Predigtimpuls
Jesus, der König
1. Lesung: Dan 7,13-14
2. Lesung: Offb 1,5-8
Evangelium: Joh 18,33b-37
Jesus, der König
Jesus steht vor Pilatus.
In der Stunde seiner größten Erniedrigung sagt Jesus von sich: „Ich bin ein König.“ Was ist das für ein König, der da gefesselt vor Gericht steht, dessen Tod vom Volk gefordert wird! In wenigen Stunden stirbt er qualvoll am Kreuz?!
Es ist klar, dass sich hier kein „normaler“ König zu seiner Macht bekennt. Es ist ein König der besonderen Art: Gottes Sohn, der Mensch wurde, um für die Wahrheit Zeugnis abzulegen. Er wird der Bezugsmensch für die, die aus der Wahrheit sind und deswegen auf seine Stimme hören. Auf seine Stimme hören heißt, ihm nachfolgen.
Als Jesus Brot vermehrt hatte und die Menge satt geworden war, da wollten die
Menschen Jesus zum König machen. Damals hat er sich dem Versuch entzogen
(vgl. Joh 6, 14f.). Jetzt vor Pilatus kann seine Sendung nicht mehr missverstanden werden. Könnte er eindringlicher klar machen, dass es ihm nicht um Macht und Position, nicht um eigene Interessen geht?
Worum geht es ihm?
Wie zeigt sich seine Herrschaft? Wo ist sein Reich? Sein Reich ist nicht von dieser
Welt. Dann hätten seine Diener für ihn gekämpft, dann wäre er nicht in diese
Situation gekommen. Es ist nicht „in“ der Welt, auch nicht „von“ dieser Welt. Jesu Reich hat eine andere Herkunft, ist von anderer Art als menschliche Reiche. Sein Thron ist das Kreuz. In ihm offenbart sich die Wahrheit.
Sein Wesen ist die Selbsthingabe, nicht die Selbstbehauptung. Er sagt nicht: „Ich
setze mich durch“, sondern: „Ich setze mich ein!“ Es geht ihm nicht um sich selbst, sondern um uns. Er fordert nicht für sich, sondern gibt. Er dient, statt sich bedienen zu lassen. All das gilt es nachzuvollziehen.
Nachfolge ist gefragt, nicht Nachhilfe, in dem Sinne, dass wir meinen, wir müssten der Sache Jesu mit Gewalt zum Durchbruch verhelfen. Jesu Weg durchkreuzt das Spiel mit der Macht. Kirche Christi ist dort, wo sie für andere einsteht, wo sie den Armen hilft, den Rechtlosen beisteht und sich um Fremde und Heimatlose kümmert. „Was ihr dem geringsten meiner Brüder (und Schwestern) getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25, 40).