3. Adventssonntag (B)

Predigtimpuls

Die Stimme des Rufers

1. Lesung: Jes 61,1-2a.10-11
2. Lesung: 1 Thess 5,16-24;
Evangelium: Joh 1,6-8.19-28

 

Viel ist vorzubereiten, wenn es auf Weihnachten zugeht. Vorbereitungen sehr unterschiedlicher Art nehmen unsere Zeit und unsere Energie in Anspruch. In der Liturgie ist heute von einem Mann die Rede, der geradezu vom Vorbereiten lebt. Er lenkt auch unsern Blick auf die alles entscheidende Vorbereitung. Seine ganze Existenz ist bestimmt als „Sein für“ – im Dienst des Kommenden.

 

„Sein für“ – im Dienst des Kommenden

Um das gleich ganz am Anfang seines Evangeliums deutlich zu machen, erzählt Lukas schon im 1. Kapitel von Aufsehen erregenden Ereignissen vor und bei der Geburt des späteren Täufers Johannes, von der Begegnung der Ungeborenen, als Maria die schwangere Elisabeth besucht. Von ihm spricht heute auch der Prolog des Johannes-Evangeliums. In diesem machtvollen Hymnus auf die ewige Weisheit, auf das Mensch gewordene göttliche Wort, sind Texte eingeflochten, die den Täufer vorstellen, und zwar ganz im Sinn seiner Aufgabe, auf den Kommenden vorzubereiten. Und den nennt der Prolog das Licht. Jesus ist der Erwartete, und er ist das Licht der Welt. Ein denkwürdiges Wort: Licht der Welt. Licht für die Welt. Licht macht sichtbar. Im Licht sehen wir die Dinge. Das Licht selbst sehen wir nicht wie die Dinge. Das Johannes-Evangelium betont den Gegensatz von Licht und Finsternis, das ist der Gegensatz von Glauben und Unglauben. In Jesus leuchtet die Herrlichkeit Gottes auf. In dem Zusammenhang ist vom Täufer Johannes die Rede. Er ist Zeuge für das Licht, dass alle durch ihn zum Glauben kommen. Dann ganz betont: Er, dieser Johannes, war nicht selbst das Licht. Er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht. Man hat ja in Johannes den Erwarteten sehen wollen. Dagegen lässt das Johannes- Evangelium keinen Zweifel: Der Täufer gehört nicht zur Finsternis. Im Gegenteil, er ist von Gott gesandt – nicht als das Licht selbst, aber als Zeuge für das Licht. Sein Zeugnis wird im Evangelium weiter dargestellt. Zunächst negativ: in der offiziellen Befragung durch Priester und Leviten steht der Täufer zu sich selbst. Er verfällt nicht der Überheblichkeit und dem Machtrausch, sondern stellt klar: Ich bin nicht der Erwartete, auch nicht ein Prophet, sondern – jetzt positiv – die Stimme des Rufers. Er verweist auf den unbekannt Gegenwärtigen, dem er sich voll unterordnet, um den es denn auch im ganzen Evangelium geht.

 

Eine Ahnung erfüllt sich

Wir könnten fragen: Wie kommt man überhaupt zu solchen Erwartungen auf einen, der kommen soll? Darauf antwortet die alttestamentliche Lesung. In ihr wird etwas von alten Verheißungen aktuell. Da hatte doch vor sehr langer Zeit ein später Jesaja schon von einem Kommenden gesprochen. So jedenfalls hat die ganz frühe Kirche seine Botschaft auf Jesus bezogen, wenn auch der Prophet ursprünglich sich selbst meinen mochte. Die frühe Kirche konnte die Erwartung der vielen und die durch den Propheten noch nicht eingelöste Verheißung in Jesus erfüllt sehen und sich über ihn freuen als den Geisterfüllten, der den Armen frohe Botschaft bringt, zerbrochene Herzen heilt und Gefangene befreit. Adventlich weihnachtliche Hoffnung bis heute.

 

Freut euch zu jeder Zeit

Aber Weihnachten ist nicht Ende, sondern Anfang. Mit Weihnachten und Ostern hat etwas Neues begonnen. Davon spricht Paulus in seinem Brief an die Thessalonicher. Er kann zu dankbarer Freude einladen, nicht zu oberflächlicher Heiterkeit, sondern zu einer Freude, die in der Gemeinschaft mit Christus gründet und Einfluss nimmt auf das Leben. Das ist zugleich Einladung zu ungeahnter Weite des Geistes und des Herzens. Die ganze glaubende Gemeinschaft darf sich davon erfüllen lassen. Und das gilt bis heute. Vieles ist angeboten – heute – auch auf dem Markt spiritueller Gehalte. Sehr Unterschiedliches drängt sich auf. Paulus rät zur Behutsamkeit. Er hält nichts von vorschneller unbedacht ängstlicher Ablehnung. Er bejaht Charismen und prophetische Reden, drängt aber darauf, alles mit kritischem Urteil zu prüfen und das Gute festzuhalten. Diese Weite des Geistes und des Herzens darf auch unsere weihnachtliche Vorbereitung bestimmen. Ich wünsche sie Ihnen und mir.

 

P. Dr. Josef Salmen SVD