3. Sonntag in der Osterzeit (B)

Predigtimpuls

Alles soll neu werden!

1. Lesung: Apg 3,12a.13-15.17-19
2. Lesung: 1 Joh 2,1-5a
Evangelium: Lk 24,35-48


Alles soll neu werden!

50 Tage lang
Die Liturgie feiert Ostern 50 Tage lang – bis zum Pfingstfest, weil eben das
Auferstehungs-Ereignis so entscheidend ist für unseren christlichen Glauben!

Letzten Sonntag haben wir bedacht, dass mit Ostern nicht alle Probleme behoben
sind; noch immer gibt es Not, Sorgen, Schicksalsschläge und auch den Tod. Aber
Ostern gibt uns die Hoffnung, dass Kreuz und Leid und der Tod nicht das letzte Ziel sind, auf das wir hinsteuern, sondern GOTT will unser Leben, unsere Erfüllung – über alles Leid und über den Tod hinaus.

Die biblische Botschaft dieses 3. Sonntags der Osterzeit stößt eine weitere
Konsequenz an, was Ostern bedeutet: Mit Halleluja-Singen und Osterjubel über die Auferstehung Christi ist es nicht getan; Ostern soll zur Folge auch den Aufbruch, den Neubeginn haben, uns noch zielbewusster für das Gute einzusetzen, den Glauben zu wagen – als Zeichen der Hoffnung und vor allem im Blick auf den auferstandenen Herrn, der Sünde und Tod überwunden hat.

Umkehr und Neuanfang
Es ist von daher sicher kein Zufall, dass in den heutigen Schrifttexten ein Wort
auftaucht: Bekehrung!

In seiner Pfingstpredigt redet der Apostel Petrus seinem Volk, den Juden, ins
Gewissen. Zunächst baut er ihnen eine Brücke, indem er denen, die zur Verurteilung und letztlich zum Todesurteil über Jesus beigetragen haben, zugesteht, dass sie aus Unwissenheit gehandelt haben – wie ihre Führer. Jetzt aber, so rüttelt er sie auf, jetzt sollen sie sich besinnen, umkehren und Buße tun, „damit eure Sünden getilgt werden“. Und durch die Umkehr sollen auch sie teilhaben dürfen an der Auferstehung und Lebensfülle Christi, des Auferstandenen: Petrus macht hier seinen Landsleuten, mit denen er sich noch immer im Glauben verbunden weiß, bewusst, dass es bei Gott nie zu spät ist umzukehren. Buße bedeutet im biblischen Sinn ja vor allem: sich bewusst GOTT zuwenden, zum Bund mit Gott stehen, sich neu am Willen Gottes ausrichten. Und da wir Menschen zu allen Zeiten versucht sind, unsere eigenen, oft so kurzsichtigen Wege zu gehen und unser Lebensziel aus dem Blick zu verlieren, ist immer wieder Umkehr und Neuanfang nötig, auch nach Ostern!

Mit neuen Augen
Im heutigen Evangelium ist es der auferstandene Herr selber, der den Jüngern seinen Kreuzweg und seine Auferstehung deutet, um sie dann aufzufordern, allen
Völkern, angefangen in Jerusalem, zu verkünden: „...Sie sollen umkehren, damit
ihre Sünden vergeben werden.“ Und der Herr fügt hinzu: “Ihr seid Zeugen dafür!“ Immer wieder diese Aufforderung zur Umkehr und zur Buße. Im Griechischen heißt der Aufruf zu Umkehr und Buße: „Metanoia.“ Das bedeutet: umdenken, anderen Sinnes werden. Es geht also nicht so sehr um ein schlechtes Gewissen, das man haben soll, um eine Art Selbsterniedrigung, sondern um Aufbruch, Neubesinnung, sich eine neue Sichtweise zunutze machen. Natürlich ist die Einsicht, ja sogar das Sich-Schämen über Fehler und Schuld oft der Anstoß zu einem Neubeginn, wo ich spüre: Hier laufe ich vor mir selber davon. Aber solche Gefühle sind eben nicht die alleinige Voraussetzung für die Umkehr.

Vergebung der Sünden
Doch kehren wir zurück zu unseren Schriftworten. Es ist sicher kein Zufall, dass
Jesus seinen Jüngern am Abend seiner Auferstehung den Auftrag zur
Sündenvergebung gibt: ER haucht sie an, spricht ihnen den Hl. Geist zu und trägt
ihnen auf: „Wem ihr die Sünden erlasst, dem sind sie erlassen...“ Hier wird doch
deutlich, dass GOTT durch Christus in seiner Auferstehung einen Neubeginn der
Heilsgeschichte macht: Gott macht den Anfang, er vergibt die Sünden. So wirkt
sich für uns Ostern aus: Alles soll neu werden!

Veränderung zum Besseren
Umkehr, sich bekehren heißt: sich Gott zuwenden, und seit Ostern: an Christus
glauben. Diese Bekehrung, so denken wir, liegt hinter uns. Wir haben gesagt: „Ich
glaube!“ Wir haben es in der Osternacht neu gesagt. Aber das Taufbekenntnis ist
auch ein Taufversprechen, ein Gelöbnis, und wir haben Mühe, das vorausgeschickte Wort einzuholen durch die Tat unseres täglichen Lebens. Bekehrung bedeutet Veränderung zum Besseren.

Ob wir diese Veränderung nicht immer wieder nötig haben? Mir scheint: In dieser schnelllebigen Zeit geht uns auch so schnell etwas verloren, was wir bei ruhigem Nachdenken durchaus für wichtig und notwendig halten. Das Problem besteht meistens darin, wie wir solche wichtigen Dinge im Alltag unterbringen, etwa Gebet und Gottesdienst oder einen kleinen Augenblick des Nachdenkens; oder wann wir uns Zeit nehmen für ein gutes Gespräch mit den Allernächsten; oder wo wir auch in unserer Umgebung eine Not bemerken, in der wir helfen sollten. Oder wie können wir sonst jemandem ein Zeichen österlicher Hoffnung geben?

Es ist gut, dass Ostern nicht an einem Tag vorbei ist, weil ja auch Gottes Zusage
an uns nie aufhört. Amen.

 

Pfr. i.R. Hermann Seeger