3. Adventssonntag (C)

Predigtimpuls

Die Zeit ist nahe

1. Lesung: Zef 3,14-17
2. Lesung: Phil 4,4-7
Evangelium: Lk 3,10-18

Die Zeit ist nahe

Nicht Büß- sondern Heilspredigt
Auf den ersten Blick droht Johannes das Gericht an, ein Gericht und vor allem das Jüngste Gericht erfüllt die Menschen mit Angst. Gerade diese Angst will Johannes in seiner Predigt von uns nehmen, er predigt nicht das Gericht, sondern er sagt, wie wir dem Gericht, der Verurteilung, entgehen können. Wir dürfen die Angst vor dem Gericht aufgeben, denn es ist so wie im gewöhnlichen Leben, wer sich richtig verhält, kommt nicht vor das Gericht.

Im vorausgehenden Abschnitt macht Johannes deutlich, dass die Erlösung nicht eine automatische Folge aus der Zugehörigkeit zum Volk Israel ist (V. 8). Aber auch die Wassertaufe selber ist keine Garantie für die Bewahrung vor dem Gericht. Johannes selber relativiert die Bedeutung seiner Taufe gegenüber der Geist- und Feuertaufe.

Wassertaufe
Johannes tauft mit Wasser, das Wasser ist (hier) Zeichen der Reinigung; der Getaufte wird von seinen Sünden gereinigt. Die Wassertaufe ist also gewissermaßen auf die Vergangenheit ausgerichtet. Die Massen, die sich von Johannes taufen lassen, bekommen die Möglichkeit eines Neuanfangs, die Fehler und Vergehen der Vergangenheit werden ihnen nicht angerechnet. Wenn wir bedenken, wie oft in unserem Leben Schuldgefühle und Verletzungen aus der Vergangenheit unser gegenwärtiges Glück beeinträchtigen, dann wird uns bewusst, dass die zugesagte Sündenvergebung eine echte Befreiung bedeutet. Johannes macht den Taufwilligen Mut, die Belastungen der Vergangenheit abzuwerfen, dem Leben und dem Zusammenleben mit den Mitmenschen eine neue Richtung zu geben.

Feuertaufe
Wir können nicht abschätzen, inwieweit im Lukasevangelium der alte Konflikt zwischen Johannesjüngern und Jesusjüngern noch durchscheint. Der Evangelist betont aber immer wieder die Unterordnung des Johannes unter Jesus (Jesus ist der Stärkere), gleichzeitig aber auch die Zuordnung zu Jesus, der von Johannes die Wassertaufe empfangt (V 21), dann aber die Geist- und Feuertaufe bringt. Das Feuer erinnert wieder stark an das Gericht; nachdem die Spreu vom Weizen getrennt ist, wird die Spreu verbrannt. Vorher haben wir Johannes als Heils- und nicht als Gerichtsprediger erkannt. Hier scheint die Ankündigung des Gerichts und damit die Angst erneut durchzubrechen. Als ob Johannes das Heil und Jesus das Gericht verkünde. Gerade gegen dieses Missverständnis steht der ungewohnte Doppelbegriff Geist- und Feuertaufe. Wir erinnern uns an die Feuerzungen, die an Pfingsten auf die Apostel herabkamen und sie mit dem Feuer des Glaubens erfüllten, jenem Feuer, das die Jünger von ihrer lähmenden Angst befreite und ihnen die Kraft gab für ihre Mission. Die Geist- und Feuertaufe ist auf die Zukunft ausgerichtet. So stehen Johannes und Jesus mit ihrer Taufe im Schnittpunkt von Vergangenheit und Zukunft, im Schnittpunkt von alt und neu. Altlasten werden abgeworfen und das Leben, das Handeln der Getauften wird verändert.

Früchte
Wie aber verändert sich das Leben der Getauften? – In unserer Tradition fragen wir besser: wie verändert sich das Leben der Gefirmten? Was sollen wir tun, fragen die Leute, und Johannes antwortet so, wie auch Jesus geantwortet hätte: Tut das Gute. Hier wird der Evangelist sehr konkret, es folgen Handlungsanweisungen für die Leute, die Zöllner, und die Soldaten. Die Leute sollen teilen, die Zöllner nicht betrügen und die Soldaten nicht misshandeln. Alles eigentlich realistische Forderungen, die jeder und jede in seinem Leben umsetzen kann, keine abgehobenen Ideale, sondern das, was der Einzelne tun kann, ohne mit der jüdischen oder römischen Obrigkeit in Konflikt zu geraten. Gerade die Anweisung an alle zu teilen, entspricht dem, was Lukas seinen Lesern immer wieder in Erinnerung ruft. Wir können davon ausgehen, dass Lukas eher für reiche Christen schreibt, denn die Armen, die keinen Mantel besitzen, können auch keinen weggeben. Denken wir daran, wie eng Lukas am Anfang der Apostelgeschichte das Teilen des (eucharistischen) Brotes mit der Gütergemeinschaft verknüpft (Apg 2,41-47, mit dem Hinweis auf die Taufe!)

Unsere Erwartungen
Es ist machbar, was hier an Früchten des Glaubens gefordert wird, und die Woche vor Weihnachten eignet sich dazu, darüber nachzudenken, wo wir teilen können, unsere Freude teilen, aber auch unseren Reichtum teilen. Da können wir darüber nachdenken, ob unsere Geschenke auch von diesem Geist der Solidarität erfüllt sind oder ob es eher ein eigennütziges Geben ist, um zu empfangen.

 

P. Albert Kappenthuler SVD