiter wir uns von dem liebenden Gott entfernen, desto kälter wird es in der Menschheit. Das könnten wir inzwischen begriffen haben. Die Wirklichkeit zeigt ein anderes Bild. Die Ehrfurcht vor dem täglichen Brot ist in unserer Überflussgesellschaft schlicht verloren gegangen. Was geht mich der Hunger in der Welt an, wenn ich doch alles jederzeit haben kann! Wo ist der Mangel?


Ohne das tägliche Brot kann der Mensch nicht sein
Nicht umsonst hat Jesus uns gelehrt, Gott um das tägliche Brot zu bitten. Das ist kein Aufruf zum Aufbau eines Schlaraffenlandes. Gott tut das Seine. Das entbindet uns nicht davon, das Unsere zu tun. Nach der wunderbaren Speisung hat Jesus sich nicht zum König ausrufen lassen, zum Versorgungskönig. Der Mensch selber trägt Verantwortung für sein Leben und das Leben von vielen. Wenn wir nicht im Sinne Gottes miteinander umgehen, kann es katastrophal werden. „Jeder denkt an sich, nur ich denke an mich!“ Das ist die Bankrotterklärung der menschlichen Gesellschaft. Ohne Ausrichtung auf Gott kann sie nicht sein.


Das Brot, das ICH geben werde
Eine letztendlich befriedete Welt kann es nur in einer auf den Gott des Lebens
ausgerichteten Gesellschaft geben. Das ist mit Worten allein, und werden sie noch so ernst genommen, nicht zu schaffen. Entscheidend ist, dass Gott in uns lebt. Gott ist nicht ein Gott auf Zeit, der wie wir einmal sein Ende findet. Gott ist Gott in Ewigkeit, der will, dass es auch mit dem Menschen nicht irgendwann, irgendwo, irgendwie zu Ende geht. Gott will den Menschen in Ewigkeit. Also ist es notwendig, dass Gottes unsterbliche Lebenskraft im Menschen pulsiert. Es genügt nicht, dass Gott zu den Menschen kommt, ihnen so nahe kommt wie möglich. Gott muss in den Menschen kommen. Darum will er in uns leben.

„Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, ich gebe es hin für das Leben
der Welt.“ Jesus hat Wort gehalten. Er hat sein Leben für das Leben der Welt gegeben. Sein Leben wurde nicht ausgelöscht durch den Tod am Kreuz. Seine
Auferstehung signalisiert uns: „Gott ist unsterblich!“ Wir sind es mit ihm, wenn er in uns lebt. Leben lebt entscheidend vom Dienst. Dienst am Leben aus unsterblicher Liebe zum Menschen, das will uns das Leben Jesu aufzeigen.


Christen sind keine Kannibalen
„Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben?“ Die Frage der Juden treibt auch uns um. „Wer mich isst, wird durch mich leben.“ Die Liebe Gottes macht das möglich, unter den schlichten Zeichen des Brotes. In Kalorien gezählt, ist das wirklich nicht der Rede wert. Aber wenn der Herr mit seiner ganzen Lebenskraft unter diesem Zeichen in den Menschen einzieht, dann geschieht das Wunderbarste, was uns geschehen kann. Gott lebt in uns!

Es gibt ein Wort aus unseren Tagen. In unserem Zusammenhang ist es unpassend, aber es macht etwas deutlich. „Das muss ich mir reinziehen!“ Was zieht man sich heute nicht alles rein, um die sogenannte Lebensqualität zu steigern. Sich mit dem „lebendigen Brot, das vom Himmel herabgekommen ist“, die Lebenskraft Gottes reinzuziehen, das ist es, was der Mensch in letzter Konsequenz braucht.

Der Apostel Paulus sagt das aus eigener Erfahrung so: „Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir.“ Wir leben aus einer nahezu unglaublichen Liebe Gottes zu uns. Gott rückt uns nicht nur auf den Leib. Er rückt uns in den Leib. Seine Lebenskraft verwandelt die Menschen. Er macht sie fähig, die Welt und das Leben in seinem Sinne zu gestalten. Er bewirkt das „Einssein“ der Menschen mit Gott und untereinander. Es geht nicht nur um einen Platz Gottes in der Welt . Es geht um seinen Platz in uns. Das holt den Menschen auf die Höhe Gottes.

 

Pfr. Klaus Mucha