Hochfest der Erscheinung des Herrn

Predigtimpuls

Mit einem Ziel vor Augen

1. Lesung: Jes 60,1-6
2. Lesung: Eph 3,2-3a.5-6
Evangelium: Mt 2,1-12


Mit einem Ziel vor Augen
In einem festlichen Rahmen erleben wir hier und jetzt, was sich damals – war es noch in Bethlehem oder schon in Nazareth? – ereignet hat: wie Weise, Männer aus einem fernen Land, nach einer langen Reise angekommen sind, das Kind anbeteten und ihm Geschenke übergaben. Das Ereignis macht stumm, weitet das Herz und drängt auch uns, das Knie zu beugen vor dem, der sich für uns klein gemacht hat, damit wir schneller begreifen, was es ist um die Freude, die uns Gott bereitet hat, die wir uns aufgemacht haben zu sehen, was im Sternleuchten unseres Glaubens sich ereignet hat.

Die Geschichte
Und das ist noch einmal die Geschichte, die uns heute wieder mitnimmt auf den Weg zum Kind, ins Haus – wie der Evangelist berichtet – wie die Männer ihre Knie beugen und ihre Geschenke überreichen. Wer waren die Männer aus dem Morgenland? Sterndeuter? Magier? Könige?.... Auf jeden Fall Suchende, Fragende, Menschen voller Erwartungen und mit einem gerüttelten Maß an Entschlossenheit. Sie suchten nicht in den Resten und Abfällen menschlicher Unzulänglichkeiten, gaben sich nicht zufrieden mit wissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern ließen sich über die Grenzen des irdisch Möglichen in das Land der unbegrenzten Wahrscheinlichkeit des Glaubens drängen und dort suchen. Die Nacht war ihre Arbeitszeit, die Dunkelheit, in der alle Konturen sich auflösen, ihr Arbeitsfeld. Welch eine Botschaft für uns hier und heute! Sollte sie uns nicht ermuntern, in der Dunkelheit unserer Zeit, unseres Lebens, unseres Glaubens dort zu suchen, wo der Stern aufleuchtet, das Licht, das in die Welt gekommen ist, damit wir den Weg finden zur Wahrheit in der uns Leben in Fülle angeboten wird?


Da sind noch Fragen

Trotz aller Einsicht und Zustimmung bleibt die Frage, was hat die weisen Männer
im Morgenland so sicher gemacht, dass unter den Milliarden Sternen nur der eine Stern ist, dem zu folgen die Erfüllung aller Sehnsüchte bedeutet? Der Evangelist Matthäus berichtet, dass sie in ihrer Heimat den Stern gesehen und ihn als das Lebenszeichen eines neuen Königs erkannt haben. Hier genügt nicht wissenschaftliche Korrektheit, sondern gewachsener Glaube an Gottes Gegenwart in Raum und Zeit. Die vielen Lichter an unserem Politik-Himmel, am Wirtschaftsfirmament, im Glitzerfeld der Reklame leuchten uns etwas vor, und es braucht bisweilen eine Lebenszeit, bis wir erkannt haben, dass es Irrlichter sind. Wo wir doch meinten das Licht der Welt entdeckt zu haben! Und so brachen sie auf, folgten dem Stern bis zum dem Ort, der für sie zur Lösung aller Fragen wurde. einer weiß, wie lange sie unterwegs waren: Wochen- oder monatelang, hat es Jahre gedauert oder ein Leben lang? Ihre Karte war der Stern, ihr Kompass der Glaube, das Ziel ihre zweifelsfreie Überzeugung.

Angekommen und dann ...
Kurz vor dem Ziel: welche Enttäuschung! Die Antwort auf ihre Frage, wo ist der
neugeborene König, der König einer neuen Welt, der Sinn und das Ziel unserer Reise? Sie finden ihn nicht im Regierungsviertel, in der politischen Zentrale, im
Zentrum der Institution, sondern draußen, wo die Menschen sind, das Volk das im Dunklen sitzt und ein helles Licht sieht und zu deuten versucht. Und schließlich finden sie den Ort, an den sie der Stern geführt hat, wo das Glaubenslicht sie Halt machten lässt. Sind wir bis hierher in Gedanken dem Bericht des Evangelisten gefolgt, fordert er jetzt von uns besondere Aufmerksamkeit. Die Männer aus dem Osten bleiben stehen, Ruhe kommt ins Bild, dankbare Freude leuchtet auf. Sie betreten das Haus – ein Ereignis wie in Zeitlupe –, und sehen das Kind und Maria, seine Mutter. Nun beginnt ein hoher Gottesdienst, in dem sich unsere eucharistische Gemeinschaft passgenau wiederfindet: Die Männer knien nieder, beten an, huldigen dem Kind und übergeben ihm die Geschenke, die sie mitgebracht haben: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Gold dem König der Welt, Weihrauch dem Gottessohn, der unsere Menschlichkeit angenommen hat, Myrrhe dem Erlöser, gehorsam bis zum Tod am Kreuz. Unser Gold ist die Dankbarkeit und Freude, unser Weihrauch ist Zeichen unseres Glaubens sowie die Erfahrung einer im Glauben verbundenen
Gemeinschaft, die Myrrhe Zeichen unserer Betrübnisse und Enttäuschungen, die wir ihm bringen dürfen – ich mach euch wieder froh, hat er doch gesagt.

Heute wie damals
Das Fest der Erscheinung des Herrn feiert eben kein fernes Ereignis, sondern macht uns zu Beginn des neuen Jahres bewusst, was wir tun, wenn wir uns in den Turbulenzen des Lebensalltages aufmachen, um dem zu begegnen, der in allem uns gleich geworden ist, ausgenommen die Sünde, die ein Nein zu Gottes Wort und Weisung ist. So können wir auch heute getrost nach Hause zurückkehren, anders, als wir gekommen sind, gewandelt und erneuert mit der Botschaft im Herzen und auf den Lippen: Wir haben den Herrn gesehen, und das hat er uns gesagt.

 

P. Joachim Gloger SVD