Fest der Taufe des Herrn (B)

Predigtimpuls

Vom Prinzen zum Frosch?

1. Lesung: Jes 42,5a.1-4.6-7
2. Lesung: Apg 10,34-38
Evangelium: Mk 1,7-11


 Vom Prinzen zum Frosch?

Lauter Gebote und Forderungen?
Manchmal wird aus einem Prinzen ein – Frosch! Ja, Sie haben richtig gehört. Die
Verwandlung vom Frosch zum Prinzen kennen wir aus dem Märchen. Aber umgekehrt? Doch, das gibt es immer wieder mal: Die Eltern sind glücklich über ihr Neugeborenes. Es darf sich wie ein Prinz / wie eine Prinzessin fühlen. Aber dann erinnern sich viele Eltern an das, was ihre Eltern in der Erziehung für gut hielten: Sie lehren es also möglichst früh laufen. Krabbeln können die andern! Sie sagen häufig: „Fass das nicht an, es geht kaputt!“ Das Kind versteht: „Ich mache alles kaputt; ich bin nicht gut.“
Die Eltern sagen: „Am liebsten haben wir dich, wenn du ruhig und brav bist.“ Das
Kind versteht: „Ich muss ruhig und folgsam sein, sonst haben sie dich nicht mehr
lieb.“
Sie sagen: „Keine halben Sachen! Du kannst es noch besser.“ Das Kind versteht: „Du darfst keine Fehler machen. Du bist nie gut genug.“
Die Eltern wollen natürlich nur das Beste für ihr Kind. Sie sagen: „Sei stark!“, weil sie spüren, wie schwach sie selber sind. Sie sagen: „Sei perfekt!“, weil sie mit sich nicht zufrieden sind. So muss der Prinz / die Prinzessin dazu herhalten, unerfüllte Träume der Eltern endlich wahr zu machen. Und vor lauter Regeln, Geboten und Forderungen wird der Prinz ganz grün im Gesicht. Schließlich quakt er nur noch: „Nein! Nein!“

Wir denken an so manches
Vom Prinzen zum trotzigen Frosch. Sicherlich jetzt etwas karikiert, aber wie viele
trotzige Frösche hüpfen herum und quaken überall „Nein! Nein!“? Bei
Prinzessinnen ist es auch nicht viel besser: Vor lauter „Das tut aber kein braves Kind“ hocken sie auf einem Seerosenblatt, bereit zum inneren Absprung. Natürlich denke ich auch an die Pisa-Studie. Aber die Kinder und Jugendlichen werden nicht besser, wenn sie nur unter eine Leistungsglocke gesetzt werden. Gott sei Dank darf das Wort „Leistung“ ja wieder ausgesprochen werden. Viel wichtiger ist es, ihre Motivation zu steigern!

Gott spricht: Du bist geliebt – auch ohne Vorleistungen!
Heute sagt im Evangelium ein Vater zu seinem Sohn: „Du bist mein geliebter Sohn!“ Das dürfen wir uns als Kinder Gottes auch anziehen: „Du bist meine geliebte Tochter, mein geliebter Sohn!“ Nicht: Du musst es werden; du musst es dir sauer verdienen. Nein: Du bist es. – Ist das nicht großartig? Ein Geschenk von oben! Und Voraus: Du bist geliebt!

Es gibt in der Hl. Schrift noch Steigerungen:
Die 1. Lesung vom heutigen Sonntag spricht von einem Gott, der das geknickte Rohr nicht zerbricht und den glimmenden Docht nicht auslöscht!

Im Kolosserbrief heißt es: „Ihr seid von Gott geliebt, seid seine auserwählten
Heiligen“ (Kol 3,12).

Der 1. Petrusbrief schreibt gar davon, dass wir ein auserwähltes Geschlecht, eine
königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm sind (1 Petr 2,9a). Womit kann man das überbieten? Was galt damals die Würde von Königen und Heiligen!
So einer ist Gott, der sagt: Du bist mein Kind! Ich habe dich lieb, heute und immer, solange du da bist.
Gott macht niemanden zum Frosch. Darum brauchen auch wir keinen anderen quaken zu lassen.

(Die Predigt wurde durch einen Artikel „Auserwählte Heilige“ von Richard Baus in „Frau und Mutter“ 6/2002 inspiriert. Die gekürzte Geschichte stammt von Gabor von Varga.)

 

Pfr. Willi Hoffsümmer