Bußgottesdienst im Advent 2007

Kontext - Bemerkungen

„Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis gehen, sondern wird das Licht des Lebens haben“ (Joh 8,12).

1 Joh 1,3-10
Joh 9,1-7.35-41

Lied: GL 107,1 (Macht hoch die Tür)

Einleitung:

Advent ist die Zeit der Erwartung. Wenn Menschen warten, zünden sie ein Licht an. Symbolisch zünden wir das Licht des Adventskranzes an, das sich jede Woche vermehrt. So gehen wir geistig mit dem wachsenden Licht mit, bis es uns zu Weihnachten in der Krippe voll aufstrahlt.

Das Thema Licht soll deshalb auch heute zu diesem adventlichen Bußgottesdienst in unserer Mitte stehen. Wir haben dazu als Leitfaden das Wort Jesu aus dem Johannesevangelium gewählt: „Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis gehen, sondern wird das Licht des Lebens haben“ (Joh 8,12).

Licht und Finsternis sind urreligiöse Symbole, die wir auch in vielen Religionen finden. Licht steht für Freude, Zuversicht, Hoffnung und Leben; Finsternis für Unheil, Ratlosigkeit, Gottferne, ja letztlich Tod.

Auch die Bibel spricht in diesen Symbolen von Licht und Finsternis. Damit wird eine tiefe menschliche Wirklichkeit aufgedeckt: Wo Licht ist, ist Gott. Eine Welt ohne Gott aber ist Finsternis.

Das adventliche Licht in der Dunkelheit des Abends soll uns heute helfen, Licht von Finsternis zu unterscheiden. Denn erst dort, wo wir uns des Lichtes bewusst werden, entdecken wir auch die finsteren Aspekte unseres Lebens.

 

Kyrie-Rufe:

GL Nr. 103

 

Gebet:

Herr, allmächtiger Gott.
Du hast durch das Licht der Schöpfung die Finsternis vertrieben.
In deinem Licht schauen wir das Licht.
Du willst, dass wir in deinem Licht unser Leben gestalten,
   um so zum wahren Licht unserer Bestimmung zu kommen.
Die vielen Lichter unserer Welt aber verdunkeln oft deine Gegenwart.
Wir werden deinem Licht gegenüber blind.
Öffne uns heute die Augen,
   um zu sehen, wo wir stehen.
Lass uns in deinem Licht die Schatten unserer Finsternis erkennen
   und schenke uns Reue und Umkehr.
Das bitten wir durch Jesus Christus,
    der als Licht in die Welt gekommen ist
   und uns aus der Finsternis in sein Licht führen will. Amen.

 

Lesung: 1 Joh 1,3-10

 

Lied: GL 555,1-3

 

Evangelium: Joh 9,1-7.35-41

 

Ansprache:

Liebe Schwestern und Brüder!

Vielleicht haben Sie schon öfter versucht, einen gebrauchten Mantel oder einen Anzug wieder zu reinigen. Bei einem dunklen Stoff geht man damit ans Tageslicht, weil erst so die Flecken sich sehen lassen. Erst im Licht zeigt sich das wahre Ausmaß der Verunreinigung.

Ähnlich ist es mit unserem Glaubensleben. Im Normalfall finden wir es in Ordnung. Erst in der Konfrontation mit dem Evangelium werden sich die Schatten und Flecken im Leben zeigen. Muss ich sie suchen, wenn ich mich doch ganz zufrieden fühle? Das mag sich mancher fragen.

Doch die innere Zufriedenheit mit sich selbst kann über das objektive Verhalten uns täuschen. Wer gut und gläubig sein will, wird deshalb bereit sein, sich öfters der Reinigung zu unterziehen. Unser Bußgottesdienst ist eine solche Hilfe zur Reinigung. Er soll uns wie in einem Spiegel das Tun und Lassen vor Augen führen. In diesem Sinn ist er gleichsam ein Gericht, denn wir lassen uns vom Evangelium richten, damit wir vom Schlechten abkehren und uns dem Guten wieder zukehren.

Der Weg christlicher Vollkommenheit ist ein ständiges Neuwerden, ein Wachsen im Glauben und in der Menschlichkeit. Keiner kann sagen, er sei schon fertig. Erst auf unserem Weg mit Christus werden wir zur vollen Entfaltung unseres Lebens kommen. Er ist wie ein Licht auf unserem Pfad. Wer mit ihm geht, wird seine Kraft entdecken, aber auch seine Barmherzigkeit und Nachsicht. Die Blindenheilung ist dafür ein Zeichen, das sich jeden Tag an uns ereignet, wenn wir auf Jesus zugehen. Bei diesem Bußgottesdienst wollen wir uns wieder dem Licht Christi aussetzen, um so auch Reue für unsere Taten zu empfinden und bereitwillig den Weg der Umkehr einzuschlagen. Die folgende Reflexion soll uns dabei helfen.

 

Reflexion: (vorgetragen von 2 Personen)

V. 1: Jesus spricht: „Um zu richten bin ich in die Welt gekommen: damit die Blinden sehend werden und die Sehenden blind.“ (Joh 9,39)

 

V. 2: Das Leben fordert uns täglich heraus: Arbeit, Familie, Freizeit. Oft fehlt uns die Zeit zum Innehalten und Ausatmen. Wir bleiben in dem stecken, was wir wollen und schaffen. Wir sind blind geworden für die jenseitige Wirklichkeit Gottes. Oft haben wir gar kein Bedürfnis für die Begegnung mit Gott. Oder haben wir vielleicht manchmal sogar Angst, uns dem Licht Gottes auszusetzen? Haben wir kein Gespür mehr dafür, dass das Leben mehr ist als die Erfüllung irdischer Wünsche? Der Aufbruch zum Licht ist der erste Schritt zur inneren Befreiung.
Herr, mache uns sehend!


V. 1: Johannes sagt: „Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, führen wir uns selbst in die Irre, und die Wahrheit ist nicht in uns.“ (1 Joh 1,8)

 

V. 2: Was ist schon Sünde? fragen heute die Menschen. Oft sehen wir natürlich die großen Sünden der anderen eher als bei uns selbst. Sind wir deshalb schon frei von Sünden?

Erst in der Begegnung mit Jesus wird uns aufgehen, wo noch unsere finsteren Schatten liegen. Oft sind es innere Haltungen wie Habsucht, Neid, Zorn, Geiz, Rachsucht, Egoismus, Hartherzigkeit, mangelnde Verzeihungsbereitschaft, Pflichtvergessenheit und vieles mehr, die unser Leben ungenießbar machen. Die anderen haben unsere Fehler schon lange bemerkt, nur wir nicht. Weil wir uns nicht dem Licht Jesu aussetzen, sehen wir diese Schatten gar nicht mehr. Wir machen uns etwas vor.
Herr, gib uns die Kraft, uns selbst in die Augen zu schauen!

 

V. 1: Johannes sagt: „Wer sagt, er sei im Licht, aber seinen Bruder hasst, ist noch in der Finsternis. Wer seinen Bruder liebt, bleibt im Licht; da gibt es für ihn kein Straucheln. Wer aber seinen Bruder hasst, ist in der Finsternis. Er geht in der Finsternis und weiß nicht, wohin er geht; denn die Finsternis hat seine Augen blind gemacht.“ (1 Joh 2,9-11)

 

V. 2: Hassende Menschen haben ein finsteres Gesicht. Liebe und Licht bedingen sich. An der Liebe zum Nächsten erkennen wir, ob wir im Licht sind. Die mangelnde Liebe ist Zeichen innerer Finsternis. Wir sind blind gegenüber den Armen und den Notleidenden, den seelischen Nöten von Kindern und Jugendlichen. Wir meinen, alles durch Geld und Güter ausgleichen zu können und vergessen unsere persönliche Hinwendung. Wie viel Zeit wenden wir dem Nächsten zu? Unseren Kindern? Unseren schwachen und kranken Eltern oder Großeltern?
Herr, befreie uns aus der Finsternis des Egoismus und führe uns in das Licht der Liebe!

 

V. 1: Jesus sagt: „ Ihr seid dass Licht der Welt... Man zündet nicht ein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter; dann leuchtet es allen im Haus. So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ (Mt 5,14-16)

 

V. 2: Wo Licht ist, wird die Finsternis verscheucht. Wir beschweren uns oft über die Schlechtigkeit der anderen. Aber zeigen wir durch unser Verhalten einen besseren Weg? Gehen wir mit gutem Beispiel voran, auch wenn das Verzeihen und Verzicht auf Eigeninteressen beinhaltet? Ist uns der Friede lieber als das Rechthaben? Geben wir Zeugnis für unseren Glauben in der Öffentlichkeit? Am Stammtisch? Am Arbeitsplatz? In der Erziehung unserer Kinder? Erst wer im Licht Gottes lebt, braucht sich keine Sorgen zu machen um den Erfolg seines Lebens, denn das Licht selbst hat die Kraft der
Verwandlung in sich.
Herr, mache uns Mut zum Zeugnis mit unserem Leben!

 

V. 1: Johannes sagt: „Wer sagt: Ich habe ihn erkannt, aber seine Gebote nicht hält, ist ein Lügner, und die Wahrheit ist nicht in ihm … Wer sagt, dass er in ihm bleibt, muss auch leben wie er gelebt hat.“ (1 Joh 2,4-6)

 

V. 2: Oft sind wir verblendet von vielen Meinungen in der Welt. Kann jeder glauben, was er will? So werden Glaube zum Gefühl und unsere Taten zur Beliebigkeit. Die Gebote aber scheinen uns in unserer Freiheit einzuschränken. Aber Gebote sind keine Last, sie sind Gottes Hilfen für uns, Leitlinien, an denen wir immer erneut unser Leben ausrichten sollen. Nehmen wir Gottes Gebote noch als Gottes Wort ernst? Oder wählen wir nach Gutdünken aus? Wie steht es um den Sonntagsgottesdienst, den Schutz des Lebens privat und in der Öffentlichkeit? Wie steht es um die geschlechtliche Reinheit vor der Ehe und in der Ehe? Folgen wir nicht lieber dem Trend der Zeit als Gottes Geboten?
Herr, lass uns hören auf dein Wort, denn dein Wort ist ein Licht für meine Pfade!

Jesus sagt: „Das Licht kam in die Welt, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Taten waren böse. Jeder der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Taten nicht aufgedeckt werden.“ (Joh 3,19-20)

 

V. 2: Wer im Licht Gottes lebt, erwacht zum Leben. Wir müssen den Zusammenhang zwischen Gott und Leben wieder neu entdecken. Wer im Bösen verhaftet ist, will oft gar nicht zum Licht, denn er hat Angst, dass er in Frage gestellt wird. Wir können uns gegenseitig helfen, ins Licht zu kommen. Aber sind wir auch bereit, die Kritik und die Ermahnungen der anderen anzunehmen, oder weisen wir jeden Besserungshinweis von uns ab? Haben wir genügend Demut, uns in Frage stellen zu lassen? Sind wir bereit, die Dinge anzunehmen, durch die Gott manchmal unsere Wege durchkreuzt, weil er das Bessere von uns will?
Herr, lass mich das Böse in meinem Leben erkennen und befreie mich von aller Selbsttäuschung!

 

V. 1: „Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ (Joh 8,12)

 

V.2: Die Wahrheit sollen wir tun. Oft bekennen wir unseren Glauben mit Worten, aber es folgen keine Taten. Nur wer sich an Christus orientiert, wird immer die Wahrheit tun. Wie steht es um unsere Bereitschaft, das Wort Gottes zu hören? Nehmen wir die Angebote der Pfarrei oder auch der kirchlichen Medien an, die uns das Wort Gottes aufschlüsseln und nahe bringen wollen? Sind wir bereit, in unserem Glauben zu wachsen, ihn zu vertiefen, so dass er auch in der modernen Welt Bestand hat? Sind wir bereit, im Glauben an Christus auch mal Schritte zu tun, die dem Trend der Gesellschaft entgegengehen?
Herr, bewahre uns vor der Bequemlichkeit im Glauben und vor dem selbstverordnetem Mittelmaß!

 

Lied:

GL 108,1-3, Komm du Heiland...

 

Gebet:

Herr, unser Gott,
durch deinen Sohn Jesus Christus hast du Licht in die Welt gebracht.
Er ist das ‚wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet’.
Wir sehnen uns nach Leben und Licht,
   aber wir sind in der Finsternis gefangen.
Wir lieben die Finsternis oft mehr als das Licht.
Aber erst in deinem Licht erkennen wir
   unsere wahre Berufung und die Erfüllung unseres Lebens.
Wir bitten dich deshalb,
   nimm von uns die Blindheit unseres Herzens,
   wirke erneut das Wunder unserer Heilung
und schenke uns Einsicht und Reue.
Mache uns bereit zur Vergebung und zum Neuanfang,
   um uns so auf deine Ankunft vorzubereiten.

 

Schuldbekenntnis:

Wir beten gemeinsam: ‚Ich bekenne...’

 

Vergebungsbitte:

Der allmächtige, gute und barmherzige Gott sei Euch gnädig,
er öffne Euch die Augen für das Licht seiner Gegenwart
   und vergebe Euch Eure Schuld.
Er gebe Euch Kraft,
   das Böse zu meiden
   und als Kinder des Lichtes in der Welt zu leben.
Er, der gütige Gott:
+ der Vater und der Sohn und der Hl. Geist. Amen

 

Lied:

GL 107,4-5

 

P. Martin Neuhauser SVD