Auferstehung des Herrn (H) – Die Feier der Osternacht

Predigtimpuls

„Wir glauben, dass wir mit ihm leben werden“

1. Lesung: Gen 1,1-2,2
2. Lesung: Gen 22,1-18
3. Lesung: Ex 14,15-15,1
4. Lesung: Jes 54,5-14
5. Lesung: Jes 55,1-11
6. Lesung: Bar 3,9-15.31-4,4
7. Lesung: Ez 36,16-17a.18-28
Epistel: Röm 6,3-11
Evangelium: Mt 28,1-10

(Die Predigt nimmt Bezug auf die Osterkerze, die u.a. auch geziert ist durch die
Symbole des Lammes, der Fische und der Taube als Symbol des Heiligen Geistes. Kinder haben verzierte Ostertischkerzen auf den Rand des Altares gestellt).


„Wir glauben, dass wir mit ihm leben werden“ (Röm 6,8)

Liebe Festgemeinde! Liebe Nachfolger des Auferstandenen!
Paulus hat es besser gesagt, als ich es sagen kann: „Wir glauben, dass wir mit
ihm leben werden!“ – Wir werden gleich dem Bösen widersagen und unseren
Glauben an den Lebenden bekennen. In Wort und Lied, in Sprache und
Musik haben wir bereits miterleben können, was wir in dieser Nacht feiern.
Wir werden mit ihm leben, sagt Paulus. Die Mächte des Todes, der Finsternis,
der Unfreiheit, der Zwänge, der Sklaverei, der Furcht haben ausgespielt.
Auch die haben ausgespielt, die sich als Mächtige aufspielen und versuchen,
Furcht einzujagen.

Die Nacht muss dem Lichte weichen.
Wir haben die Osterkerze entzündet, die nun bei uns bleiben wird als sprechendes Symbol, wann immer wir die Kirche betreten und in der Kirche verweilen. Wir werden sie entzünden bei den Feiern unseres Glaubens, in Bereitschaft, das Licht zu übernehmen, das von dem kommt, der gesagt hat:
„Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ (Joh 8,12)

Lassen wir die neue Osterkerze sprechen:

1. Sie leuchtet.
Sie verbreitet Helle in einer Zeit, in der wir, mit vielen Menschen, am Dunkel leiden.
Wenn die Sonne fehlt, ist es aus mit dem Leben. Auch dieses Dunkel, in dem
Menschen sich den Tod wünschen, ist uns heute nicht mehr fremd. Todbringende Finsternis. Auch Bomben verbreiten Licht, wenn sie explodieren. Aber sie hinterlassen
eine Finsternis, die grässlicher ist als das, was vorher war. Wir feiern ein anderes Licht. Wir feiern den lebenden Herrn, der auferstanden ist, damit wir Leben in Fülle haben. Jeder, der in den Bannkreis dieses Lichtes kommt, soll teilhaben an dieser Lebensfülle. Er ist für uns Licht der Welt geworden, damit wir selber für andere zum Licht werden: „So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater preisen, der im Himmel ist“ (Mt 5,16).

2. Die Kerze leuchtet nur wenn sie verbrennt.
Sie wird kleiner werden. Das Wachs wird schmelzen. Sie erinnert an den, der sein
Leben hingegeben hat für uns, dessen Lebensinhalt war, sich hinzugeben für andere, für andere da zu sein. Wir feiern seine Hingabe in jeder Hl. Messe. Deswegen ist auch die Messe für die Nachfolger Jesu unverzichtbar. Jesus hat gewusst, was er sagte, als er den Seinen den Auftrag gab: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ (1Kor 11,24).

„Wir glauben, dass wir mit ihm leben werden“, sagt Paulus. Wir leben mit ihm,
wenn Jesu Hingabe sich in unserem Leben wiederholt. Die brennende, sich verzehrende Kerze ist auch ein Zeichen unserer Hingabe; Symbol der Hingabe der Nachfolger Jesu.

3. Die Symbole auf dieser Kerze, die ich nicht im einzelnen erläutere, sind in rot und gold gehalten. Unsere Kinder, die ihre Osterkerzen verziert haben, die wir auf unserem Altar sehen, wissen um die Symbolkraft dieser Farben. Rot ist die Farbe der Liebe. „Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt“ (Joh 13,34; 15,13).

Auf die Hingabe seines Lebens weisen die 5 Weihrauchkörner hin: sie erinnern an die 5 Wundmale Jesu. Sie sind das Erkennungszeichen Jesu für die Jünger nach der Auferstehung: „Wenn ich nicht die Wundmale sehe, glaube ich nicht“, sagt Thomas (Joh 20,25). Auch die Nachfolger Jesu werden sich im Dienst am Menschen Wunden zuziehen. Auch wir werden als Jünger Jesu erkannt, wenn wir den Leidenden nicht aus dem Wege gehen, sondern wenn wir bereit sind, mitzuleiden. „Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen“ (Gal 6,2), – so heißt es bei Paulus. Paulus wird einmal im Namen der jungen Christen sagen: „Die Liebe Christi drängt uns“ (2Kor 5,14). Das Feuer der Liebe ist in der ganzen Welt nicht mehr aufzuhalten, weil es von Gott ausgeht. Die Farbe Gold erinnert an Gott, der unsere Wege mit uns geht und in uns lebt.

Auch die Jahreszahl 2003 weist auf Jesus hin. Denn für uns ist diese Jahreszahl nicht die Zahl der üblichen Zeitrechnung (common era). Für uns ist es ein Jahr, das auf Jesus Christus hinweist, weil wir 2003 Jahre zählen seit seinem Kommen in unsere Welt; weil mit ihm eine neue Zeit begonnen hat.

Er ist Alpha und Omega, der Anfang und das Ende. Wenn er am Anfang bei uns war und ist, ist er auch am Ende da. Das ist ein großer Trost bei allen Belastungen unseres Lebens, die wir erfahren und durchmachen. Weil er bei uns ist, brauchen wir nie zu verzagen. Deshalb lassen wir auch unsere Kinder taufen. Weil wir sie ihm anvertrauen wollen. Er ist das Ziel unseres Lebens. Die Kerze sagt uns: verliert dieses Ziel nie aus Euren Augen! Er soll einmal das letzte Wort haben in unserem Leben.

Das Lamm, das wir in der Mitte sehen erinnert an Jesus, der sein Leben hingegeben hat für uns. Es wird für die Nachfolger Jesu zum Wahrzeichen Jesu. Im letzten Buch unserer Hl. Schrift wird geschildert, wie im Himmel eine neues Lied gesungen wird auf das Lamm. Jesus Christus hat aus allen Nationen und Völkern Menschen erworben, die Gott preisen und anbeten.

Die zwei Fische erinnern ebenfalls an Jesus. Der Fisch war ein Geheimzeichen für die Christen in der Zeit der Verfolgung. Die Buchstaben des griechischen Wortes für Fisch bedeuten: Jesus, Christus, Gottes Sohn, Erlöser. Ob wir einen Fisch am Rockaufschlag tragen oder als Aufkleber auf unserem Auto ist sekundär. An unserem Leben sollten die Menschen erkennen, dass wir zu Jesus Christus gehören.

Und schließlich erinnert die Taube ganz oben an den Heiligen Geist. Jesus hat sich vom Geist führen lassen. Lassen auch wir uns vom Geist führen, dann sind wir gut dran. Der Auferstandene ist seinen Jüngern erschienen, hat den Friedensgruß gesprochen, und dann heißt es: „Er hauchte sie an und sprach: Empfanget den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben...“ (Joh 20,22f). Christen sind Geistträger. Und als Geistträger Stifter der Versöhnung, des Friedens, der Einheit. „Der Geist wird Zeugnis für mich ablegen, und auch ihr werdet Zeugnis für mich ablegen“ (Joh 15,26f). So macht uns die Osterkerze auch auf unsere Sendung aufmerksam. Danken wir dem Herrn, dass er uns vorausgeht, und dass er, wie er gesagt hat, bei seinen Sendboten bleiben will bis ans Ende der Welt (vgl. Mt 28,20). Amen.

 

P. Adalbert Schaller SVD